Der Weltkrieg am 27. Mai 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

Der deutsche Heeresbericht:

Erfolgreicher Vorstoß beim Thiaumontwalde

Großes Hauptquartier, 27. Mai. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Nördlich des Kanals von La Bassée drang eine unserer Patrouillen bei Festubert in die feindliche Stellung , machte Gefangene und kehrte ohne Verluste zurück. 
In den Argonnen lebhafter Minenkampf, durch den die feindlichen Gräben in größerer Breite zerstört wurden. Außer einigen Gefangenen erlitten die Franzosen zahlreiche Verluste an Toten und Verwundeten. 
Links der Maas richteten die Franzosen seit Mitternacht heftige Angriffe gegen Cumières; es gelang ihnen, vorübergehend in den Südrand des Dorfes einzudringen, wir machten bei der Säuberung 53 Gefangene. 
Rechts der Maas gelang es uns, bis zu den Höhen am Südwestrand des Thiaumontwaldes vorzustoßen. Ein französischer Angriffsversuch dagegen wurde durch Artilleriefeuer im Keime erstickt. Zwei feindliche Angriffe gegen unsere neu eroberten Stellungen südlich der Feste Douaumont scheiterten restlos. 
In den Kämpfen südwestlich und südlich der Feste sind seit dem 22. Mai an Gefangenen 48 Offiziere, 1943 Mann eingebracht. 
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Bei einer erfolgreichen Patrouillenunternehmung südlich Kekkau machten wir einige Gefangene.
Balkankriegsschauplatz:
Keine Veränderung.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Luftangriff auf die russische Flugstation auf Oesel

Berlin, 27. Mai. 
In der Nacht vom 25. zum 26. Mai hat ein deutsches Flugzeuggeschwader die russische Flugstation Papenholm auf der Insel Oesel erneut mit Bomben belegt und dabei gute Treffer, größtenteils in den Flughallen selbst, erzielt. Trotz heftiger Beschießung sind alle Flieger wohlbehalten zurückgekehrt.
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Bresche in der Befestigungsgruppe von Asiero

Leutnant Albin Mlaker
Albin Mlaker

Wien, 27. Mai. 
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Nichts Neues.
Italienischer Kriegsschauplatz: 
Das zur Befestigungsgruppe von Arsiero gehörende Panzerwerk Casa Ratti, die Straßensperre unmittelbar südwestlich von Baccarola, ist in unserer Hand. Leutnant Albin Mlaker des Sappeurbataillons Nr. 14 drang mit seinen Leuten ungeachtet des heftigen beiderseitigen Feuers in das Werk ein, nahm die feindlichen Sappeure. die es sprengen wollten, gefangen und erbeutete so drei unversehrte schwere Panzerhaubitzen und zwei leichte Geschütze. 
Nördlich von Asiago bemächtigten sich unsere Truppen des Monte Moschicce, auf dem Grenzrücken südlich des Suganatales drangen sie bis auf die Cima Maora vor. Die Zahl der im Angriffsraum erbeuteten Geschütze hat sich auf 284 erhöht. 
Am Monte Sief und Krn wurden feindliche Angriffe abgeschlagen. 
Südöstlicher Kriegsschauplatz: 
Bei Feras versuchten die Italiener, die im Nordufer der Vojusa liegenden Ortschaften zu brandschatzen; sie wurden durch unsere Patrouillen vertrieben.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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General Gallieni gestorben


General Gallieni

Paris, 27. Mai. 
(Meldung der Agence Havas.)
General Gallieni ist heute früh gestorben.
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Die amerikanische Note an England in der Postfrage

London, 27. Mai. (Renter-Meldung.)
Die "Times" meldet aus Washington vom 26. Mai:
Die Note, in der gegen die Behandlung der neutralen Postsendung durch die Engländer und Franzosen protestiert wird, wurde jetzt veröffentlicht. Es wird darin gegen die "ungesetzliche und willkürliche Methode, neutrale Schiffe zum Anlaufen von Häfen zu zwingen, um die Postsendungen zu beschlagnahmen, Beschwerde erhoben. Wichtige unersetzliche Dokumente seien verloren gegangen, und es seien häufige Verzögerungen vorgekommen. Die Note schließt: Nur eine radikale Änderung in der englisch-französischen Politik dadurch, daß die vollen Rechte der Vereinigten Staaten als neutraler Macht wiederhergestellt werden, wird diese Regierung befriedigen.
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Fort Rupel und Demir Hissar von den Bulgaren besetzt

Saloniki, 27. Mai. (Meldung des Reuterschen Bureaus.)
Die Bulgaren haben das griechische Fort an der Mündung der Struma in die Gorje sowie Station und Brücke von Demir Hissar besetzt. Deutsche und bulgarische Offiziere erklärten Donnerstag dem griechischen Kommandanten von Rupel, daß sie Befehl hätten, die bulgarische linke Flanke gegen einen Angriff der Verbündeten zu decken; sie schlugen vor, das Fort in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der Neutralität, wie sie in Athen ausgelegt worden seien, zu besetzen, und verlangten den Abzug der Griechen binnen 24 Stunden. Der Kommandant telegraphierte nach Athen. In einem Protokoll verpflichteten sich die deutschen und bulgarischen Offiziere, das Fort zu räumen, sobald die Ursache dieser Okkupation aufhöre. Hierauf zogen die Griechen mit Ausnahme einer Kompagnie ab, die 24 Schüsse abgab und sich dann auf bestimmten Befehl aus Athen ebenfalls zurückzog. Die Deutschen und Bulgaren sind ebenfalls sehr tätig bei Xanthi und Eskige nordöstlich von Kavalla, wo sie Pontons zusammenbringen, um die Mesta zu überschreiten.
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Der 1. Weltkrieg im Mai 1916

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1) TEXTQUELLEN:
Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
4. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1916)

 

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