Der Weltkrieg am 5. Oktober 1914

DEUTSCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Neue Erfolge vor Antwerpen

Großes Hauptquartier, 5. Oktober, abends. (Amtlich.)
Vor Antwerpen sind die Forts Kessel und Broechem zum Schweigen gebracht. Die Stadt Lier und das Eisenbahnfort an der Bahn Mecheln - Antwerpen sind genommen.
Auf dem rechten Flügel in Frankreich wurden die Kämpfe erfolgreich fortgesetzt.
In Polen gewannen die gegen die Weichsel vorgehenden deutschen Kräfte Fühlung mit russischen Truppen.
1)

 

Vom westlichen Kriegsschauplatz

Aus der "Frankfurter Zeitung":
Durch die Niederkämpfung der beiden Forts Kessel und Broechem ist die Lücke in dem Gürtel der Außenforts von Antwerpen nochmals um sechs bis acht Kilometer verbreitert worden. Die Forts Waelhem und Broechem liegen etwa 17 Kilometer in der Luftlinie auseinander. Zu dieser Distanz sind aber außerdem auf beiden Seiten noch einige Kilometer hinzuzurechnen. Die Abschnitte der Forts von Kessel und Broechem schließen sich nordöstlich und nördlich an die bisher im Südost-Sektor eroberten Befestigungswerke an. Kessel liegt jenseits der großen und Broechem jenseits der kleinen Nethe. Broechem ist nur etwa zehn Kilometer von der zweiten Fortskette entfernt. Die Belagerer rücken den Innenwerken von Antwerpen also immer näher.

 

Vom östlichen Kriegsschauplatz

Petersburg 5. Oktober. (Priv.-Tel.)
Nach einem Bulletin dauerte die Schlacht bei Augustow zwei Tage an. Es wurde mit äußerster Erbitterung gekämpft. Der Feind verteidigte sich auf den Stellungen nördlich vom Wigrisee, machte einen Angriff bei Raczki und Zorjimene und suchte die westlichen Ausgänge und Wälder von Augustow ab. Eine erste deutsche Reiterdivision suchte die Offensive der russischen Reiterei anzuhalten. Der Kampf spielte sich in der Nacht ab. Auf dem rechten Weichselufer fand ein kleines Gefecht statt. Die letzten deutschen Operationen waren besonders energisch. Sie wollten Wilna unter Umgehung von Kowno erreichen. Die Russen gingen zunächst zurück, machten dann aber einen Gegenangriff. Der Zusammenstoß war furchtbar.
2)

 

Der oberungarische Kampfschauplatz

Budapest, 5. Oktober. (Priv.-Tel.)
Nach hartnäckigem Ringen ist es unseren Truppen gelungen, die in das Bereger Komitat eingedrungenen Russen, die 12000 Mann zählten und mit Gebirgskanonen und Maschinengewehren ausgerüstet waren, in mehreren Gefechten zu schlagen und aus dem Komitat zu vertreiben. Unsere Truppen, etwa 4500 Manu mit wenigen Geschützen, hatten sich bei Felsoe-Verecke kozentriert und nach mehrstündigem Kampfe gelang es ihnen, die Russen abzudrängen. Zur endgültigen Entscheidung kam es bei Szolyva. Die Russen mußten sich fluchtartig zurückziehen, wurden jedoch zwischen Aknos und Polena umzingelt. Zahlreiche Russen fielen, viele wurden gefangengenommen; außerdem wurden Maschinengewehre erbeutet. Damit war das Bereger Komitat vom Feinde gesäubert.

Budapest, 5. Oktober. (Priv.-Tel.)
Es ist erwiesen, daß die russischen Truppen nur auf Schleichwegen, die ihnen von Verrätern gezeigt worden, über die Karpathen in ungarisches Gebiet einbrechen konnten.

Budapest, 5. Oktober. (Priv.-Tel.)
Nach hier eingetroffenen Meldungen haben mehrere hundert Kosaken heute versucht, von Maramaros-Sziget, wo von den etwa 18000 Bewohnern nur noch einige hundert zurückgelieben sind, nach Noßzumezö vorzudringen, wurden jedoch blutig zurückgeworfen. Das gleiche Schicksal erfuhren Kosaken, die sich in der Gegend von Taraczköz zeigten.
2)

 

Der 1. Weltkrieg im Oktober 1914

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 1
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

2) "Frankfurter Zeitung" (1914)

 

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