Unsere
Marine
Winston
Churchill
Die
"Frankfurter Zeitung" schreibt:
Als neulich Herr Churchill im englischen Unterhaus eine lange
Beschwichtigungsrede über den Seekrieg hielt, sagte er voll Genugtuung,
es stehe alles gut, denn die vier großen Gefahren, die England zur See
drohten, seien glücklich vermieden worden, oder sie hätten sich doch
immerhin ganz wesentlich vermindert. Die englische Flotte sei nämlich
nicht hinterrücks überfallen worden, bevor sie ihren Posten erreicht
habe; der Sorgen wegen der flinken deutschen Kreuzer, die den
Kauffahrteischiffen nachstellten, sei man - wenigstens zu einem großen
Teil - ledig, gegen die Minen habe man Vorsichtsmaßregeln getroffen und
was die Unterseeboote angehe, so habe man in England größere. Das eine
ist nun allerdings gewiß:
Alles, was der englischen Flotte bisher geschah in diesem Krieg, ist, an
den riesigen Zahlen gemessen, auf die sich die englische Marine berufen
kann, natürlich wenig und unbedeutend. Was will es für eine Flotte, die
über Dutzende von Dreadnoughts verfügt, heißen, wenn sie zwei davon
verliert? Was bedeuten fünf Panzerkreuzer, wenn vierzig oder mehr übrig
bleiben? Wenn sich Herr Churchill dies zum Thema genommen hätte, dann könnte
man vielleicht nicht allzuviel dagegen einwenden. Aber die Rede über die
vier Gefahren zur See nimmt einen anderen Weg. Was man da aus dem Munde
eines Mannes hörte, der stolz darauf ist, daß England mit der größten
Flotte der Welt alle Meere beherrsche, wäre richtig und gut gewesen als
Trostwort eines kleinen Staates, der mühsam ein paar Schiffe vor einem übermütigen
Feind gerettet hat und mit verhaltenem Atem auf das lauscht, was kommen möge.
Wir wissen, daß uns die Zukunft einen schweren Kampf zur See bringen wird
und wissen auch, daß es nicht Feigheit ist, was die englische Flotte in
ihren Häfen, vielleicht sogar an den Westküsten des Inselreichs, zurückhält.
Die Admiralität in London handelt nicht ohne Plan. Aber die Rede
Churchills und überhaupt die ganze Stimmung des englischen Volkes, wie
sie sich in den großen Zeitungen widerspiegelt, sagt uns doch das eine:
Bei diesen zwanzig großen und kleinen Kriegsschiffen, die unsere Flotte
den Engländern weggenommen hat, mag die Zahl und der Wert an Menschen und
Material nicht viel bedeuten, aber das Ganze bedeutet uns doch so viel wie
eine große gewonnene Schlacht. Es ist wie ein Sieg an einer völlig
unbeachtet gewesenen Stelle: die deutschen Kriegsschiffe haben sich gerührt,
sind nicht in Schlupfwinkeln geblieben; die feindliche Minensperre kümmert
sie nicht, Gefahr ist ihnen Luft, sie schleichen sich unter dem Wasser
mitten in die Reihen der Feinde, bewerfen die englische Küste mit ihren
Granaten und verbreiten ihren Schrecken sogar im Kanal, wo jetzt der
Lebensnerv der englischen Herrschaft ganz nahe an der Oberfläche liegt.
Und wo ist der Feind? Einmal kam er ziemlich zu Anfang nach Helgoland. Groß
war die Beute seiner riesigen Panzerkreuzer nicht. Und als ein
Unterseeboot in die südliche Nordsee auf Patrouille kam, ward es in den
Grund geschossen. Sonst hörte man wenig über dem Wagemut der englischen
Aufklärer. Das einzige Seegefecht gleichwertiger Schiffe größeren
Schlags endete bei Coronel mit einem vollkommenen Sieg der Deutschen. Wir
wollen daraus keinen voreiligen Schluß ziehen und uns hüten, den übermächtigen
Gegner zu unterschätzen, aber das soll uns nicht hindern, uns darüber zu
freuen, daß es Herr Churchill selbst war, der uns auf seine Weise
bescheinigt hat: uns Engländern ist bisher die Defensive leidlich
gelungen, die Deutschen aber haben den großen, herrlichen Wagemut, den
unser Volk ein wenig bei uns vermißt.
Dies ist die Liste der englischen Opfer, soweit sie bisher bekannt
geworden sind:
Name
Stapellauf |
Wasserverdrängung
in Tonnen |
Geschwindigkeit
in Seemeilen |
Artillerieanzahl
und Kaliber |
Art der Vernichtung |
"Bulwark"
1899 |
15250 |
18 |
4 x 30,5
12 x 15
16 x 7,6
2 c 4,7 |
Mine? Themsemündung |
"Audicious"
1912 |
27000 |
22 |
10 x 34,2
16 x 10,2
4 x 4,7 |
Mine? Nordirland |
"Monmouth"
1901 |
9950 |
23,8 |
14 x 15
8 x 7,6
3 x 4,7 |
Seegefecht bei Coronel |
"Good Hope"
1911 |
14300 |
23,8 |
2 x 23,4
16 x 15
12 x 7,6 |
Seegefecht bei Coronel |
"Hogue"
1900 |
12200 |
22,1 |
2 x 23,4
12 x 15 |
durch "U 9" bei Hoek van
Holland zerstört |
"Aboukir"
1900 |
12200 |
21,8 |
2 x 23,4
12 x 15 |
durch "U 9" bei Hoek van
Holland zerstört |
"Cressy"
1899 |
12200 |
22,5 |
12 x 7,6
3 x 4,7 |
durch "U 9" bei Hoek van
Holland zerstört |
"Amphion"
1911 |
3500 |
26 |
10 x 10,2
4 x 4,7 |
Mine an der englischen
Küste |
"Pathfinder"
1904 |
3000 |
25,3 |
9 x 10,2 |
"U 21" |
"Hermes"
1904 |
5700 |
19,2 |
14 x 15,2
8 x 7,6
1 x 4,7 |
Unterseeboot im Kanal |
"Pegasus"
1898 |
2200 |
20 |
8 x 10
8 x 4,7 |
durch "Königsberg" bei
Sansibar |
"Hawke"
1891 |
7820 |
19,5 |
2 x 23,4
10 x 15,2
12 x 5,7
5 x 4,7 |
"U 9" in der Nordsee |
Vier
Unterseeboote. Mindestens vier Torpedoboote.
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