Der Weltkrieg am 5. Mai 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

Der deutsche Heeresbericht:

Ergebnis des Luftkriegs im April

Großes Hauptquartier, 5. Mai.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Auch gestern war die Gefechtstätigkeit an der englischen Front zwischen Armentieres und Arras lebhaft. Bei Givenchy-en-Gohelle entwickelten sich Handgranatenkämpfe um einen Sprengtrichter, in den der Feind vorübergehend hatte vordringen können.
Südlich der Somme sind nachts deutsche Erkundungsabteilungen in die feindliche Stellung eingebrochen, haben einen Gegenstoß abgewiesen und 1 Offizier 45 Mann gefangengenommen.
Links der Maas drangen unsere Truppen in vorspringende französische Verteidigungsanlagen westlich von Avocourt ein. Der Feind hatte sie unter dem Eindruck unseres Feuers aufgegeben; sie wurden zerstört und planmäßig wieder geräumt.  Südöstlich von Haucourt wurden mehrere französische Gräben genommen und Gefangene eingebracht. Ein gegen den Westausläufer der Höhe "Toter Mann" wiederholter feindlicher Angriff brach völlig zusammen. Rechts der Maas kam es besonders nachts zu starker Artillerietätigkeit. Ein englischer Doppeldecker mit französischen Abzeichen fiel an der Küste nahe der holländischen Grenze unversehrt in unsere Hand; die Insassen retteten sich auf neutrales Gebiet.
Ein deutsches Geschwader warf auf die Bahnanlagen im Noblette- und Auvetal (Champagne) , sowie auf den Flughafen Suippes ausgiebig und erfolgreich Bomben ab.
Der Luftkrieg hat im Laufe des April, besonders in der zweiten Hälfte des Monats, auf der Westfront einen großen Umfang und wachsende Erbitterung angenommen. An Stelle des Einzelgefechts tritt mehr und mehr der Kampf in Gruppen und Geschwadern, der zum größten Teil jenseits unserer Linien ausgefochten wird. Im Verlauf dieser Kämpfe sind im Monat April auf der Westfront 26 feindliche Flugzeuge durch unsere Kampfflieger abgeschossen, davon 9 diesseits der Frontlinie in unseren Besitz gefallen. Außerdem erlagen 10 Flugzeuge dem Feuer unserer Abwehrkanonen. Unsere eigenen Verluste belaufen sich demgegenüber auf zusammen 22 Flugzeuge; von diesen gingen 14 im Luftkampf, 4 durch Nichtrückkehr, 4 durch Abschuß von der Erde aus verloren.
Östlicher und Balkankriegsschauplatz:
Es hat sich nichts von besonderer Bedeutung ereignet.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Luftangriffe auf Valona und Brindisi

Wien, 5. Mai.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Unsere Flieger belegten vorgestern den Bahnknotenpunkt Zdolbunowo südlich von Rowno mit Bomben. Im Bahnhofsgebäude, in den Werkstätten, im rollenden Material und auf den Schienenanlagen wurden Treffer beobachtet. Mehrere Gebäude gerieten in Brand.
Gestern wieder überall erhöhte Geschütztätigkeit; vielfach auch Vorfeldgeplänkel.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Am Rombon vertrieben unsere Truppen nach heftiger Artillerievorbereitung den Feind aus mehreren Stellungen, nahmen über 100 Alpini, darunter 3 Offiziere, gefangen und erbeuteten 2 Maschinengewehre.
Im Marmolatagebiet wurde nachts eine schwächere feindliche Abteilung am Osthang des Sasso Undici zersprengt. Sonst nur mäßige Artillerietätigkeit.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Nichts Neues.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Ereignisse zur See:
Am 4. Mai vormittags haben unsere Seeflugzeuge Valona, am Nachmittag Brindisi bombardiert. In Valona wurden Batterien, Hafenanlagen und Flugzeugstation mehrfach wirkungsvoll getroffen, in Brindisi mehrere Volltreffer auf Eisenbahnzüge, Bahnhofsgebäude und Magazine, ferner im Arsenal inmitten einer dicht zusammenliegenden Gruppe von Zerstörern, beobachtet. Mehrere Bomben sind in der Stadt explodiert. Ein zur Abwehr aufsteigendes feindliches Flugzeug wurde sofort vertrieben. Auf dem Rückfluge wurde weit in See der Kreuzer "Marco Polo" getroffen und die auf Deck dicht zusammenstehende Bemannung mit Maschinengewehr wirkungsvoll beschossen. Trotz des heftigen Abwehrfeuers sind sowohl von Valona als auch Brindisi alle unsere Flugzeuge zurückgekehrt.

Flottenkommando. 1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 5. Mai.
An der Irakfront ist die Lage unverändert.
Am Tage vor der Übergabe von Kut el Amara glückte es einem unserer Flugzeuge, das vom Hauptmann Schütz geführt wurde, im Luftkampf ein feindliches Flugzeug abzuschießen, das von uns genommen wurde. Der Führer ist tot, der Beobachter gefangen. Hauptmann Schütz schoß am selben Tage ein anderes feindliches Flugzeug ab, dessen Insassen verwundet in unsere Hände fielen.
An der Kaukasusfront überraschte eine unserer Kavallerieabteilungen feindliche Kavallerie, schlug sie und vernichtete ebenso eine inzwischen erschienene Aufklärungsabteilung des Feindes.
Auf den anderen Teilen der Front unwichtige Gefechte zwischen Aufklärungsabteilungen.

  

Der 1. Weltkrieg im Mai 1916

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1) TEXTQUELLEN:
Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
4. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1916)

 

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