Der Weltkrieg am 23. Oktober 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Negotin von den Bulgaren besetzt

Großes Hauptquartier, 23. Oktober.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Nichts Neues.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg:
An der Nordspitze von Kurland erschienen russische Schiffe, beschossen Petragge, Domesnees und Gipken und landeten schwache Kräfte bei Domesnees.
Wiederholte, mit starken Kräften unternommene russische Angriffe in Gegend südlich von Sadewe hatten auch gestern keinen Erfolg. Sie führten bei Duki zu heftigen Nahkämpfen.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern:
Südlich des Wygonowskojesees wurden in Verbindung mit der Heeresgruppe des Generals v. Linsingen feindliche Angriffe gegen unsere Stellungen am Oginskykanal abgewiesen.
Westlich von Czartorysk ist unser Angriff im weiteren Fortschreiten. Kukli ist genommen. Über 600 Gefangene sind eingebracht.
Balkankriegsschauplatz:
Bei Visegrad wurde der Übergang über die Drina erzwungen und der Feind von den Höhen südlich des Ortes vertrieben.
Die Armee des Generals v. Koeveß hat die feindlichen Stellungen zwischen der Lukavica und dem Kosmajberg gestürmt.
Die Armee des Generals v. Gallwitz hat den Gegner östlich von Palanka über die Jasenica und östlich der Morawa aus seinen Stellungen in Linie Aleksandrovac-Orljevo geworfen. Über 600 Serben wurden gefangengenommen.
Dem Druck von beiden Seiten nachgebend, weichen die Serben auch aus ihren Stellungen in der Linie Kosutica-Berg - Slatinahöhe (281).
Die bulgarischen Truppen setzten sich in Besitz von Negotin und Rogljevo. Sie stehen östlich und südöstlich von Kujazevac im fortschreitenden Angriff und wiesen südöstlich von Pirot serbische Vorstöße blutig ab.

Oberste Heeresleitung. 1)



Karte zum 1. Weltkrieg: Feldzug gegen Serbien

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Erfolge südlich vom Eisernen Tor

Fortdauer der Isonzoschlacht

Wien, 23. Oktober.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Von einigen vergeblichen Angriffsversuchen des Feindes bei Nowo-Aleksiniec abgesehen, kam es auch gestern an der Front südlich von Kolki zu keinerlei besonderen Ereignissen.
Am Styr nehmen die Kämpfe einen günstigen Verlauf. Unsere Truppen erstürmten das mit besonderer Hartnäckigkeit verteidigte Dorf Kukli westlich von Czartorysk. Inmitten österreichischer Landwehr und polnischer Legionäre angreifend, legte in diesen Gefechten unsere auf allen Schlachtfeldern bewährte 10. Kavallerietruppendivision neuerlich Proben ihrer Kampftüchtigkeit ab.
Die Zahl der von den Verbündeten eingebrachten Gefangenen erhöhte sich um einige Hundert.
Bei der gestern mitgeteilten Abwehr russischer Angriffe an der oberen Szczara wurden auf dem Gefechtsfelde einer durch deutsche Bataillone verstärkten österreichisch-ungarischen Division 10 russische Offiziere und 1600 Mann gefangengenommen.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Mit Tagesanbruch des 22. Oktobers setzten die Italiener nahezu an der ganzen küstenländischen Front neuerdings mit ihren äußerst heftigen Angriffen ein. Wie an den früheren Schlachttagen waren auch gestern alle italienischen Anstrengungen vergebens. Gegen Mittag scheiterte auf den Hängen des Javorcek ein starker feindlicher Angriff, der an einigen Punkten bis an die eigenen Stellungen herangelangt war. Am Krn, am Mrzli Vrh und an den anderen Teilen des Tolmeiner Brückenkopfes brachen zahlreiche neue Angriffe der Italiener blutig zusammen. Die feindliche Infanterie erlitt wieder schwere Verluste. Das Angriffsfeld der Alpini von Kozarsce und jenes der Bersaglieri bei Seno ist mit Leichen bedeckt. Unsere braven Truppen behielten alle Stellungen in ihrem Besitz.
In der Gegend von Plawa drang italienische Infanterie beim dritten Anlauf in unsere Gräben bei Zagora ein, wurde jedoch ungesäumt wieder hinausgeworfen.
Im Görzer Brückenkopf hielt das starke Geschützfeuer tagsüber an und steigerte sich gegen unsere Schützendeckungen auf der Höhe Podgora zu großer Heftigkeit. Ein feindlicher Angriffsversuch gegen diese Höhe wurde durch das Feuer unserer Batterien vereitelt.
Auf der Hochfläche von Doberdo stürmte feindliche Infanterie auch gestern wiederholt gegen den Monte San Michele. Drei Angriffe wurden blutig zurückgeschlagen. Nur einmal gelang es dem Gegner, vorübergehend in unsere Stellungen einzudringen. Ein schneidiger Gegenangriff des Infanterieregiments Nr. 43 warf ihn überall zurück. Der Monte San Michele ist nach wie vor fest in unserer Hand. Auch sonst brachen alle gegen die Hochfläche von Doberdo gerichteten Angriffe des Feindes vor der zähen Ausdauer des tapferen Verteidigers zusammen. Zahlreiche den ganzen Tag sich wiederholende Vorstöße italienischer Infanterie endeten fast durchweg mit regelloser Flucht des Angreifers.
In Kärnten und Tirol hält das italienische Geschützfeuer an der ganzen Front an. Unter schweren Verlusten wurden drei Angriffe gegen den Col di Lana, einer bei der Grenzbrücke südlich von Schluderbach, abgewiesen. Südlich von Arabba stürmten Tiroler Kaiserjäger eine feindliche Vorstellung. Auch die Verteidiger der Befestigungen von Vielgereuth schlugen alle Angriffe ab.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Die Armee des Generals v. Koeveß brach gestern westlich der von Belgrad nach Arangjelovac führende Straße in die festungsartig ausgebaute Kosmajstellung ein.
Die durchs Morawatal vordringenden deutschen Streitkräfte warfen den Gegner von den Höhen nördlich der unteren Jasnienika hinab. Bei Orsowa hat eine aus österreichisch-ungarischen und deutschen Truppen zusammengesetzte Gruppe die Bergstellungen am Südufer der Donau und das Fort Elisabeth bei Tekia genommen. An vielen Punkten ihrer erschütterten Front aufgelöst und zersprengt, weichen die Serben überall gegen Süden zurück. Die Verbündeten verfolgen.
Bei Visegrad haben österreichisch-ungarische Truppen den Feind von den Höhen östlich der Drina vertrieben.
Die Vorrückung der bulgarischen ersten Armee machte bei Negotin, am mittleren Timok und südöstlich von Knjazevac weitere Fortschritte.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Der 1. Weltkrieg im Oktober 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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