Der Weltkrieg am 17. Januar 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Feindliche Geschosse gegen Lens

Großes Hauptquartier, 17. Januar.
Westlicher Kriegsschauplatz:
In der Stadt Lens wurden durch das feindliche Artilleriefeuer 16 Bewohner getötet und verwundet.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Schneestürme behinderten auf dem größten Teile der Front die Gefechtstätigkeit. Es fanden nur an einzelnen Stellen Patrouillenkämpfe statt.
Balkankriegsschauplatz:
Nichts Neues.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Bedingungslose Waffenstreckung Montenegros

Wien, 17. Januar.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Die an der bessarabischen und ostgalizischen Front angesetzten russischen Armeen haben auch gestern eine Wiederholung ihrer Angriffe unterlassen. Es herrschte im allgemeinen Ruhe. Nur im Raume östlich von Rarancze vertrieben unsere Truppen unter heftigen Kämpfen den Feind aus einer vorgeschobenen Stellung, schütteten seine Gräben zu und spannten Drahthindernisse aus. Im Bereiche der Armee des Erzherzogs Joseph Ferdinand wurden drei russische Vorstöße gegen unsere Feldwachenlinien abgewiesen.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Die Geschützkämpfe an einzelnen Punkten der küstenländischen und der Tiroler Front dauern fort. Der Kirchenrücken von Oslavija wurde von unseren Truppen wegen des dorthin vereinigten feindlichen Artilleriefeuers wieder geräumt. Im Görzischen zwangen unsere Flieger mehrere italienische Fesselballons zum Niedergehen und bewarfen feindliche Lager mit Bomben.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Der König von Montenegro und die montenegrinische Regierung haben am 13. Januar um Einstellung der Feindseligkeiten und Beginn der Friedensverhandlungen gebeten. Wir antworteten, daß dieser Bitte nur nach bedingungsloser Waffenstreckung des montenegrinischen Heeres entsprochen werden könne. Die montenegrinische Regierung hat gestern die von uns gestellte Forderung bedingungsloser Waffenstreckung angenommen.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Montenegro bittet um Frieden

Budapest, 17. Januar.
Im Abgeordnetenhause erhob sich nach der Annahme eines Paragraphen der Vorlage betreffend eine Finanzzentrale Ministerpräsident Graf Tisza und sagte. Ich bitte um die Erlaubnis, die Verhandlung auf einen Augenblick mit der Mitteilung unterbrechen zu dürfen, daß der König und die Regierung von Montenegro um die Einleitung von Friedensverhandlungen gebeten haben. (Große Bewegung). Als Antwort darauf haben wir als Vorbedingung von Friedensverhandlungen die unbedingte Waffenstreckung
verlangt. (Eljenrufe.) Eben jetzt erhalte ich die Nachricht, daß Montenegro die unbedingte Waffenniederlegung angenommen hat. (Lang anhaltender Beifall. Eljenrufe im ganzen Hause.) Infolgedessen werden nach Durchführung der Kapitulation die Friedensverhandlungen beginnen können. (Eljenrufe.) Ohne die Bedeutung dieses Ereignisses zu überschätzen, glaube ich dasselbe jedenfalls als wichtiges und erfreuliches Ereignis bezeichnen zu können, in welchem die Monarchie und die ungarische Nation die erste Frucht ihres bisherigen Ausharrens und ihres Heldenmutes erntet. (Lang anhaltender Beifall.) (Eljenrufe im ganzen Hause. Die Sitzung wurde auf 5 Minuten unterbrochen.)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 17. Januar.
An der Irakfront hält der aussetzende Artilleriekampf bei Kut el Amara an.
An der Kaukasus front setzte der Feind auch gestern seine Angriffe gegen unsere Stellungen nördlich und südlich vom Arasflusse fort. Er erlitt ganz bedeutende Verluste, besonders während des heftigen Kampfes zwischen dem Arasflusse und dem Tale Id. In diesem Abschnitte mußten unsere Truppen, die seit einer Woche die beträchtlichen Kräfte des feindlichen Flügels in der Nähe des Tales Id aufgehalten hatten, aus ihren vorgeschobenen Stellungen um einige Kilometer zurückgehen. Südlich vom Aras brachten wir dem Feinde in Nahkämpfen in den vorgeschobenen Stellungen große Verluste bei und erbeuteten eine Menge Waffen.

  

Der 1. Weltkrieg im Januar 1916

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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