Der Weltkrieg am 30. September 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Fortdauer der großen Schlacht in der Champagne - Eine französische Brigade vernichtet

Großes Hauptquartier, 30. September.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Der Feind setzte seine Durchbruchsversuche gestern nur in der Champagne fort.
Südlich der Straße Menin-Ypern wurde eine von zwei englischen Kompagnien besetzte Stellung in die Luft gesprengt.
Nördlich Loos schritt unser Gegenangriff langsam vor. Südlich von Souchez gelang es den Franzosen an zwei kleineren Stellen, in unsere Linien einzudringen; es wird dort noch gekämpft. Ein französischer Teilangriff südlich Arras wurde leicht abgewiesen.
Zwischen Reims und Argonnen waren die Kämpfe erbittert. Südlich St.-Marie-à-Py brach eine feindliche Brigade durch die vorderste Grabenstellung durch und stieß auf unsere Reserven, die im Gegenangriffe dem Feinde 800 Gefangene abnahmen und den Rest vernichteten. Alle französischen Angriffe zwischen Straße Somme-Py - Souain und Eisenbahn Challerange - St.-Menehould wurden gestern, teilweise im erbitterten Nahkampf, unter schweren feindlichen Verlusten abgeschlagen. Heute früh brach ein starker feindlicher Angriff an der Front nordwestlich Massiges zusammen. Nördlich Massiges ging eine dem flankierenden feindlichen Feuer sehr ausgesetzte Höhe (191) verloren.
Auf den übrigen Fronten fanden Artillerie- und Minenkämpfe in wechselnder Stärke statt.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg:
Südlich von Dünaburg ist der Feind in die Seenengen östlich von Wesselowo zurückgedrängt.
Die Kavalleriekämpfe zwischen Dryswjatysee und der Gegend von Postawy waren für unsere Divisionen erfolgreich.
Östlich von Smorgon ist die feindliche Stellung im Sturm durchbrochen; es wurden 1000 Gefangene (darunter 7 Offiziere) gemacht und 6 Geschütze, 4 Maschinengewehre erbeutet.
Südlich von Smorgon dauert der Kampf an.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern:
Feindliche Teilangriffe gegen viele Abschnitte der Front wurden blutig abgewiesen.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen:
Die Lage ist unverändert.
Heeresgruppe des Generals v. Linsingen:
Die Russen wurden am oberen Kornim in östlicher Richtung zurückgeworfen. Es wurden etwa 800 Gefangene gemacht.
Zwei russische Flugzeuge wurden abgeschossen.

Oberste Heeresleitung. 1)



Karte zum 1. Weltkrieg: Westfront

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Der vergebliche Ansturm der Italiener

Wien, 30. September.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Die Lage in Ostgalizien, an der Ikwa und an der Putilowka ist unverändert. Im Sumpfland des Korminbaches erstürmten österreichisch-ungarische und deutsche Truppen mehrere Stützpunkte, wobei 4 russische Offiziere und 1000 Mann in Gefangenschaft fielen. Zwei feindliche Flieger wurden herabgeschossen. Die k. und k. Streitkräfte in Litauen wiesen russische Angriffe ab. Die Kämpfe führten stellenweise zum Handgemenge. Der Gegner erlitt große Verluste.
Italienischer Kriegsschauplatz:
An der Tiroler Westfront wurde in der vergangenen Nacht im Adamellogebiet gekämpft. Ein Angriffsversuch des Feindes auf den Paß westlich der Cima Presena wurde durch unsere Artillerie abgewiesen. Auch bei der Mandronhütte mußten die Italiener nach mehrstündigem Gefecht zurückgehen. Auf der Hochfläche von Vielgereuth griffen sie gleichfalls nachts unsere Stellungen zweimal vergebens an. Ebenso scheiterten an der Kärntner Front nächtliche Angriffe auf unsere befestigten Linien westlich des Bombaschgrabens (bei Pontafel). Die Kämpfe bei und nördlich von Tolmein dauern fort. Vor dem Mrzli Vrh wich der Feind in seine alten Stellungen zurück; gegen Dolje griff er wiederholt an, wurde aber stets abgewiesen. Heute früh begann das italienische Artilleriefeuer gegen den Raum von Tolmein, das schon gestern sehr lebhaft war, von neuem.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 30. September.
An der Dardanellenfront ist die Lage unverändert. Am 27. September brachten unsere Küstenbatterien ein feindliches Torpedoboot in der Gegend von Kerevisdere zum Sinken und beschossen wirksam die feindlichen Stellungen an der Küste von Sed ül Bahr. In der Nacht vom 27. zum 28. September überraschten unsere nach verschiedenen Richtungen ausgesandten Erkundungsabteilungen eine feindliche Abteilung in einem Hinterhalt, machten einen Teil nieder und nahmen den anderen Teil gefangen. Sie schlugen andere Erkundungskolonnen, die sie angetroffen hatten, in die Flucht und erbeuteten eine Anzahl Gewehre und Munition. Bei Sed ül Bahr erwiderte am 28. September unsere Artillerie kräftig das Feuer verschiedener feindlicher Batterien, die einen Augenblick lang unsere Stellungen beschossen hatten, und brachte sie zum Schweigen.

 

Der 1. Weltkrieg im September 1915

ZURÜCK   HAUPTSEITE   WEITER

 

Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

© 2005 stahlgewitter.com