Der Weltkrieg am 18. November 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Kursumlija von den Deutschen besetzt

Großes Hauptquartier, 18. November.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Die Engländer versuchten gestern früh einen Handstreich gegen unsere Stellung an der Straße Messines - Armentières; sie wurden abgewiesen.
In den Argonnen wurde die Absicht einer französischen Sprengung erkannt und der bedrohte Graben rechtzeitig geräumt.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Die Lage ist im allgemeinen unverändert.
Balkankriegsschauplatz:
Die verbündeten Armeen haben in der Verfolgung die allgemeine Linie Davor - nördlich Raska-Kursumlja-Oruglica erreicht. Unsere Truppen fanden Kursumlja von den Serben verlassen und ausgeplündert vor. Es wurden mehrere hundert Gefangene und einige Geschütze eingebracht.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Einnahme von Javor

Wien, 18. November.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Die Lage ist unverändert. Beim Aufräumen des Schlachtfeldes von Czartorysk ist erst die volle Größe des jüngst errungenen Erfolges zutagegetreten. Der Feind hatte schwere Verluste. Bisher wurden 2500 Russen begraben und 400 frische Gräber gezählt.
Mehrere tausend Gewehre und große Mengen Munition sind die Beute, die noch steigen dürfte. Der Gegner besaß am westlichen Styrufer vier hintereinander liegende starke Stellungen mit Drahthindernissen, Stützpunkten und Flankierungsanlagen. Ausgedehnte Hüttenlager mit Blockhäusern und großen Stallungen beweisen, daß er sich schon für den Winter eingerichtet hatte.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Auch im Laufe des gestrigen Tages nahmen die Italiener ihre Angriffstätigkeit nicht wieder auf. Nachts versuchten sie schwache Vorstöße gegen Zagora, am Nordhange des Monte San Michele und gegen den Abschnitt südwestlich San Martino, alle wurden abgewiesen. Seit heute zeitlich früh steht Görz wieder unter heftigem Geschützfeuer. In der ersten Stunde fielen etwa 400 Geschosse in die Stadt. Der alte Stadtteil von Riva war gestern vom Altissimo her unter Feuer. Unsere Flieger warfen Bomben auf die Kasernen von Belluno ab.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Die Verfolgung macht trotz schwerer Unbilden der Witterung gute Fortschritte. Nördlich von Nova Varos nähern sich unsere Truppen dem Abschnitt des Uvac. Der Ort Javor ist in Besitz genommen. Südlich von Ivanijica schoben wir uns im Raume um die Höhe Jankov Kamien nahe an die Paßhöhen der Golija Planina heran. Deutsche Truppen sind bis etwa halbenwegs Usce-Raska vorgedrungen, während österreichisch-ungarische Kräfte von Osten gegen den Ibar vorgehend, die Kopaonik Planina am Weg nach Karadag überschritten haben. Die Truppen der Armee v. Gallwitz sind über das von den Serben geplünderte Kursumlja südwärts vorgerückt. Bulgarische Kräfte gewannen kämpfend die Höhen des Radan und den Raum südöstlich davon.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 18. November.
Am 14. November bei Anaforta und Ari Burun beiderseitiges Feuer. Unsere Artillerie zwang ein feindliches Torpedoboot bei Kemikliliman, das Material bei Ari Burni zu landen versuchte, sich vom Ufer zu entfernen. Bei Sed ül Bahr konnte die feindliche Artillerie am 14., trotzdem sie 8000 Granaten, Minen und Bomben gegen unseren linken Flügel abfeuerte, keinen bedeutenden Schaden anrichten. Am 15. schoß der Feind 3000 Bomben gegen unseren rechten Flügel ab und beschoß am Nachmittag heftig unsere vorgeschobenen Stellungen im Zentrum mit Land- und Marineartillerie. Er brachte zwei Minen zur Entzündung und nahm die Beschießung bis um 5 Uhr wieder auf. In der Zwischenzeit griff der Feind den linken Flügel eines unserer Regimenter im Zentrum an. Er wurde aber leicht zurückgeworfen. Als der Gegner einen Angriff auf die Front eines anderen unserer Regimenter versuchte, kam er bis zu unseren vorgeschobenen Schützengrüben, wurde aber durch Flankenfeuer aus unseren benachbarten Gräben und durch einen Gegenangriff vollkommen von diesen vorgeschobenen Linien bis zu seinen früheren Stellungen zurückgeworfen. Er erlitt schwere Verluste.
An der Front von Irak schossen wir ein zweites feindliches Flugzeug ab und erbeuteten es unversehrt. Auf dem Tigris versenkten wir einen feindlichen Kriegsmonitor mitsamt Besatzung.
Arabische Freiwillige zerstörten durch überraschende und glänzende Angriffe auf das feindliche Lager seine Telegraphenleitungen und machten große Beute. Nach unseren Informationen war das erbeutete Flugzeug ein Farmanapparat, Modell 1911, mit einem Hundertpferdmotor und einer Geschwindigkeit von 90 Kilometern.
Auf der Dardanellenfront, bei Anaforta und Ari Burun fand zeitweise gegenseitiges Geschütz- und Gewehrfeuer sowie Bombenwerfen statt. Am 16. November wiederholte der Feind im Laufe des Vormittags bei Sed ül Bahr seine gestrigen Infanterieangriffe gegen die Front zweier unserer Regimenter. Er wurde mit Erfolg zurückgeschlagen.
Auf der Irakfront zwangen unsere Vorposten am 16. November vormittags den Feind zum Rückzuge, der vom rechten Tigrisufer aus, unterstützt durch ein Motorboot, vorzudringen versuchte. Der Kommandant des Motorbootes wurde getötet.

 

Der 1. Weltkrieg im November 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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