Der Weltkrieg am 18. März 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Kampftätigkeit an den Seen bei Dünaburg

Großes Hauptquartier, 18. März.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Bei wechselnder Sicht war die beiderseitige Kampftätigkeit gestern weniger rege.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Das Artilleriefeuer im Gebiet beiderseits des Naroczsees ist recht lebhaft geworden. - Ein schwächlicher nächtlicher russischer Vorstoß nördlich des Miadziolsees wurde leicht abgewiesen.
Balkankriegsschauplatz:
Südwestlich des Doiransees kam es zu unbedeutenden Patrouillenplänkeleien.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Handschreiben des Kaisers an Admiral v. Tirpitz

Wilhelm II.
Wilhelm II.

v. Tirpitz
v. Tirpitz

Berlin, 18. März.
Der Kaiser hat an den Staatsminister und Staatssekretär des Reichsmarineamts, Großadmiral v. Tirpitz, folgendes Handschreiben gerichtet:
Mein lieber Großadmiral v. Tirpitz!
Nachdem Ich aus Ihrer Krankmeldung und Ihrem Mir unter dem 12. d. M. vorgelegten Abschiedsgesuche zu Meinem lebhaften Bedauern ersehen habe, daß Sie die Geschäfte des Staatssekretärs des Reichsmarineamts nicht mehr zu führen vermögen, entspreche Ich hierdurch Ihrem Gesuche und stelle Sie unter Enthebung von Ihren Ämtern als Staatsminister und als Staatssekretär des Reichsmarineamts mit der gesetzlichen Pension zur Disposition. Es ist Mir ein Bedürfnis, Ihnen auch bei dieser Gelegenheit Meinen Kaiserlichen Dank für die ausgezeichneten Dienste zum Ausdruck zu bringen, welche Sie in Ihrer langen Laufbahn als Baumeister und Organisator der Marine dem Vaterlande geleistet haben. Ganz besonders möchte Ich hierbei hervorheben, was während des Krieges selbst durch Bereitstellung neuer Kampfmittel auf allen Gebieten der Seekriegführung und durch Schaffung des Marinekorps von Ihnen geleistet worden ist. Sie haben damit der Geschichte Ihrer so erfolgreichen Friedensarbeit ein Ruhmesblatt der schweren Kriegszeit hinzugefügt. Das erkennt mit Mir das Deutsche Volk freudig an. Ich selbst möchte dem Ausdruck geben durch Verleihung des beifolgenden Sterns der Großkomture mit Schwertern Meines Königlichen Hausordens von Hohenzollern und durch die Verfügung, daß Ihr Name in der Marinerangliste weitergeführt werden soll. Mit den aufrichtigsten Wünschen für Ihr ferneres Wohlergehen verbleibe Ich immer Ihr wohlgeneigter
Wilhelm I. R. 1)

 

Amtliche deutsche Erklärung zum Untergang der "Tubantia"

(Kein deutsches Torpedo, keine deutsche Mine)

Berlin, 18. März. (Amtlich.)
Zu der amtlichen Bekanntmachung des holländischen Marinedepartements über den Untergang des Dampfers "Tubantia", dass nach eidlichen Aussagen des ersten Offiziers, vierten Offiziers und Ausguckpostens des Dampfers eine Torpedolaufbahn deutlich gesehen sei, wird hiermit festgestellt, daß ein deutsches Unterseeboot nicht in Frage kommt. Da die Stelle, wo der Unfall der "Tubantia" stattgefunden hat, weniger als 30 Seemeilen von der niederländischen Küste entfernt ist und somit innerhalb des in der Bekanntmachung vom 4. Februar 1915 als für die Schiffahrt nicht gefährdet angegebenen Gebietes liegt, kann weiterhin erklärt werden, daß dort keine deutschen Minen gelegt sind.

  Der Chef des Admiralstabes der Marine. 1)

 

Die "Tubantia" von den Engländern versenkt?

Köln, 18. März.
Die "Kölnische Volkszeitung" berichtet von der Westgrenze:
Von verschiedenen einwandfreien Zeugen ist festgestellt worden, daß kurz vor dem Untergang der "Tubantia" in jener Nacht und auch noch nachher fortgesetzt ein englisches Unterseeboot in der Nähe des Noordhinder Feuerschiffes beobachtet worden ist. Ein Zusammenhang zwischen diesen beiden Tatsachen wird mit Recht angenommen. Es besteht die Wahrscheinlichkeit, daß die "Tubantia" aus einer bis jetzt nicht erkennbaren Ursache von den Engländern versenkt worden ist.
1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Eine italienische Stellung am Tolmeiner Brückenkopf erobert

Wien, 18. März.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer und südöstlicher Kriegsschauplatz:
Nichts Neues.
Italienischer Kriegsschauplatz.
Am unteren Isonzo kam es gestern nur bei Selz zu einem Angriffsversuche schwacher italienischer Kräfte, die an den Hindernissen abgewiesen wurden. Auch das Geschütz-, Minenwerfer- und Handgranatenfeuer ging nicht über das gewöhnliche Maß hinaus. Um so lebhafter war die Tätigkeit der beiderseitigen Artillerie in dem Raume von Tolmein und Flitsch sowie im Fellaabschnitt. Am Nordteil des Tolmeiner Brückenkopfes griffen unsere Truppen an, eroberten eine feindliche Stellung, nahmen 449 Italiener (darunter 16 Offiziere) gefangen und erbeuteten 3 Maschinengewehre und 1 Minenwerfer. An der Tiroler Front fanden am Monte Piano, Col di Lana, bei Riva und in den Judicarien mäßige Geschützkämpfe statt.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 18. März.
An den Dardanellen hat am 17. März ein Kreuzer ohne Wirkung die Umgebung von Tekke Burun und Beyaz Tepe beschossen. Zwei feindliche Flugzeuge, welche die Halbinsel Gallipoli überflogen, wurden von einem unserer Kampfflugzeuge mit Maschinengewehrfeuer beschossen und gezwungen, zu fliehen.
An der Kaukasusfront erbeuteten wir am 16. März nach einem von unserem linken Flügel ausgeführten Gegenangriff zahlreiche Ausrüstungsstücke.

 

Der holländische Dampfer "Palembang" gesunken

London, 18. März.
Lloyds will erfahren haben, daß der holländische Dampfer "Palembang" (6674 Tonnen) auf der Reise nach Java in der Nordsee torpediert worden sei. Die Besatzung ist gerettet.
(Von einer Torpedierung kann wohl nicht die Rede sein. Falls die "Palembang" untergegangen ist, dürfte sie auf eine Mine gelaufen sein.)
1)

 

Der 1. Weltkrieg im März 1916

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 4
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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