Zum
Jahrestag der Schlacht von Longwy
Kronprinz
Wilhelm
Saarbrücken,
24. August. (W. B. )
Die "Saarbrücker Volkszeitung" meldet:
Der Kronprinz hat am 22. August folgenden Armeebefehl erlassen:
"Heute jährt sich zum ersten Mal der Siegestag der Schlacht
von Longwy.
Welch´ schicksalschweres Jahr ist vor unseren Augen dahingerauscht,
seit auch wir dabei sein durften, wie die deutschen Heere über die
festungsbewehrte Grenze Frankreichs drangen. In ungestümer Angriffsfreude
schirmten sie Hof und Herd der heimischen Scholle. Uns trieb eine Welt
begehrlicher Feinde mit allen Schrecken heutiger Kriege in die blühenden
feindlichen Lande. Wer jene heißen Augusttage inmitten der 5. Armee
miterlebt hat, wo wir, siegessicher, den Franzosen die deutsche Überlegenheit
so schlagend zum Bewußtsein brachten, dem werden sie unvergeßlich
bleiben. Nicht minder unvergeßlich aber bleiben auch die langen
bitterschweren Monate, in jenen wir nicht mehr losließen, wo wir
uns in heiligem Zorn im Feinde festgebissen hatten. Dem freudigen Leben
stolzer Angriffsschlachten folgte unsere entsagungsreiche Verteidigung;
unser Maulwurfskrieg, mit dem wir die in ohnmächtiger Wut anstürmenden
Feinde in unzerreißbare Fesseln schlugen und nur so den unvergleichlichen
Siegeszug unserer Brüder im Osten ermöglichten. Aber wie bei
einem Vulkan unter dünner Decke das unbändige Element sich reckt
und dehnt, bis mit Gewalt durchbrechend seine Kräfte frei werden,
so warten wir in ungebrochener Kampfeslust auf den Tag, wo der Kaiser
auch uns zu neuem Angriff ruft: Heraus aus den Gräben und Stollen,
hinein in den Krieg, wie wir ihn lieben! Gebe Gott, daß bald der
Tag erscheine, Frankreich soll sie wiedererkennen, die Sieger von Longwy!"
Der Kaiser hat aus Anlaß des Jahrestages der Eroberung von Longwy
an den Kronprinzen folgendes Telegramm gesandt:
"An diesem Tage jährt sich die Erinnerung an die Schlacht von
Longwy, in der sich die 5. Armee unter Deiner Führung in mächtigem
Ansturm den Weg in Feindesland bahnte. Von Erfolg zu Erfolg schritt sie
dann, bis sie zur Erfüllung ihrer Aufgabe, die Verbindung des Westheeres
mit der Heimat zu sichern, in die Gegend von Verdun gewiesen wurde. Deine
Armee hat diese ihre Aufgabe in vollkommenster Weise erfüllt und
dadurch mit die Grundlage für unsere Siege im Osten geschaffen. Niemals
ist in ihr während der langen schweren Zeit der Angriffsgedanke erloschen.
Nirgends haben sich zähe Tapferkeit, unbeugsamer Wille, den Feind
niederzuringen, Sorge für den Untergebenen in gleicher Weise betätigt
als während der mühseligen, an stillem Heldentum überreichen
Argonnenkämpfe. Für solche Leistungen Dir und Deiner Armee meinen
Dank und meine Anerkennung zu sagen, ist mir ein Bedürfnis. Als äußeres
Zeichen verleihe ich Dir den Orden "Pour le mérite".
Wilhelm I. R." 2)
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