Der Weltkrieg am 10. März 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 
Der nordöstlich der Höhe "Toter Mann" gelegene Rabenwald

 Der deutsche Heeresbericht:

Fortdauer der Kämpfe um Vaux

Die deutsche Überlegenheit im Luftkampf

Großes Hauptquartier, 10. März.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Auf dem westlichen Maasufer wurden bei der Säuberung des Rabenwaldes und der feindlichen Gräben bei Bethincourt 6 Offiziere, 681 Mann gefangen, sowie 11 Geschütze eingebracht.
Der Ablainwald und der Bergrücken westlich von Douaumont wurden in zähem Ringen dem Gegner entrissen, in der Woëvre schoben wir unsere Linien durch die Waldstücke südöstlich von Damloup vor.
Gegen unsere neue Front westlich und südlich des Dorfes sowie bei der Feste Vaux führten die Franzosen kräftige Gegenstöße. In ihrem Verlauf gelang es dem Feinde, in der Panzerfeste selbst wieder Fuß zu fassen; im übrigen wurden die Angreifer unter starken Verlusten abgewiesen.
Unsere Kampfflieger schossen zwei englische Flugzeuge ab, einen Eindecker bei Wytschaete (südlich von Ypern) und einen Doppeldecker nordöstlich von La Bassée. Der Insasse des ersteren ist tot.
Im Monat Februar war die Angriffstätigkeit unserer Fliegerverbände, die Zahl ihrer weitreichenden Erkundungs- und nächtlichen Geschwaderflüge hinter der feindlichen Front erheblich größer als je zuvor. Die folgende Zusammenstellung beweist nicht nur aufs neue unsere Überlegenheit, sondern widerlegt auch die von gegnerischer Seite beliebte Behauptung, unsere Luftkriegverluste seien nur deshalb so gering, weil sich unsere Flugzeuge nicht über die feindlichen Linien wagten.
Der deutsche Verlust an der Westfront im Februar beträgt: 
im Luftkampf -, durch Abschuß von der Erde -, vermißt 6, im ganzen 6. 
Die Franzosen und Engländer haben verloren: 
im Luftkampf 13, durch Abschuß von der Erde 5, durch unfreiwillige Landung innerhalb unserer Linien 2, im ganzen 20. Hierbei ist zu berücksichtigen, daß wir grundsätzlich nur die in unsere Hand gefallenen oder brennend abgestürzten, nicht die zahlreichen, sonst hinter den feindlichen Linien abgeschossenen Flugzeuge des Gegners zählen.
Östlicher und Balkankriegsschauplatz:
Keine wesentlichen Ereignisse.

Oberste Heeresleitung. 1)

Karte zu den Kämpfen um Verdun

 

Deutscher Fliegerangriff auf die russische Flotte im Schwarzen Meer

Berlin, 10. März.
Am 9. März vormittags wurde bei Kaliakra nordöstlich Warna im Schwarzen Meer ein russischer Schiffsverband, bestehend aus einem Linienschiff, fünf Torpedobootszerstörern und mehreren Frachtdampfern, von deutschen Seeflugzeugen angegriffen und mit Bomben belegt. Es wurden Treffer auf Zerstörern beobachtet. Trotz heftiger Beschießung durch die Russen kehrten sämtliche Flugzeuge unversehrt zurück.

  Der Chef des Admiralstabs der Marine. 1)

 

Die neue deutsche Denkschrift an Amerika

Berlin, 10. März.
Der Kaiserliche Botschafter in Washington hat im Auftrage der Kaiserlich Deutschen Regierung dem Staatssekretär der Vereinigten Staaten eine Mitteilung gemacht, in der es einleitend heißt:
"Die Kaiserliche Regierung legt Wert darauf, die bisherige Entwicklung noch einmal mit all der Offenheit zu präzisieren, die den freundschaftlichen Beziehungen der beiden großen
Völker und dem ehrlichen Wunsch der Kaiserlichen Regierung, diese vor allen Trübungen zu bewahren, entspricht."
Die Mitteilung gibt dann einen kritischen Rückblick auf die Entwicklung des U-Boot-Kriegs und die Verträge mit Amerika und sagt im Anschluß daran:
"Der Grundsatz der amerikanischen Regierung, ihre Bürger von feindlichen Handelsschiffen nicht fern zu halten, wurde von England und seinen Alliierten dazu benutzt, Handelsschiffe für den Angriff zu bewaffnen. So können nämlich Kauffahrteischiffe die U-Boote leicht zerstören und sich im Falle des Mißglückens ihres Angriffs durch die Anwesenheit amerikanischer Bürger an Bord gesichert glauben.
Der Befehl des Waffengebrauchs wurde ergänzt durch die Weisung an die Führer der Handelsschiffe, falsche Flaggen zu führen und die U-Boote zu rammen; die Nachrichten über ausgezahlte Prämien und Verleihung von Ehrenzeichen an erfolgreiche Handelsschiffsführer zeigen die Wirkung dieser Befehle. Diesem englischen Vorgehen haben sich die Verbündeten angeschlossen.
Jetzt steht Deutschland vor der Tatsache:
a, daß eine völkerrechtswidrige Blockade (vgl. amerikanische Note an England vom 5. November 1915) seit einem Jahre den neutralen Handel den deutschen Häfen fernhält und Deutschlands Ausfuhr unmöglich macht,
b) daß völkerrechtswidrige Verschärfungen der Konterbande-Bestimmungen (siehe amerikanische Note an England vom 5. November 1915) seit eineinhalb Jahren den für Deutschland in Frage kommenden Seeverkehr der neutralen Nachbarländer verhindern,
c) daß völkerrechtswidrige Eingriffe in die Post (stehe amerikanisches Memorandum an England vom 10. Januar 1916) jede Verbindung Deutschlands mit dem Ausland zu verhindern streben,
d) die systematisch gesteigerte Vergewaltigung der Neutralen nach dem Grundsatz "Macht über Recht" den Verkehr mit Deutschland über die Landgrenzen unterbindet, um die Hungerblockade der friedlichen Bevölkerung der Zentralmächte zu vervollständigen,
e) daß Deutsche, die von unseren Feinden auf See angetroffen werden, ohne Rücksicht darauf, ob Kämpfer oder Nichtkämpfer, der Freiheit beraubt werden,
f) daß unsere Gegner ihre Handelsschiffe für den Angriff bewaffnet und dadurch die Verwendung des U-Bootes nach den Grundsätzen der Londoner Deklaration unmöglich gemacht haben (stehe deutsche Denkschrift vom 8. Februar 1916).
Das englische Weißbuch vom 5. Januar 1916 über die Unterbindung des deutschen Handels rühmt, daß durch diese Maßnahme Deutschlands Ausfuhrhandel fast völlig unterbunden, seine Einfuhr vom Belieben Englands abhängig gemacht ist.
Die Kaiserliche Regierung darf hoffen, daß gemäß den freundschaftlichen Beziehungen, die in einer hundertjährigen Vergangenheit zwischen den beiden Völkern bestanden haben, der hier dargelegte Standpunkt trotz der durch das Vorgehen unserer Feinde erschwerten Verständigung zwischen beiden Völkern von dem Volk der Vereinigten Staaten gewürdigt werden wird.
1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Lebhaftes Geschützfeuer am Tolmeiner Brückenkopf

Wien, 10. März.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer und südöstlicher Kriegsschauplatz:
Keine wesentlichen Ereignisse.
Italienischer Kriegsschauplatz:
An der küstenländischen Front unterhielt die italienische Artillerie stellenweise ein mäßiges Feuer, das nur vor dem Tolmeiner Brückenkopf lebhafter wurde. An der Kärntner und Tiroler Front ist die Gefechtstätigkeit nach wie vor gering.
Durch eine Untersuchung wurde festgestellt, daß die Italiener - diesmal im Rombongebiete - Gasbomben verwendeten.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Schwere englische Verluste am Tigris

Konstantinopel, 10. März.
Nachdem der Feind an der Irakfront östlich von Felahie keinen Erfolg mit seinen unvorbereiteten Angriffen gehabt hatte, hatte er seit einem Monat zu allen möglichen Mitteln seine Zuflucht genommen, um sich unseren Stellungen zu nähern. In den letzten Tagen hatte der Feind sich bis auf 150 bis 200 Meter unseren vorgeschobenen Schützengräben genähert und durch Anzeichen verraten, daß er einen entscheidenden Angriff vorbereitete. Am 8. März morgens griff der Feind vom rechten Ufer des Tigris mit seinen Hauptkräften an. Der Kampf dauerte bis Sonnenuntergang. Der Feind hatte mit Hilfe von Unterstützungen, die er eilig mit seiner Stromflotte auf diesen Flügel gebracht hatte, einen Teil unserer Schützengräben besetzen können, aber dank einem kräftigen und heldenhaften Gegenangriff unserer Reserven wurden die vom Feinde besetzten Gräben vollkommen wiedererobert und der Feind nach seinen alten Stellungen zurückgejagt. Der Feind ließ in den Gräben 2000 Tote und eine große Menge von Waffen und Munition liegen. Unsere Verluste sind verhältnismäßig geringer.

 

Ein russisches Torpedoboot gesunken

Sofia, 10. März.
Gestern stieß das russische Torpedoboot "Leutnant Puschtschin" südlich von Warna auf eine Mine und sank. 4 Offiziere und 11 Mann der Besatzung wurden von bulgarischen Soldaten geborgen. (Bulgar. Telegr.-Agent.)
1)

 

Ein englischer Torpedobootzerstörer und ein Torpedoboot gesunken

London, 10. März.
Die Admiralität teilt mit, daß der Zerstörer "Coquette" und das Torpedoboot "Nr. 11" an der Ostküste auf Minen liefen und versanken. Vier Offiziere und 41 Mann sind ertrunken.
1)

 

Englischer Angriff gegen das Kilimandscharogebiet

London, 10. März.
Die Truppen unter Smuts rückten gegen die deutschen Streitkräfte im Gebiete des Kilimandscharo vor. Smuts bemächtigte sich am 7. März unter unbedeutenden Verlusten der Übergänge über den Lumifluß. Mehrere feindliche Gegenangriffe wurden erfolgreich abgeschlagen.
1)

 

Der 1. Weltkrieg im März 1916

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 4
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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