Kaisers Franz Josef
Berlin,
18. Aug. (Priv.-Tel)
Aus Anlaß des Geburtstages des Kaisers Franz Josef fand im Hotel
Adlon ein Empfang statt, wobei der Botschafter Prinz Hohenlohe das Hoch
auf den Deutschen Kaiser ausbrachte und dann nach dem "Lokalanzeiger"
ausführte: "Bereits im vorigen Jahre konnten wir den Geburtstag unseres
geliebten Monarchen nicht in der Weise begehen, wie wir es gewohnt waren,
und wir wir es, unser allverehrter Monarch voran, aus tiefstem Herzen
gewünscht hatten. Der Weltbrand war ausgebrochen, und Österreich-Ungarn
mußte sich im Verein mit seinem treuen, waffengewaltigen Verbündeten zur
Wehr setzen. Freilich, so stark hatten sie uns nicht vermutet. Vor allem
glaubten sie, daß die Zeit gekommen wäre, um die österreichisch-ungarische
Monarchie aufzuteilen So glaubten sie den Augenblick für ihre verderbenschwangeren
Pläne gekommen.
Aber sie sollten sich geirrt haben. Allerdings, am Anfang konnte es scheinen,
als wäre ein Triumph ihrer Sache nicht ausgeschlossen. Zu groß war die
Übermacht. Dennoch hielten wir an Schlesiens Grenzen treu die Wacht, bis
es der genialen Führung Hindenburgs gelang, durch seinen Sieg an den Masurischen
Seen und den an Schlesiens Grenzen die Gefahren etwas zu mindern. Aber
ganz geschwunden waren sie nicht. Und mit wehmutvollen Blicken mag im
Herbst vergangenen Jahres unser Kaiser und König die Blätter haben fallen
sehen. Aber mit dem Frühling kam auch der Frühling für unsere Waffen;
in den Karpathen begann er, dort, wo wir im Anschluß an die trotzige Natur
einen unzerbrechlichen, trutzigen Wall gegen alle moskowitischen Winterstürme
errichtet hatten. Dann kam der Maimonat, und ein herrlicher Lenz brach
an, und ein Sommer mit reichem Erntesegen folgte. Ein Siegeszug in des
Wortes vollster Bedeutung hat sich zum Staunen der Welt seitdem entfaltet.
Und sei es, ob nach unseren Ländern russische Bärentatzen oder die Finger
eidbrüchiger Bundesgenossen haschen: Kein Stück unseres Landes werden
sie bekommen! So erhebe ich mein Glas auf die Gesundheit unseres erhabenen
Monarchen, auf die verbündeten ruhmreichen Armeen und auf einen glorreichen
Frieden!"
In den Hauptstädten der deutschen Bundesstaaten wie München, Dresden,
Stuttgart, Karlsruhe und vielen anderen Städten fanden aus Anlaß des Geburtstages
des Kaisers Franz Josef Feierlichkeiten statt, ebenso in Brüssel.
Berlin,
18. Aug. (W. B.)
Aus Anlaß des Geburtstages des Kaisers Franz Josef richtete der Präsident
des Reichstages an die Präsidenten des österreichischen und ungarischen
Abgeordnetenhauses folgendes Telegramm: "Seine kaiserliche und königliche
apostolische Majestät, Kaiser und König Franz Josef vollendet heute das
85. Lebensjahr. Mit Verehrung und Bewunderung blickt das deutsche Volk
auf den treuen Bundesgenossen, der mit seinen Völkern in diesem Kampfe
auf Leben und Tod kraftvoll vereint ist mit dem Deutschen Kaiser und der
deutschen Nation. Namens des Reichstages gebe ich den Gefühlen Ausdruck,
die uns alle für Seine kaiserliche und königliche apostolische Majestät
beseelen. Möge des Himmels Segen ruhen auf Seiner Majestät und der ganzen
österreichisch-ungarischen Monarchie.
Dr. Kaempf, Präsident des Deutschen Reichstages."
Armeekommandant
Erzherzog Friedrich (1) und Generalstabschef Conrad von Hötzendorf (2)
auf dem Festplatz im österreichisch-ungarischen Hauptquartier
Wien,
18. Aug. (W. B.)
Aus dem Kriegspressequartier wird gemeldet:
Der Armeeoberkommandant Feldmarschall Erzherzog Friedrich hat an
dem Tage des Geburtstages des Kaisers Franz Josef folgenden Befehl erlassen:
"Ich habe heute an unseren allerhöchsten Kriegsherrn folgende Ansprache
gehalten: "Majestät! In tiefster Ergriffenheit bitte ich Ew. Majestät
zu dem allerhöchsten Geburtsfeste namens der Armee und Flotte die alleruntertänigsten
und herzinnigsten Glückwünsche zu Füßen legen zu dürfen. In schwärmerischer
Liebe und Verehrung und mit aufrichtiger Bewunderung blickt heute die
ganze Wehrmacht vom Feldmarschall bis zu dem jüngsten Soldaten zu ihrem
allerhöchsten Kriegsherrn, dem hehren Vorbilde, dem die göttliche Vorsehung
am Abend seines dem Wohle seiner Völker gewidmeten arbeits- und opferreichen
Lebens die schwere Sorge des größten Kampfes aller Zeiten aufgebürdet
hat. Vor einem Jahre, am Beginn des großen Ringens, gelobten wir Ew. Majestät,
standhaft und treu auszuharren. Schwere Stunden waren uns beschieden.
Schmerzliche Opfer mußten gebracht werden, doch wir hielten unser Gelübde.
Der Allmächtige war mit uns und unseren treuen Verbündeten. Der Ansturm
des übermächtigen Feindes im Nordosten ist zusammengebrochen, die geschlagenen
feindlichen Massen fluten zurück. Vergebens stürzt sich der heimtückische
Feind im Südwesten in blinder Wut auf die treue Wacht. Schild und Schwert,
das war Ew. Majestät treue Wehrmacht im vergangenen Jahre und das wird
sie bleiben: Zur eigenen Ehre. Zum Heil des Vaterlandes! Zum Ruhme ihres
allerhöchsten Kriegsherrn! Das walte Gott!"
Seine Majestät geruhten allergnädigst wie folgt zu antworten:
"Wenn ich in ernster Zeit an meinem Geburtstage mehr denn je Umschau halte
über Vergangenheit und Gegenwart, empfinde ich aufs tiefste, was mir Anhänglichkeit,
Liebe, Treue und Opfermut als Angebinde bieten, und weiß ich hochbefriedigt
die Wünsche meiner Wehrmacht zu schätzen, die Sie, lieber Feldmarschall,
soeben in ergreifenden Worten mir ausgesprochen haben. Aus ganzer Seele
danke ich Ihnen und allen Kriegsleuten bis zum jüngsten Soldaten für alle,
ein volles ereignisreiches Kriegsjahr erfüllenden, in Ausdauer und Heldenmut
glänzenden Leistungen, die Österreich-Ungarns Wehrmacht in treuer Waffenbrüderschaft
mit dem ruhmvollen deutschen Heere siegend vollbracht hat. Mit Geist und
Herz bin ich bei meinen getreuen Streitern zu Lande und zur See; des Allmächtigen
Segen erflehe ich für sie. Der göttlichen Vorsehung vertrauend, wollen
wir mit vereinten Kräften alle Prüfungen, Entbehrungen und Gefahren bestehen,
die uns zur Erringung eines ehrenvollen, das Wohl des Vaterlandes sichernden
Friedens noch beschieden sein mögen. Wie ich warm die Hand drücke, die
den Marschallstab führt, so dringe mein herzlicher Dank und Gruß in alle
Fernen zu meinen Braven, die im Norden wie im Süden Schild und Schwert
Österreich-Ungarns sind. Mit mir wird das weite Vaterland so wie jetzt
auch in aller Zukunft sich bewußt bleiben, was es an seiner Wehrmacht
besitzt."
Soldaten! Wir haben nur eine Antwort auf diese huldvollen Worte unseres
allerhöchsten Kriegsherrn: Treu bis in den Tod! Schönbrunn, am Vortage
des 86. Geburtsfestes des Kaisers und Königs Franz Josef. Feldmarschall
Erzherzog Friedrich, Armeeoberkommandant." 2)
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