Der Weltkrieg am 27. Dezember 1914

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Russische Angriffe auf Inowlodz zurückgeschlagen

Großes Hauptquartier, 27. Dezember, vormittags.
Westlicher Kriegsschauplatz:
In Flandern ereignete sich gestern nichts Wesentliches, englische Schiffe zeigten sich heute morgen. Nordöstlich Albert machte der Feind einen vergeblichen Vorstoß auf La Boisselle, dem heute früh ein erfolgreicher Gegenstoß unserer Truppen folgte.
Französische Angriffe im Meurissonsgrunde (Argonnen) und südöstlich Verdun brachen in unserm Feuer zusammen.
Im Oberelsaß griffen die Franzosen unsere Stellungen östlich der Linie Thann - Dammerkirch an. Sämtliche Angriffe wurden zurückgeschlagen. In den ersten Nachtstunden setzten die Franzosen sich in Besitz einer wichtigen Höhe östlich Thann, wurden aber durch einen kräftigen Gegenangriff wieder geworfen. Die Höhe blieb fest in unserem Besitz.
Östlicher Kriegsschauplatz:
In Ost- und Westpreußen keine Veränderung. In Polen machten unsere Angriffe am Bzura-Rawkaabschnitt langsam weitere Fortschritte.
Südöstlich Tomaszow wurde die Offensive erfolgreich fortgesetzt. Russische Angriffe aus südlicher Richtung auf Inowlodz wurden unter schweren Verlusten für die Russen zurückgeschlagen.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Die schweren Kämpfe im Karpathenvorlande

Wien, 27. Dezember, mittags.
Amtlich wird verlautbart.
Die Lage in den Karpathen ist unverändert. Vor der zwischen Romanow und Tuchow angesetzten russischen Offensive wurden unsere Kräfte im galizischen Karpathenvorlande etwas zurückgenommen. Feindliche Angriffe am unteren Dunajec und an der unteren Nida scheiterten. Die Kämpfe in der Gegend von Tomaszow dauern fort.
Auf dem Balkankriegsschauplatze hält die Ruhe an. Das Territorium der Monarchie ist hier mit Ausnahme ganz unbedeutender Grenzstrecken Bosniens und der Herzegowina und Süddalmatiens vom Feinde frei, der schmale Landstreifen Spizza - Budua wurde von den Montenegrinern schon bei Kriegsbeginn besetzt. Ihr Angriff auf die Bocche di Cattaro scheiterte vollständig. Schon vor längerer Zeit mußten ihre und die auf die Grenzhöhen gebrachten französischen Geschütze, von unserer Forts- und Schiffsartillerie niedergekämpft, das Feuer einstellen. Ebenso ergebnislos verliefen bekanntermaßen die wiederholten Beschießungen einzelner Küstenwerke durch französische Flottenabteilungen. Der Kriegshafen ist somit fest in unseren Händen. Östlich Trebinje befinden sich schwächere montenegrinische Abteilungen auf herzegowinischem Grenzgebiete. Endlich stehen östlich der Drinastrecke Foca-Visegrad serbische Kräfte, die von dort auch während unserer Offensive nicht gewichen waren.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Generalmajor.
1)

 

 Der türkische Heeresbericht:

Türkische Erfolge zur See

Konstantinopel, 27. Dezember. (W. B.)
Amtlicher Bericht des Hauptquartiers:
Die amtlichen russischen Berichte aus Sewastopol teilen mit, daß die "Hamidie" vor Sewastopol torpediert und schwer beschädigt worden sei, so daß sie zwar Konstantinopel noch erreichen konnte, aber für lange Zeit außer Gefecht gesetzt worden sei. Hier ist die Antwort auf diese Lügen: In diesen Tagen fuhr unsere Flotte mit Einschluß der "Hamidie" durch das Schwarze Meer und kehrte unversehrt zurück. Eines unserer Kriegsschiffe begegnete am 24. einer russischen Flotte, die aus 17 Einheiten zusammengesetzt war, nämlich 5 Linienschiffen, 2 Kreuzern, 10 Torpedobooten und 3 Minenlegern, das heißt: ein türkisches Schiff gegen siebzehn feindliche. Dieses türkische Schiff griff in der Nacht diese Flotte an, beschoß mit Erfolg das Linienschiff "Rostislaw" und versenkte die beiden Minenleger "Oleg" und "Athos". Zwei Offiziere und 30 Seesoldaten wurden gerettet und zu Gefangenen gemacht. Zu derselben Zeit beschoß ein anderer Teil unserer Flotte erfolgreich Batum. Am Vormittag des 25. Dezember suchten zwei von unseren Schiffen die oben genannte Flotte zum Kampfe zu zwingen, die es aber vorzog, nach Sewastopol zu fliehen.
2)

 

Die Italiener in Valona

Mailand, 27. Dezember. (Priv.-Tel.)
Admiral Patris erließ an die Bevölkerung Valonas folgenden Aufruf: "Die ernsten Unruhen, die in kurzen Zeitabschnitten in diesem Gebiet aufeinander folgten, haben den Verkehr und die begonnenen Arbeiten lahmgelegt und bringen das Leben und das Eigentum der Bewohner in Gefahr. Die italienische Regierung als wachsamer Hüter der Geschicke Albaniens wünscht, daß Eure schwer bedrohte Ruhe gesichert werde. Auf Euren Wunsch herbeigeeilt, gehen italienische Matrosen von den Schiffen an Land zur Aufrechterhaltung der Ordnung und um Euch zu schützend

Rom, 27. Dezember. (W. B.)
Die "Agenzia Stefani" teilt mit, daß Maßnahmen getroffen worden sind, um ein Regiment Bersaglieri nach Valona zu entsenden, das die daselbst gelandeten Matrosen ablösen soll. Das Regiment wird morgen in Valona eintreffen.
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Ein Zwischenfall in Tripolis

Rom, 27. Dezember. (Priv.-Tel.)
Der "New York Herald" erfährt aus Athener Blättern, der Kommandant eines amerikanischen Kriegsschiffes habe die türkischen Behörden im syrischen Tripolis ersucht, die Abreise der Engländer und Franzosen samt ihren Konsuln auf dem amerikanischen Schiff "Virginia" zu gestatten. Die Türken versuchten die Abreise zu verhindern; trotzdem gelang es einem Teil der Franzosen und Engländer, sich einzuschiffen. Die Mohammedaner versuchten darauf wütend, an Bord des amerikanischen Schiffes zu dringen. Der Kommandant drohte mit der Beschießung des Hafens, und darauf sei die Ruhe wiederhergestellt worden; die Engländer und Franzosen konnten nach Dedeagatsch abreisen. Der amerikanische Botschafter in Konstantinopel protestierte gegen die türkischen Gewalttätigkeiten.

Amsterdam, 27. Dezember. (Priv.-Tel.)
Reuter meldet aus Washington:
Der Marineminister Daniels schickte ein Telegramm an den Kommandanten des Panzerkreuzers "North-Carolina" mit der Frage, ob durch die Türken in Tripolis in Syrien Drohungen gegen die amerikanischen Matrosen geäußert worden seien, wie dies in den Pressemeldungen aus Athen mitgeteilt wird, worin zu gleicher Zeit gesagt wird, daß der Befehlshaber des Panzerkreuzers "North-Carolina" daraufhin gedroht haben soll, Tripolis zu beschießen.
2)

 

Der 1. Weltkrieg im Dezember 1914

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 1
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

2) "Frankfurter Zeitung" (1914)

 

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