Der Weltkrieg am 4. Dezember 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Gebirgskämpfe gegen serbische Heeresreste

Großes Hauptquartier, 4. Dezember.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Die Kampftätigkeit wurde auf der ganzen Front durch unsichtiges, stürmisches Regenwetter behindert.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Die bereits im deutschen Tagesbericht vom 2. Dezember zum Teil richtiggestellte russische Veröffentlichung vom 29. November entspricht auch in ihren übrigen Angaben nicht der Wahrheit. Bei dem russischen Überfall auf Newel (südwestlich von Pinsk), der nur unter einheimischen und mit dem Sumpf- und Waldgelände ganz vertrauten Führern möglich war, fiel der Divisionskommandeur in Feindeshand; andere Offiziere werden nicht vermißt. Daß sich bei Koslince und Czartorysk deutsche und österreichisch-ungarische Truppen hätten zurückziehen müssen, ist nicht wahr.
Balkankriegsschauplatz:
Die Kämpfe gegen versprengte serbische Abteilungen im Gebirge wurden fortgesetzt. Gestern wurden über 2000 Gefangene und Überläufer eingebracht.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Die Höhen südlich Plevlje erstürmt

Wien, 4. Dezember.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Nichts Neues.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Die Angriffstätigkeit des Feindes gegen den Görzer Brückenkopf und den Nordteil der Hochfläche von Doberdo hält an. Schwächliche Angriffe und Annäherungsversuche bei Oslavija und vor der Podgora wurden abgewiesen. Die Beschießung der Stadt Görz dauert fort.
Gegen den Monte San Michele und bei San Martino griffen starke italienische Kräfte an. Unsere Truppen schlugen auch hier alle Vorstöße zurück.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Unsere Truppen haben gestern früh die Höhen südlich von Plevlje im Sturm genommen. Auch bei Tresnjevica südwestlich von Sjenica wurden die Montenegriner abgeschlagen.
Westlich von Novibazar vertrieben bewaffnete Moslims plündernde montenegrinische Banden. An Gefangenen wurden gestern bei Novibazar und Mitrovica insgesamt 2000 Mann eingebracht.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Verfolgung der Engländer an der Irakfront

Konstantinopel, 4. Dezember.
An der Irakfront versucht der Feind, sich der Verfolgung unserer Truppen zu entziehen, indem er den Schutz seiner Kanonenboote aufsucht. Jedes derartige Haltmachen des Feindes verwandelt sich dank unserer energischen Angriffe in Flucht.
Am 1. Dezember vormittags kostete ein gleicher Versuch den Engländern große Verluste und brachte uns als Beute mehrere hundert Gefangene, zwei mit Lebensmitteln beladene Transportschiffe, ein anderes Fahrzeug, zwei Kanonenboote, zwei Munitionswagen und eine große Menge Kriegsmaterial. Unter den Gefangenen, die zum größten Teil Engländer sind, befanden sich ein Major, ein Hauptmann und ein Fliegerleutnant.
Die beiden erbeuteten Kanonenboote sind sehr stark. Das Kanonenboot "Kamed" führt 10 Geschütze, das Kanonenboot "Firiklesse" 4 Geschütze vom Kaliber 10,5 und 7,5 und 3 Maschinengewehre. Der größte Teil der auf ihnen erbeuteten Geschütze ist in gutem Zustande. Das eine der Kanonenboote "Firiklesse" wird bereits gegen den Feind verwandt.
Unsere vom Norden von Kut el Amara ausgesandten Streitkräfte greifen die sich zurückziehenden feindlichen Kolonnen in der Flanke an und fügen ihnen gleichfalls viele Verluste zu.
An der Dardanellenfront zeitweilige, aber manchmal lang anhaltende Feuergefechte mit allen Kalibern mit Unterbrechung. Bei Anaforta nahmen einige Kreuzer, bei Ari Burun ein Torpedoboot und ein Monitor, bei Sed ül Bahr ein Monitor und ein Panzerkreuzer an einer Beschießung des Landes teil, wobei sie unsere Stellungen wirkungslos beschossen. Unsere Artillerie zerstreute zwei feindliche Kompagnien Infanterie, die sich auf den. Marsch nach Kutschukkemikli befanden, rief in einem feindlichen Lager bei Buyukkemikli einen Brand hervor und sprengte das Munitionsdepot einer feindlichen Batterie in der Umgebung von Lale Baba Tepe in die Luft. Unsere Artillerie brachte eine schwere feindliche Batterie südlich von Azmakdere zum Schweigen. Einer unserer Flieger griff einen feindlichen Flieger an, der das Feuer der Kriegsschiffe leitete, und zwang ihn zu landen. Bei Sed ül Bahr, auf dem rechten Flügel, schleuderte der Feind während eines lebhaften Bombenkampfes in reichlichem Maße Torpedos gegen das Zentrum und den linken Flügel. Unsere Artillerie beschoß ferner feindliche Bataillone, die Übungen ausführten, zerstreute den Feind und fügte ihm Verluste zu.
Der Feind, der, wie in unserem Bericht vom 2. Dezember gemeldet, durch seine Flieger unser Hospitalschiff "Reschid Pascha", trotz des Abzeichens des roten Halbmondes, das durch internationale Verträge anerkannt ist, mit Bomben angreifen ließ, zögert anderseits nicht, alle seine militärischen Transporte unter der Genfer Flagge vor unserem Feuer zu schützen. So befördert er nachts in zwei Hospitalschiffen Soldaten, die von ihm bei Tage auf diese Schiffe gebracht worden sind. Diese Handlungsweise zeigt die Machtlosigkeit des Feindes und den Grad seiner Achtung vor den einfachsten Gesetzen der Menschlichkeit.

 

Der 1. Weltkrieg im Dezember 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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