Der Weltkrieg am 5. Mai 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Die dritte befestigte Linie der Russen durchbrochen

Großes Hauptquartier, 5. Mai.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Mit schwersten Verlusten weichen die Engländer weiter in Richtung auf den hart östlich von Ypern gelegenen Brückenkopf zurück. Die Ferme Vanheule, Ekternest, der Schloßpark von Herenthage und Hetpotje-Ferme wurden von uns genommen. 
Zwischen Maas und Mosel herrschte wieder regere Tätigkeit. Im Priesterwalde nordwestlich von Pont-à-Mousson griffen die Franzosen gestern mit starken Kräften an. Trotz lang andauernder Artillerievorbereitung brach der Angriff mit starken Verlusten für den Feind in unserem Feuer zusammen. Dagegen gingen wir im Walde von Ailly und östlich zum Angriff über, der gute Fortschritte machte. Wir nahmen hier bisher zehn Offiziere und 759 Mann gefangen
Östlicher Kriegsschauplatz:
Vom Südosten kommende russische Angriffe auf Rossienje wurden abgewiesen. Die Verfolgung des Feindes ist im Gange.
Auch bei Kalwarja, sowie nordöstlich von Suwalki und östlich von Augustow scheiterten zahlreiche russische Vorstöße. Dort wurden insgesamt etwa 500 Russen gefangen genommen.
Auf der übrigen Front fanden einzelne Nahkämpfe statt, die sämtlich zu unseren Gunsten entschieden wurden.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Der Angriff der verbündeten Truppen nördlich der Waldkarpathen durchbrach gestern bereits die dritte Befestigungslinie der Russen, die dort auf der ganzen Front geworfen, auf die Wisloka zurückweichen. Die Größe des Sieges kann man daraus ersehen, daß infolge des Durchbruches der Verbündeten die Russen ihre in der nördlichen Flanke bedrohten Stellungen in den Waldkarpathen südwestlich von Dukla zu räumen beginnen. Die Schnelligkeit, mit der unsere Erfolge erreicht wurden, macht es unmöglich, ein zahlenmäßiges Bild über die Siegesbeute zu geben. Nach den vorläufigen Meldungen scheint die Zahl der Gefangenen bisher über 30000 zu betragen.

    Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Der Rückzug der Russen aus Ungarn

Wien, 5. Mai.
Amtlich wird verlautbart:
Die Rückwirkung des Sieges beginnt sichtbar zu werden. Die russische Beskidenfront Zboro-Sztropko-Lupkow ist unhaltbar geworden. Da die siegreichen verbündeten Streitkräfte unter andauernd erfolgreichen Kämpfen von Westen her gegen Jaslo und Zmigrod weiter vorbringen, ist der Gegner im Westabschnitt der Karpathenfront seit heute früh in vollem Rückzug aus Ungarn, verfolgt von unseren und deutschen Truppen. Die Russen sind an einer zirka 150 Kilometer langen Front geschlagen und unter schwersten Verlusten zum Rückzug gezwungen. Die sonstige Situation ist im allgemeinen unverändert.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Der Kampf um die Dardanellen

Konstantinopel, 5. Mai. (W. B.)
Der Große Generalstab gibt bekannt: 
An der Dardanellenfront versuchte der Feind gestern früh, um die von seinem linken Flügel in der Gegend von Ari-Burun erlittenen Verluste auszugleichen, die dortigen Schwierigkeiten zu beheben und unter dem Schutz der Flotte Truppen an der Küste bei Kaba Tepe und südlich von Ari-Burun zu landen. Diese Truppen wurden sämtlich in die Boote zurückgejagt. Vorgestern Nacht griffen unsere Truppen trotz des von drei Seiten abgegebenen Feuers der feindlichen Flotte Sed-ül-Bahr an und vertrieben den Feind aus seinen Verschanzungen. Das bei Tagesanbruch einsetzende andauernde heftige Feuer der feindlichen Flotte befreite die feindlichen Truppen aus der Gefahr, ins Meer getrieben zu werden. Bei dieser Gelegenheit erbeuteten wir mitsamt ihrer Munition drei unbeschädigte Maschinengewehre, die wir gestern gegen den Feind gebrauchten. - Gestern Vormittag beschoß die russische Flotte ergebnislos das unverteidigte Dorf Ighne Adana, worauf sie sich zurückzog. Von den übrigen Kriegsschauplätzen ist nichts zu melden.
2) 

 

Der 1. Weltkrieg im Mai 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 2
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

2) "Frankfurter Zeitung" (1915)

 

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