Der Weltkrieg am 29. Oktober 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Serbische Stellungen an der Resava erstürmt

Großes Hauptquartier, 29. Oktober.
Westlicher Kriegsschauplatz:
An einzelnen Stellen der Front lebhafte Artillerie-Tätigkeit, Minen- und Handgranatenkämpfe. Keine Ereignisse von Bedeutung.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Die Lage ist überall unverändert.
Balkankriegsschauplatz:
Bei Drinsko (südlich von Visegrad) wurde der Gegner geworfen, östlich davon ist er über die Grenze zurückgedrängt. Westlich der Morawa ist die allgemeine Linie Slavkovica - Rudnik -Cumic Batocina erreicht. Südöstlich von Svilajnac wurden die feindlichen Stellungen beiderseits der Resava gestürmt. Über 1300 Gefangene fielen in unsere Hand.
Vor der Front der Armee des Generals Bojadjieff ist der Feind im Weichen. Die Armee verfolgt.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Die italienische 2. und 3. Armee blutig zurückgeschlagen

Wien, 29. Oktober.
Amtlich wird verlautbart:
Italienischer Kriegsschauplatz:
Gestern nahmen die italienische 2. und 3. Armee den allgemeinen Angriff mit aller Kraft von neuem auf. Die Schlacht war somit an der ganzen küstenländischen Front wieder im Gange. Den Infanterieangriffen ging eine Artillerievorbereitung voraus, die sich in mehreren Abschnitten bis zum Trommelfeuer steigerte und namentlich gegen den Görzer Brückenkopf eine noch nicht dagewesene Heftigkeit erreichte. Aber weder dieses Feuer noch die folgenden Stürme vermochten unsere Truppen zu erschüttern. Abermals wiesen sie den Feind an der ganzen Front blutig ab und behaupteten ausnahmslos ihre vielfach zerschossenen Stellungen. Drang der Gegner da und dort in den Graben ein, so wurde er durch unverzüglichen Gegenangriff wieder daraus entfernt. Dem schweren Tage, der mit vollem Mißerfolg der Italiener endete, folgte eine ruhige Nacht. Auch an der Dolomitenfront dauert die feindliche Angriffstätigkeit unvermindert fort. Hier richtet der Gegner seine heftigsten Anstrengungen gegen den Col di Lana, vor dem nun schon so viele und auch gestern zwei neue Angriffe zusammenbrachen. Ein italienischer Flieger bedachte das Schloß Miramar mit Bomben.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Die südöstlich von Visegrad auftretenden montenegrinischen Bataillone wurden bei Drinsko und auf der Suha Gora geschlagen. Die deutschen Divisionen der Armee des Generals v. Koeveß drangen in die Gegend von Rudnik vor. Österreichisch-ungarische Kräfte dieser Armee überquerten im Angriff die durch andauernden Regen fast ungangbar gewordenen Niederungen an der obersten Raca, warfen in erbitterten Kämpfen den Feind von der Cumiskohöhe und erstürmten die Kirche und das Dorf Cumis. Die Armee des Generals v. Gallwitz überschritt im Raume von Lapowo Lepenica und machte südöstlich von Svilajenac weitere Fortschritte. Die bulgarische erste Armee eroberte Pirot; der Feind hat vor ihrer ganzen Front den Rückzug angetreten.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Die serbische Niederlage bei Pirot - Die Franzosen bei Tschepeli-Balkan zurückgeschlagen

Sofia, 29. Oktober.
Im amtlichen Bericht über die Ereignisse vom 27. Oktober heißt es u. a.:
Nach einem viertägigen hartnäckigen Kampf schlugen unsere Truppen die im Timoktale und vor Pirot operierende serbische Armee auf der ganzen Front. Die Serben befinden sich jetzt im allgemeinen Rückzuge in westlicher Richtung. Wir verfolgen energisch den Feind. Wir sind schon im Besitz von Negotin, Brza Palanka (auf dem rechten Donauufer, wo unsere Kavallerie mit den verbündeten Truppen in Berührung kam), Zajecar, Knjazevac und zahlreichen Dörfern im Timoktale. Wir erbeuteten auf dieser Front 16 Geschütze, eine große Menge von Munition und viel Proviant.
Im Tale der Nischava erstürmten unsere Truppen die südlichen Werke der Festung Pirot und gelangten bis zur Stadt selbst, aber die Nacht unterbrach die Operationen. Der Feind wird auf der ganzen Front verfolgt.
Die französischen Truppen, die von Valandovo gegen Tschepeli-Balkan vorgingen, wurden durch die Bulgaren mit großen Verlusten zurückgeschlagen.

 

Der türkische Heeresbericht:

Russisches Linienschiff schwer beschädigt

Konstantinopel, 29. Oktober.
Am Vormittag des 27. Oktober griff eins unserer Unterseeboote im westlichen Teil des Schwarzen Meeres die russische Flotte an und torpedierte ein Linienschiff des Typs "Panteleimon", welches schwer beschädigt wurde. Die russische Flotte zog sich darauf schleunigst nach Sebastopol zurück.
An der Dardanellenfront dauerten am 27. und 28. Oktober die üblichen örtlichen Kämpfe an. Bei Ari Burun und Sed ül Bahr nahmen zwei feindliche Monitoren an der Beschießung teil, wurden aber durch unsere Artillerie verjagt. - An den übrigen Fronten keine Veränderung.
Obgleich an der Dardanellenfront seit einiger Zeit nur ein gegenseitiges örtliches Gewehrfeuer stattfindet, das für beide Parteien wirkungslos bleibt, fährt der Feind weiter fort, Lazarettschiffe als Transportschiffe und Lazarettzelte für militärische Zwecke zu benutzen. So beobachteten wir deutlich am 27. d.M. bei Kutschuk-Kemikli, wie englische Soldaten Militärübungen vor Zelten, die das Rote Kreuz trugen, machten und sich nach Schluß der Übungen in diese Zelte zurückzogen.
Bei Anaforta traf eine von unserer Artillerie abgeschossene Bombe ein feindliches Munitionsdepot. Sie brachte es zur Entzündung. Der Brand dauerte 15 Minuten. Unsere Artillerie zerstreute feindliche Truppen, die Verschanzungen aufwarfen. Die Antwort des Feindes hatte kein Ergebnis. Bei Ari Burun schleuderte der Feind in der Nacht vom 28. Oktober bis zum Morgen Bomben gegen die Gräben auf unserem rechten Flügel. Am 28. Oktober bei Tage eröffnete die feindliche Artillerie ein wirkungsloses Feuer in verschiedenen Richtungen. Bei Sed ül Bahr gegenseitiges Artilleriefeuer und Kampf mit Bomben und Torpedos. Der Feind schoß gegen unseren linken Flügel ungefähr 1000 Geschosse ab, die nur Erdstürze in einigen unserer Schützengräben hervorriefen.

 

Rücktritt der französischen Regierung


Viviani

Briand

Paris, 29. Oktober. (Meldung der Agence Havas.)
Der Rücktritt des Kabinetts Viviani wird amtlich bekanntgegeben. Präsident Poincaré hat die Demission angenommen und Briand mit der Neubildung des Kabinetts beauftragt.

 

Der 1. Weltkrieg im Oktober 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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