Der Weltkrieg am 17. Dezember 1914

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

RUSSISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Zusammenbruch der russischen Offensive gegen Schlesien und Posen

Großes Hauptquartier, 17. Dezember, vormittags.
Bei Nieuport setzten die Franzosen ihre Angriffe ohne jeden Erfolg fort. Auch bei Zillebeeke und La Bassée wurden Angriffe versucht, aber unter sehr starken Verlusten für den Feind abgewiesen.
Die Absicht der Franzosen, bei Soissons eine Brücke über die Aisne zu schlagen, wurde durch unsere Artillerie vereitelt. Östlich Reims wurde ein französisches Erdwerk verstört.
Von der ost- und westpreußischen Grenze ist nichts Neues zu melden.
Die von den Russen angekündigte Offensive gegen Schlesien und Posen ist völlig zusammengebrochen. Die feindlichen Armeen sind in ganz Polen nach hartnäckigen erbitterten Frontalkämpfen zum Rückzug gezwungen worden. Der Feind wird überall verfolgt. Bei den gestrigen und vorgestrigen Kämpfen in Nordpolen brachte die Tapferkeit westpreußischer und hessischer Regimenter die Entscheidung. Die Früchte dieser Entscheidung lassen sich zur Zeit noch nicht übersehen.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Die Beschießung der englischen Ostküste

Berlin, 17. Dezember. (W. B. Amtlich.)
Über den Vorstoß nach der Ostküste Englands werden nachstehende Einzelheiten bekanntgegeben: Bei Annäherung an die englische Küste wurden unsere Kreuzer bei unsichtigem Wetter von vier englischen Torpedobootszerstörern erfolglos angegriffen. Ein Zerstörer wurde vernichtet, ein anderer kam in schwer beschädigtem Zustande außer Sicht. Die Batterien von Hartlepool wurden zum Schweigen gebracht, die Gasbehälter vernichtet. Mehrere Detonationen und drei große Brände in der Stadt konnten von Bord aus festgestellt werden. Die Küstenwachtstation und das Wasserwerk von Scarborough, die Küstenwacht- und Signalstation von Whitby wurden zerstört. Unsere Schiffe erhielten von den Küstenbatterien einige Treffer, die nur geringen Schaden verursachten. An anderer Stelle wurde noch ein weiterer englischer Torpedobootszerstörer zum Sinken gebracht.

London. 17. Dezember. (W. B.)
Reuter meldet, daß in Scarborough 25 und in Hartlepool 48 Personen getötet wurden. In Hartlepool wurden außerdem 130 Personen verwundet. Durch ein Torpedoboot wurden sieben Verwundere gelandet. - Das Pressebureau teilt mit: Nach den letzten amtlichen Berichten wurden in Hartlepool 55 Zivilisten getötet und 115 verwundet.

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Die abgeschlagene russische Hauptmacht

Wien, 17. Dezember.
Amtlich wird mitgeteilt:
Die letzten Nachrichten lassen nicht mehr zweifeln, daß der Widerstand der russischen Hauptmacht gebrochen ist.
Am Südflügel in der mehrtägigen Schlacht von Limanowa, im Norden von unseren Verbündeten bei Lodz und nunmehr an der Bzura vollständig geschlagen, durch unsere Vorrückung über die Karpathen von Süden her bedroht, hat der Feind den allgemeinen Rückzug angetreten, den er im Karpathenvorland, hartnäckig kämpfend, zu decken sucht.
Hier greifen unsere Truppen auf der Linie Grodno - Zakliczyn an.
An der übrigen Front ist die Verfolgung im Gange.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Generalmajor.
1)

 

Der Rückzug aus Serbien

Budapest, 17. Dezember. (Priv.-Tel.)
Über den Rückzug unserer Truppen aus Serbien wird mitgeteilt, daß in erster Reihe der vor Arangielowatsch und Milanowatsch sowie südlich von Valjewo in vorbereiteten Stellungen entfaltete Widerstand der in der Übermacht befindlichen Serben maßgebend gewesen sei. Unsere durch das Vordringen ermüdeten Truppen waren gegenüber der Übermacht außerstande, eine entsprechende Offensivkraft aufzubringen.
2)

 

 Der russische Heeresbericht:

Petersburg, 17. Dezember.
Der Stab des russischen Generalissimus teilt mit:
Der Feind ist in der Gegend von Mlawa gegen die Grenze zurückgeworfen worden.
Auf dem linken Weichselufer fanden den ganzen Tag über hartnäckige Angriffe der Deutschen in der allgemeinen Richtung von Kernosia auf Sochaczew statt. Unsere Truppen waren gezwungen, diesen Angriffen unter ungünstigen örtlichen Bedingungen Widerstand zu leisten, und gingen gegen Abend etwas zurück. Auf anderen Teilen der Front dauern die Gegenangriffe unserer Truppen auf den Feind und seine Stellungen fort und behindern dadurch seine Truppenverschiebungen in die Gegend, wo sein Hauptangriff stattfindet. Unsere Truppenbewegungen hinderten das weitem Vorrücken der Österreicher, die von jenseits der Karpathen kamen. An den anderen Fronten keine wesentliche Veränderung.
1)

 

Die englischen Offiziersverluste

London, 17. Dezember. (W. B.)
Das Pressebureau teilt mit, daß das englische Expeditionskorps bis zum 14. Dezember 3871 Offiziere verloren hat, nämlich 1133 Tote, 2225 Verwundete und 513 Vermißte oder Gefangene. Bis zum 11. November hatte der Verlust 2420 Offiziere betragen. Die Verlustliste enthält 15 Generale, 108 Obersten, 322 Majore, 1123 Hauptleute und 2303 Leutnants.
2)

 

Frankreichs Kriegskosten

Paris, 17. Dezember. (Priv.-Tel.)
Die provisorischen Kredite, welche die Regierung vom Parlament für das erste Halbjahr 1915 verlangt, belaufen sich auf Frs. 8 525 264 407 oder Frs. 5 929 442 885 mehr als im nämlichen Zeitraum des Vorjahres. Von der Vermehrung entfallen Frs. 5 428 602 30 auf Kriegsausgaben. Die Vorlage setzt als Maximum der Schatzscheine für das erste Halbjahr 1915 den Betrag von 2 Milliarden fest.

Paris, 17. Dezember. (W. B.)
Der Regierungsentwurf über die Kriegskredite verschiebt die Einführung der Einkommensteuer auf das Jahr 1916. Befreit von der Erbschaftssteuer werden die Erben in direkter Linie und die Gatten aller Militärpersonen, die vor dem Feind gefallen sind oder während des Krieges und des darauf folgenden Jahres an den erlittenen Verletzungen oder Krankheiten versterben, die sie sich während des Militärdienstes zugezogen haben. Diese Maßnahme findet auch auf Militärpersonen der verbündeten Armeen Anwendung. Für den Wiederaufbau der infolge des Krieges zerstörten Gebäude und zur Unterstützung der durch den Krieg Geschädigten ist ein Kredit von 300 Millionen vorgesehen.
2)

 

Der 1. Weltkrieg im Dezember 1914

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 1
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

2) "Frankfurter Zeitung" (1914)

 

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