Der Weltkrieg am 28. November 1914

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Russische Angriffe in Polen abgeschlagen

Großes Hauptquartier, 28. November, vormittags.
Auf dem westlichen Kriegsschauplatze ist die Lage nicht verändert. Französische Vorstöße im Argonnenwalde wurden abgewiesen. Im Walde nordwestlich Apremont und in den Vogesen wurden den Franzosen trotz heftiger Gegenwehr einige Schützengräben entrissen.
In Ostpreußen fanden nur unbedeutende Kämpfe statt.
Bei Lowicz griffen unsere Truppen erneut an; der Kampf ist noch im Gange. Starke Angriffe der Russen in Gegend westlich Noworadomsk wurden abgeschlagen. In Südpolen ist im übrigen alles unverändert.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Freiherr v. d. Goltz in Konstantinopel

v. d. Goltz
v. d. Goltz
v. Bissing
v. Bissing

Berlin, 28. November. (W. B.) 
Wie wir aus zuverlässiger Quelle erfahren, ist der Generalfeldmarschall Freiherr v. d. Goltz von seiner Stellung als Generalgouverneur von Belgien enthoben und für die Dauer des mobilen Verhältnisses der Person des Sultans und dessen Hauptquartier zugeteilt worden. Zu seinem Nachfolger als Generalgouverneur von Belgien ist der General der Kavallerie Freiherr v. Bissing ernannt worden.
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Fortdauernde Sturmangriffe in Serbien

Wien, 28. November, mittags.
Amtlich wird verlautbart:
Die Lage hat sich nicht geändert. In Russisch-Polen verlief auch der gestrige Tag im allgemeinen ruhig, einzelne schwächliche Angriffe der Russen wurden abgewiesen. Die Kämpfe in den Karpathen dauern fort.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Generalmajor.

Vom südlichen Kriegsschauplatz wird in Wien amtlich verlautbart:
28. November. Auch gestern wurde auf dem südlichen Kriegsschauplatz fast auf allen Fronten gekämpft. Mehrere wichtige verschanzte Positionen wurden hierbei erstürmt, vor allem die dominierende Stellung am Siljak. Insgesamt wurden zirka 900 Gefangene gemacht und drei Geschütze erbeutet. Der vom serbischen Preßbureau verlautbarte Sieg über eine österreichisch-ungarische Kolonne bei Rogacica verwandelte sich gestern in den Einmarsch unserer Kolonne in Uzice. Mit dem erbeuteten Train wurde der 16jährige Enkel des Woiwoden Putnik gefangen. In Anbetracht seines jugendlichen Alters und seiner verwandtschaftlichen Beziehungen zum serbischen Heerführer wurde Verfügung getroffen, den Gefangenen mit besonderer Rücksicht zu behandeln.
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Hindenburg und Erzherzog Friedrich

Erzherzog Friedrich

Erzherzog Friedrich

Wien, 28. November. (W. B.) 
Aus dem Kriegspressequartier wird gemeldet: 
Dem Armeeoberkommandanten Erzherzog Friedrich ist folgendes Telegramm zugegangen:

"Euer K. und K. Hoheit melde ich untertänigst, daß ich durch die Gnade Seiner Majestät des Kaisers und Königs, meines allergnädigsten Herrn, zum Generalfeldmarschall befördert worden bin. Indem ich meiner Freude Ausdruck gebe, diesen höchsten militärischen Dienstgrad im Kampfe Schulter an Schulter mit dem verbündeten österreichisch - ungarischen Heere erworben zu haben, verharre ich in größter Ehrerbietung: 

Euer K. und K. Hoheit untertänigster 
v. Hindenburg."

Auf dieses Telegramm und die weitere Meldung, daß der Generalstabschef Hindenburgs, General v. Ludendorff, zum Generalleutnant befördert worden ist, richtete Erzherzog Friedrich nachstehende Depesche an den Generalfeldmarschall v. Hindenburg.

"Mit aufrichtiger Freude beglückwünsche ich Eure Exzellenz namens der mit Stolz auf den Sieg der ruhmgekrönten Führer des mit ihr Schulter an Schulter kämpfenden Teiles der deutschen Wehrmacht blickenden österreichisch-ungarischen Armee anläßlich Ihrer Beförderung zum Generalfeldmarschall. Ich gedenke gleichzeitig mit den herzlichsten Gefühlen Ihres für seine hervorragenden Verdienste in West und Ost von seinem Kriegsherrn ebenfalls beförderten und ausgezeichneten Chefs des Stabes. Die Führer und die Armeen der in seltener Eintracht kämpfenden Verbündeten sind sich eins in den Gefühlen der gegenseitigen Achtung und der festen Zuversicht: Der endgültige Sieg muß kommen! - 

G. d. I. Erzherzog Friedrich,
 K. und K. Armeeoberkommandant."
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Ein weiteres Opfer unserer Unterseeboote

Amsterdam, 28. November. (Priv.-Tel.) 
Nach einem Telegramm aus Fecamp ist am 26. November, morgens 8 Uhr, das englische Dampfschiff "Primo" durch ein deutsches Unterseeboot bei d´Antifer an der französischen Küste im Kanal, etwa 20 Kilometer nördlich von Le Havre, in den Grund gebohrt worden. Die Besatzung wurde gerettet und nach Fecamp gebracht. (Der Dampfer "Primo" hatte 1366 Tonnen Rauminhalt und gehörte der Pelton-Co. in Newcastle.)
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Die Vereisung der nördlichen Häfen

Köln, 28. November. (Priv.-Tel.) 
Die "Köln. Ztg" meldet aus Kiel: Die Eissperre nimmt im Norden ihren Anfang. Die schwedischen Häfen Tornea, Lulea und Pitea sind bereits geschlossen. Rußland teilt aus begreiflichen Gründen in diesem Winter nichts über die Einstellung des Schiffsverkehrs mit, doch läßt die Sperrung der nordschwedischen Häfen und eine Morgenluftwärme bis zu 18 Grad unter Null den Schluß zu daß die Schiffahrt in den russischen Häfen am Bottnischen Meerbusen gleichfalls eingestellt ist. Erst zu Anfang Mai 1915 ist dort wieder offenes Wasser zu erwarten.
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Verkündung des Heiligen Krieges in Mekka

Konstantinopel, 28. November. (Priv.-Tel.) 
Aus Mekka wird gemeldet, daß die Verkündung des Heiligen Krieges besonders feierlich vor sich ging. Die Kaaba wurde geöffnet und in ihr Gebete für den Erfolg der islamitischen Waffen gesprochen.
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Australische Truppen nach ihrer Ankunft in England

Die Rüstungen Australiens

London, 28. November. (W. B.) 
Das Reutersche Bureau meldet aus Melbourne: Premierminister Fisher gab im Repräsentantenhaus die Erklärung ab, daß bisher 20338 Mann der Armee und 1200 Mann der Marine nach dem Kriegsschauplatz abgegangen seien. 10258 Mann sind in Ausrüstung für den Transport begriffen; 2820 Mann für die erste Verstärkung, je 3000 Mann für die zweite und dritte Verstärkung. Annähernd 2000 Soldaten werden aufgebracht, um den Effektivbestand der eingestellten Streitkräfte über die bereits abgegangene Zahl zu ergänzen.
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Die rumänische Thronrede

Ferdinand von Rumänien
Ferdinand von Rumänien

Bukarest, 28. November. (W. B.) 
Die ordentliche Parlamentssession wurde heute Mittag vom König, der in Begleitung des Thronfolgers erschienen war, mit einer Thronrede eröffnet, in der es heißt:

"Indem ich zum ersten Male die ordentliche Session des Parlaments eröffne, weilen meine Gedanken bei meinem geliebten Onkel, dessen Verlust einmütig beklagt wird. Durch seine Tugenden, seine beständige, dem allgemeinen Wohl gewidmete unablässige Arbeit hat König Carol eines der rühmlichsten Blätter der Geschichte unseres Volkes geschrieben. Während des Krieges führte er die tapfere Armee zum Siege. Im Frieden war er unermüdlich besorgt für die Entwicklung des Staates, und unter seiner Regierung hat er in weniger als einem halben Jahrhundert ein Königreich gegründet. Als die internationale Lage einen ungewöhnlichen Ernst zeigte, wurde König Carol abgerufen Um diese schwierigen Zeiten überwinden zu können, bedarf es der aufrichtigen Unterstützung und des erleuchteten Patriotismus aller Kräfte der Nation ebenso wie der Einigkeit aller. Ich habe die Überzeugung, daß Sie, von der Bedeutung der gegenwärtigen Lage durchdrungen, meiner Regierung volle Unterstützung bei der Erledigung der Gesetzentwürfe leihen werden, die von den Umständen gefordert werden oder dem Bedürfnis der von der Liebe und dem Vertrauen der Nation umgebenen Gefährnisse Rechnung tragen sollen."

Die Thronrede wurde mit langanhaltendem Beifall und Kundgebungen für König und Armee aufgenommen. 2)

 

Der 1. Weltkrieg im November 1914

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 1
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

2) "Frankfurter Zeitung" (1914)

 

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