Der Weltkrieg am 26. Juli 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Anmarsch gegen Nowo-Georgiewsk und Warschau

Großes Hauptquartier, 26. Juli.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Nördlich des Njemen erreichte die Armee des Generals v. Below die Gegend von Poswol und Poniewitz. Wo der Gegner noch standhielt, wurde er geworfen. Über 1000 Russen wurden zu Gefangenen gemacht.
An der Narewfront erzwangen unsere Truppen auch oberhalb Ostrolenka den Übergang, unterhalb davon drängen sie den erbitterten Widerstand leistenden Gegner langsam gegen den Bug zurück. Einige 1000 Russen wurden gefangen genommen, über 40 Maschinengewehre erbeutet.
Gegen die Nord- und Westfront der Festungsgruppe von Nowo-Georgiewsk und Warschau schieben sich die Einschließungstruppen näher heran.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Nördlich der Linie Wojslawice (südlich von Cholm) - Hrubieszow (am Bug) haben deutsche Truppen in den Kämpfen der letzten Tage den Feind nach Norden weiter zurückgedrängt.
Gestern wurden 11 Offiziere, 1457 Mann gefangen genommen, 11 Maschinengewehre erbeutet. Im übrigen ist die Lage westlich der Weichsel und bei den verbündeten Armeen des Generalfeldmarschalls v. Mackensen unverändert.

Oberste Heeresleitung.

Notiz: Poswol und Poniewitz liegen etwa 60 Kilometer östlich bzw. südöstlich Szawle. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Fortdauer der Kämpfe um das Doberdoplateau

Wien, 26. Juli, mittags.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Südlich Sokal eroberten unsere Truppen einen für unsere Brückenköpfe am östlichen Bugufer wertvollen Stützpunkt, wobei 1100 Gefangene und 2 Maschinengewehre in unsere Hand fielen. Nordwestlich Grubieszow gewannen deutsche Kräfte erneut Raum. An den anderen Teilen der Front trat keine Änderung der Lage ein.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Gestern entbrannte der Kampf um den Rand des Plateaus von Doberdo aufs neue. Tag und Nacht griffen die Italiener an der ganzen Front ununterbrochen mit großer Heftigkeit an; aber auch der neue Aufwand an Kraft und Opfern war umsonst. Nur vorübergehend erzielte der Feind örtliche Erfolge. Heute, bei Morgengrauen, waren die ursprünglichen Stellungen wieder ausnahmslos im Besitz der heldenmütigen Verteidiger. Gegen den Görzer Brückenkopf unternahm der Gegner keinen neuen Angriff. Heute früh setzte das Massenfeuer der italienischen Artillerie im Görzischen wieder ein. Im Krngebiete wurde gestern nachmittag ein feindlicher Angriff im Handgemenge und mit Steinwürfen zurückgeschlagen. Die zurückgehenden Italiener erlitten in unserem Geschützfeuer starke Verluste. Einer unserer Flieger belegte Verona mit Bomben. An der Kärntner und Tiroler Front hat sich nichts von Bedeutung ereignet.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Französisches Unterseeboot vernichtet

Konstantinopel, 26. Juli. 
Heute Vormittag, 8 Uhr haben wir das französische Unterseeboot "A Mariotte" in der Meerenge zum Sinken gebracht. 31 Mann der Besatzung sind gefangen. Bei Ari Burun haben wir am 24. Juli Bomben geworfen und einen Brand in den feindlichen Schützengräben verursacht. Am 25. Juli hat unsere Artillerie einen Teil der feindlichen Gräben und Drahthindernisse gegenüber unserem linken Flügel zerstört; sie hat die Stellungen und rückwärtigen Verbindungen des Feindes beschossen und ihm erhebliche Verluste beigebracht.
Bei Sed ul Bahr Infanteriefeuer und Geschützkampf mit Unterbrechungen; die feindliche Artillerie verwendet weiter Stickgasgeschosse. Am 25. Juli nahm bei Sed ul Bahr eine kleine türkische Erkundungsabteilung des linken Flügels einen Teil der feindlichen Schützengräben fort, vernichtete die Verteidiger und erbeutete 400 Gewehre mit Munition und Säcke voller Bomben. Unsere Küstenbatterien beschossen die Stellungen und das Lager des Feindes an der Küste von Sed ul Bahr mit Erfolg; der Feind erwiderte ohne Wirkung.
Feindliche Flieger haben Bomben auf das Lazarett von Halil Pascha geworfen, obgleich das Zeichen des Roten Halbmondes waagerecht über dem Lazarett ausgespannt und deutlich sichtbar war. An den anderen Fronten nichts Bemerkenswertes.

 

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 2
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

 

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