Der Weltkrieg am 11. Dezember 1914

DEUTSCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Fortschreitender Angriff in Nordpolen

Großes Hauptquartier, 11. Dezember, vormittags.
In Flandern machten wir Fortschritte. Westlich und östlich der Argonnen wurden feindliche Artilleriestellungen mit gutem Erfolge bekämpft. Französische Angriffe im Bois de Prêtre - westlich Pont à Mousson - wurden abgewiesen.
Östlich der masurischen Seenlinie keine Veränderung.
In Nordpolen schreitet unser Angriff vorwärts.
In Südpolen nichts Neues.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Seekrieg 1914: S. M. S. "Nürnberg"
S. M. S. "Nürnberg"

Die Seeschlacht bei den Falklandsinseln -
Auch der Kreuzer "Nürnberg" gesunken

Berlin, 11. Dezember.
Nach weiterer amtlicher Reuter-Meldung aus London ist es den verfolgenden englischen Kreuzern gelungen, auch S. M. Schiff "Nürnberg" zum Sinken zu bringen.

Der Stellvertretende Chef des Admiralstabes.
gez. Behncke.

London, 11. Dezember.
Das Reutersche Bureau meldet amtlich:
Die Seeschlacht vom 8. Dezember dauerte mit Zwischenpausen fünf Stunden. Die "Scharnhorst" sank nach drei Stunden, die "Gneisenau" zwei Stunden später. Die "Leipzig", die "Dresden" und die "Nürnberg" ergriffen die Flucht und wurden von englischen Kreuzern und kleinen Kreuzern verfolgt. Es scheint kein englisches Schiff verloren zu sein.
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Die Seeschlacht bei den Falkland-Inseln

Amsterdam, 11. Dezember. (Priv.-Tel.)
Über die Seeschlacht bei den Falkland-Inseln meldet der Londoner Korrespondent der "Tijd" folgende Einzelheiten: Verschiedenes deutet darauf hin, daß der englischen Admiralität bekannt war, daß nach der Schlacht an der chilenischen Küste die deutsche Flotte um das Kap Horn herum gefahren war, in der Absicht, auf englische Dampfschiffe im Atlantischen Ozean Jagd zu machen. Auf mehr als einem Punkte kreuzten starke britische Geschwader, um die Meere abzusuchen, bis eine Flotte unter Vizeadmiral Sturdee das deutsche Geschwader einige hundert Meilen vom Stützpunkt Südamerikas entdeckte. Das Geschwader war von Kohlenschiffen begleitet und fuhr in einer nicht dicht aneinander geschlossenen Linie hinter "Scharnhorst" her. Sobald es den Gegner in Sicht bekam, nahm es die Gefechtslinie ein und zu gleicher Zeit den Kurs ostwärts in der Absicht, beim Eintreten schwieriger Verhältnisse die freie Bahn offen zu behalten. Durch geschicktes Manövrieren des englischen Befehlshabers wurde jedoch "Scharnhorst" rasch durch stärkere britische Schiffe eingeschlossen, die zu gleicher Zeit einen Teil des Geschwaders absondern konnten und darauf den weniger rasch fahrenden "Gneisenau" anfielen. Als beide Schiffe außer Gefecht gesetzt waren, versuchte die "Leipzig" mit "Nürnberg" und "Dresden" zu flüchten. Dies glückte nur den beiden letztgenannten Schiffen, da der "Leipzig" der Weg abgeschnitten wurde.

London, 11. Dezember. (Priv.-Tel.)
Nach einem Radiotelegramm aus Port Stanley auf den Falklandinseln kämpfte "Scharnhorst", bis er sank. Die gesamte Mannschaft ging unter. Die Zahl der getöteten Engländer betrage weniger als hundert, die englischen Schiffe sollen nicht ernstlich beschädigt sein. Offenbar hätten die Deutschen geglaubt, daß das englische Geschwader durch die Meerenge Le Maire im Stillen Ozean gehen werde, und hätten eine andere Straße eingeschlagen. Sie hätten dort zehn englische Schiffe getroffen. Die drahtlose Verbindung zwischen den Falklandinseln und Montevideo ist jetzt unterbrochen Nach einer Meldung des Kommandanten des argentinischen Panzers "Pueyrredon" bestand das englische Geschwader aus sechs Panzerschiffen
- Aus New York wird gemeldet: Admiral Spee ist mit dem "Scharnhorst" untergegangen.

London, 11. Dezember. (W. B.)
Der Flottenkorrespondent der "Times" schreibt: Bezüglich der Seeschlacht bei den Falklandinseln ist anzunehmen, daß die Gefechtsbedingungen das Gegenteil von denen an der chilenischen Küste waren. Größere Schiffe und besseres Schießen haben den Ausschlag gegeben. Wir können auch sicher sein, daß Admiral von Spee und die Besatzung seiner Schiffe mit der größten Tapferkeit kämpften und ihre Pflicht bis ans Ende erfüllten und in Ehren starben.
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 Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 11. Dezember. (W. B.)
Amtliche Mitteilung des Großen Hauptquartiers:
Gestern machten die Russen unter dem Schutze von Kriegsschiffen einen Landungsversuch bei Gonia, südlich von Batum, um unsere Truppen in der Flanke anzugreifen. Die gelandeten Russen wurden zum Rückzug gezwungen und erlitten schwere Verluste. Wir nahmen ihnen während des Kampfes zwei Geschütze weg.
Im Wilajet Wan warf unsere Kavallerie einen Augriff der russischen Kavallerie zurück. An der persischen Grenze östlich Wan bei Deir haben wir einen russischen Angriff abgewiesen und dem Feinde Verluste zugefügt.
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Das Urteil gegen die deutschen Militärarzte aufgehoben

Paris, 11. Dezember. (Priv.-Tel.)
Nach einer Havas-Meldung hat das Revisionsgericht des Militärgouverneurs wegen eines Formfehlers das Urteil des Kriegsgerichts aufgehoben, durch welches neun deutsche Militärärzte und Apotheker wegen Plünderung in Lizy-sur-Oureq zu Gefängnisstrafen von sechs Monaten bis zu zwei Jahren verurteilt wurden. Die Angelegenheit wurde vor ein anderes Kriegsgericht verwiesen.
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Eine Rede des Königs von Bulgarien

Ferdinand von Bulgarien
Ferdinand von Bulgarien

Sofia, 11. Dezember. (W. B.)
Der König empfing heute die parlamentarische Kommission, die ihm die Antwort der Sobranje auf die Thronrede überbrachte. Bei dieser Gelegenheit hielt der König folgende Ansprache:

"Es ist mir immer angenehm gewesen, Abgeordneten der Nationalversammlung zu begegnen und mit ihnen Gedanken über die Lage und die Verwaltung des Landes auszutauschen. Aber in diesem Jahre, inmitten der Ereignisse, die sich um uns abrollen, ist eine Berührung mit den Vertretern des Volkes nicht ohne eine gewisse Bedeutung für den Staat. Ich wünsche von Ihnen, meine Herren, zu hören, welches heute die Sorgen des Volkes sind, und Sie an meinen Gedanken teilnehmen zu lassen, die meine Seele hegt, und in dem Glauben, den ich habe, daß der Staat dank der Festigkeit und Weisheit der Bulgaren unverletzt und unbedroht in seiner Zukunft aus den neuen Prüfungen hervorgehen wird. Fürwahr, ich bin stolz, den Tugenden der bulgarischen Nation Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Als sie im Jahre 1912 mit Einmütigkeit, Schwung und Tapferkeit, die bisher nicht übertroffen wurden, einen mächtigen Gegner zerbrach, erkannte die Welt ihre außerordentlichen militärischen Eigenschaften. Aber die bulgarischen Tugenden, die sie zeigte, als sie in der Not männlich die Schläge des Schicksals ertrug und sich eifrig daran machte, die vorgesetzten Ziele zu erreichen, haben ihr eine größere Achtung des Auslandes erworben als die Siege und die Herzen aller dem Vaterlande ergebenen Söhne zu neuer Glut entsacht. Heute, wo die Welt in Flammen steht, wo die Feuersbrunst sich ausbreitet und sich uns nähert, heute, wo die benachbarten Völker in Unruhe sind und ihre Truppen kriegsbereit halten, hat unsere Nation sich ein Urteil über die Lage gebildet und ihre Haltung mit Kaltblütigkeit und Klugheit bestimmt, die unleugbare Beweise politischer Weisheit und Reife sind. Jetzt sind die Augen des Königs und des Volkes auf Sie gerichtet, auf die Ratschläge, die Sie geben, und auf die Meinung, die Sie zum Ausdruck bringen. Ich stelle Ihre Sorge für das Vaterland hier fest und Ihren Entschluß, alles zu opfern auf dem Altare der vaterländischen Interessen. Dieses gibt mir Sicherheit und flößt mir die Gewißheit ein, daß auch in der Zukunft volle Übereinstimmung zwischen Nation und Thron herrschen wird und daß wir aus dieser Übereinstimmung die Kraft schöpfen werden, um die Zukunft Bulgariens sicherzustellen. Möge Gott über dem Geschick des Vaterlandes wachen und unsere gemeinschaftlichen Bemühungen mit Erfolg krönen."2)

 

Der 1. Weltkrieg im Dezember 1914

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 1
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

2) "Frankfurter Zeitung" (1914)

 

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