Der Weltkrieg am 21. Oktober 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Das deutsche Vordringen an der Morava

Großes Hauptquartier, 21. Oktober.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Keine besonderen Ereignisse.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg:
Nordöstlich von Mitau gewannen wir das Dünaufer von Borkowitz bis Bersemünde. Die bisherige Beute der dortigen Kämpfe beträgt im ganzen 1725 Gefangene, 6 Maschinengewehre.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern:
Östlich von Baranowitschi wurde ein russischer Angriff durch Gegenangriff zurückgewiesen.
Heeresgruppe des Generals v. Linsingen:
Am Styr in Gegend von Czartorysk nahmen die örtlichen Kämpfe einen größeren Umfang an. Vor erheblicher Überlegenheit mußte ein Teil einer dort kämpfenden deutschen Division in eine rückwärtige Stellung zurückgehen, wobei einige bis zum letzten Augenblick ausharrende Geschütze verloren gingen. Ein Gegenangriff ist im Gange.
Balkankriegsschauplatz:
Die verbündeten Truppen folgen auf der ganzen Front dem langsam weichenden Feind. Aus der stark befestigten Stellung südlich und östlich von Ripanj sind die Serben in südlicher Richtung geworfen. Unsere Vortruppen erreichten Stepojevac-Leskovac-Baba. Westlich der Morawa dringen deutsche Truppen über Selevac und Saraorci, östlich des Flusses über Vlaskido, Rasanac und auf Ranovac vor.
Bulgarische Truppen kämpfen bei Negotin. Weiter südlich erreichten sie die Straße Zajecar-Knjazevac.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Die Bulgaren dicht vor Pirot

Schabatz von den k. u. k. Truppen genommen

Wien, 21. Oktober.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Westlich und südwestlich von Czartorysk wurde auch gestern den ganzen Tag über heftig gekämpft. Südöstlich von Kulikowice wehrten österreichisch-ungarische und deutsche Truppen starke russische Angriffe ab. In den gestrigen Kämpfen am Styr wurden 1300 Gefangene und 3 Maschinengewehre eingebracht. Bei Nowo-Aleksiniec wurde heute früh ein Vorstoß des Gegners vereitelt. Sonst nichts Neues.
Italienischer Kriegsschauplatz:
An der ganzen Südwestfront sind Kämpfe großen Stiles im Gange. In Tirol brachen gestern zahlreiche starke Angriffe der Italiener an unseren festen Stellungen zusammen. So schlugen unsere Truppen auf der Hochfläche von Vielgereuth in der vorvergangenen Nacht sechs Angriffe zurück und wiesen gestern tagsüber den anstürmenden Feind dreimal ab. Das gleiche Schicksal hatte dort ein heute nacht mit sehr starken Kräften geführter Angriff des Feindes. Auch in den Dolomiten sind neue italienische Angriffe im Col di Lana, am Monte Sief und bei der Grenzbrücke südlich Schluderbach abgewiesen worden. Der Feind, der sich in diesem Gebiete schon tagelang abmüht, konnte nirgends auch nur den geringsten Erfolg erzielen. Am Karnischen Kamm wurde westlich des Wolayer Sees ein Angriff italienischer Alpentruppen zurückgeschlagen. Im Küstenlande hat sich das feindliche Artilleriefeuer zu größter Heftigkeit gesteigert und hielt tagsüber gegen die ganze Isonzofront an. Annäherungsversuche feindlicher Infanterie und technischer Truppen scheiterten in unserem Infanterie- und Maschinengewehrfeuer.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Unsere Truppen rücken in Sabac ein. Die Ebene der Macva ist vom Feinde gesäubert. Die Armee des Generals der Infanterie v. Koeveß und die beiderseits der Morawa vorgehenden deutschen Streitkräfte dringen im engen Zusammenschluß immer tiefer in das serbische Gebiet vor.
Von den österreichisch-ungarischen Truppen des Generals v. Koeveß rückte die westliche Kraftgruppe auf den Höhen der Kolubara bis in das Mündungsgelände der Turija vor, indessen die östliche südlich von Grocka unter Kampf die Raljaniederung überschritt.
Die Bulgaren gewannen zwischen Zajecar und Knjazevac das Timoktal und näherten sich östlich von Pirot den Hauptwerken auf Geschützertrag. Eine ihrer Armeen erkämpfte sich vorgestern mit den Vortruppen den Austritt in das Becken von Kumanovo und in das Vardartal.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Der 1. Weltkrieg im Oktober 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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