Der Weltkrieg am 2. April 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Französische Angriffe westlich des Priesterwaldes zusammengebrochen

Großes Hauptquartier, 2. April.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Zwischen Maas und Mosel fanden heftige Artilleriekämpfe statt. Die Infanteriekämpfe in und
am Priesterwalde wurden fortgesetzt und dauerten die Nacht hindurch an. Westlich des Priesterwaldes brach der französische Angriff in unserem Feuer zusammen. Im Gegenangriff brachten wir dem Feinde schwere Verluste bei und warfen ihn in seine alten Stellungen zurück. Nur im Walde sitzen die Franzosen noch in zwei Blockhäusern unserer vordersten Stellungen.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Die Lage an der Ostfront ist unverändert.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Russische Niederlagen am Dnjestr

Wien, 2. April, mittags.
Amtlich wird verlautbart:
An der Front in den Ostbeskiden herrschte im allgemeinen Ruhe, da alle russischen Angriffe in den letzten Tagen blutig abgewiesen wurden.
In den östlich anschließenden Abschnitten der Karpathenfront, wo starke russische Kräfte angreifen, wird gekämpft.
An der Reichsgrenze zwischen Pruth und Dnjestr schlugen unsere Truppen einen überlegenen Angriff der Russen zurück. In 10 bis 15 Reihen hintereinander griff der Feind tagsüber an mehreren Stellen der Schlachtfront an. Bis zum Abend währte der Kampf. Unter schweren Verlusten wurde der Gegner überall zum Rückzuge gezwungen und wich namentlich vor dem südlichsten Abschnitt fluchtartig zurück.
In Polen und Westgalizien keine Veränderung. Ein Nachtangriff der Russen an der unteren Nida scheiterte in wirkungsvollstem Feuer der eigenen Stellungen.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Der Krieg zur See

Amsterdam, 2. April. (Priv.-Tel.)
Reuter meldet aus London:
Das britische Dampfschiff "Seven Seas", Inhalt 1194 Tonnen, ist ohne Warnung, innerhalb drei Minuten durch ein deutsches Unterseeboot bei Beachy Head zum Sinken gebracht worden; 11 von den 18 Mitgliedern der Besatzung sind ertrunken.
"Telegraaf" meldet aus Hoek van Holland:
Das norwegische Dampfschiff "Unita" ist hier eingelaufen mit elf Mann von der norwegischen Bark "Not" die am Nachmittag des 1. April in der Nordsee durch ein deutsches Unterseeboot torpediert wurde.

London, 2. April. (W. B.)
Meldung des Reuterschen Bureaus:
Drei britische Fischdampfer sind heute früh durch ein deutsches Unterseeboot auf der Höhe von Shields zum Sinken gebracht worden. Die Mannschaften wurden gerettet.

Haag, 2. April. (W. B.)
Der "Nieuwe Courant" meldet aus London:
Ein unbekannter französischer Dampfer wurde im Kanal torpediert. Zwei Mitfahrende und zwei Leichen wurden nach Dover gebracht (Es handelt sich anscheinend um den Dampfer "Emma", von dem bereits berichtet wurde.)

Berlin, 2. April.
Aus Rotterdam berichtet die "Deutsche Tageszeitung", daß Zeppeline, Flugzeuge und Tauchboote eifrig in und über dem Nordseekanal kreuzen. Nach dem "Figaro" seien derselben Quelle zufolge zwei neue deutsche Unterseeboote, die viel größer wären als die bisher gesehenen, dabei, die englischen Gewässer unsicher zu machen. Infolge des vermehrten Auftretens deutscher Unterseeboote sollen von 45 französischen Schiffahrtslinien, die einen direkten Handel mit Großbritannien unterhalten, 17 Linien ihren Betrieb seit Anfang März bis zu 40 Prozent eingeschränkt haben.

Bordeaux, 2. April. (Priv.-Tel.)
Nach Meldungen hiesiger Blätter ist hier am 1. April ein neues französisches Kriegsschiff "Languedoc" vom Stapel laufen.

London, 2. April. (W. B.)
In einem Briefe aus Liverpool von Bruce Ismay, der in mehreren Blättere veröffentlicht wird, wird der Schaden, der der britischen Handelsflotte von den Deutschen seit August 1914 zugefügt worden ist, bis Anfang März auf 2914571 Pfund Sterling für Schiffe und 4474816 Pfund Sterling für Ladungen beziffert. - Der Marine-Versicherungs-Korrespondent des "Daily Telegraph" schreibt: Angesichts der Tatsache, daß seit Montag der Verlust von sechs Dampfern gemeldet wird, ist es nicht verwunderlich, daß die Versicherer das Geschäft eingestellt haben oder höhere Prämien verlangen. Diejenigen, die noch versichern, verlangen Prämien, die 30 bis 40 Prozent höher sind als die in der letzten Woche verlangten.
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Der französische Rekrutenjahrgang 1917

Paris, 2. April. (Priv -Tel.)
Die Kammer verhandelte gestern über die Vorlage über die Ausmusterung des Rekrutenjahrganges 1917. Der Kriegsminister Millerand begründete die Vorlage in einer längeren Rede, in der er alle Vorsichtsmaßregeln ausführte, die zur Durchführung einer schonenden Ausbildung der jungen Soldaten getroffen werden sollen. Der Minister schloß: Die Kammer müsse mit der Annahme der Vorlage den Verbündeten und dem Feinde zeigen, daß sie von dem festen und entschlossenen Willen beseelt sei, bis zum Ende durchzuhalten und kein Opfer zu verweigern zur Erreichung des gemeinsamen Zieles, des Sieges des Rechts und der Zivilisation über brutale Gewalt und Barbarei. Millerand wurde mit vielem Beifall bedacht. Darauf wurde die Generaldebatte geschlossen. In der Spezialdiskussion nahm die Kammer einen von der Linken beantragten Zusatz an, in dem ausdrücklich festgesetzt wird, daß die Einberufung des Jahrgangs 1917 nur auf Grund eines neuen Gesetzes erfolgen kann. Vor der Abstimmung über die Gesamtvorlage erklärte der Deputierte Vaillant im Namen seiner Partei, die Sozialisten scheuten kein Opfer, das notwendig sei; sie hätten das Gefühl ihrer nationalen Pflichten und seien bereit, zur Sicherung des Wohles und der Freiheit der Völker alles zu bewilligen, was notwendig sei. Immerhin hoffe er, daß Frankreich sein Ziel, den Sieg, erreichen werde, bevor noch die Einberufung der Jahresklasse 1917 notwendig sei. Die Kammer nahm darauf mit Händeaufheben die Vorlage an und vertagte sich sodann bis zum 29. April.
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Der 1. Weltkrieg im April 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 2
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

2) "Frankfurter Zeitung" (1915)

 

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