Der
deutsche Besuch in Bulgarien

Watschew |

von Heydebrand |
Sofia,
26. Juni. (Priv.-Tel.)
Gestern abend trafen die deutschen Reichstagsmitglieder mit
einem Sonderzuge in Sofia ein. Zum Empfange waren auf dem Bahnhof
erschienen der Präsident der Sobranje, Watschew, Abgeordnete aller
großen Parteien, Vertreter des Gemeinderats, die Spitzen der Zivil-
und Militärbehörden und Vertreter der mazedonischen Bruderschaft.
Bürgermeister Radew hielt die Begrüßungsrede an die Gäste und
brachte ein Hoch auf Deutschland aus, das begeistert aufgenommen
wurde. Reichstagsabgeordneter Müller-Meiningen dankte im Namen der
Deutschen für den Empfang und brachte ein Hoch auf das bulgarische
Volk, den Zaren und die Armee aus. Die Straßen vom Bahnhof zum
Hotel "Bulgaria" waren dicht voller Menschen, die Jugend
bildete Spalier, die Automobile der deutschen Gäste wurden mit
Blumen überschüttet; alles das schuf ein Bild, wie Sofia es nie
gesehen hat. Müller-Meiningen bezeichnet die Fahrt durch Bulgarien
als einen wahren Triumphzug.
Sofia, 26. Juni. (W. B.)
Den deutschen Abgeordneten wird an allen Orten ein überaus
herzlicher Empfang bereitet. In Tschuprija, wo sie bulgarisches
Besetzungsgebiet betraten, wurden sie von dem Bezirkspräfekten begrüßt.
Nach Nisch fuhren ihnen der königliche Kommissar, Gesandter
Tschapraschikow und der Vizepräsident der Sobranje, Momtschilow,
entgegen. Abgeordneter von Heydebrand dankte und brachte ein Hurra
auf den Zaren und das bulgarische Volk aus. Namens der Armee
bewillkommnete General Kutintschew die Gäste mit einer deutschen
Ansprache, die in ein Hurra auf den Kaiser und das deutsche Volk und
Heer ausklang. Nach einer kurzen Besichtigung der Stadt und der
Zitadelle, wo die denkwürdige Begegnung des Deutschen Kaisers mit
dem Zaren der Bulgaren stattfand, wurde die Fahrt mit dem Sonderzuge
fortgesetzt. In Bela-Palanka, Pirot und Zaribrod war die gesamte Bevölkerung
auf dem Bahnhofe erschienen und begrüßte die Gäste mit Tücherschwenken
und begeisterten Zurufen. Die Ortsvorsteher hielten Ansprachen, auf
die die Abgeordneten Naumann und Dr. Mayer mit herzlichen Worten
antworteten.
Berlin, 26. Juni. (Priv.-Tel.)
Aus Anlaß des Besuchs deutscher Reichstagsabgeordneter in Sofia
hat Oberbürgermeister Radew in Sofia an Oberbürgermeister Wermuth
folgende telegraphische Begrüßung gesandt:
"Heute empfing die Bevölkerung der Hauptstadt Sofia festlich
und freudevoll die Vertreter des Deutschen Reichstags als ersehnte
teure Gäste. Die Ehre, welche uns durch den Besuch zuteil wird, schätzen
wir hoch. Wir sind von dem Glauben durchdrungen, daß die politisch-ökonomischen
Bande, welche das edle Germanenvolk mit dem bulgarischen verbinden,
ewig dauern werden, und daß sie die Kraft, mit welcher die Zentralmächte
der Kultur, dem Fortschritt und der Freiheit zusteuern, erhöhen
werden. Ich benütze diese Gelegenheit, meinen heißen Dank für die
großen Aufmerksamkeiten, welche die Berliner unseren Mitbürgern
und Volksvertretern anläßlich des Besuches der letzteren im
kaiserlichen Berlin zuteil werden ließen, auszusprechen. Das junge
Sofia wird dem Besuche der deutschen Reichstagsabgeordneten eine
ewige Erinnerung bewahren." Oberbürgermeister Wermuth hat
folgenden telegraphischen Dank übermittelt: "Mit lebhafter,
freudiger Genugtuung empfingen wir Ihren warmherzigen Ausdruck der
Gefühle, mit denen Bulgariens Hauptstadt den Gegenbesuch der
deutschen Volksvertreter ausgenommen hat, und sprechen Ihnen dafür
unseren aufrichtigen Dank aus. Wir sind mit Ihnen der festen
Zuversicht, daß die Bande der Waffen wie der Geister, die Bulgarien
jetzt so eng mit dem Deutschen Reich verbinden, beiden Staatswesen
eine politische und wirtschaftliche Entwicklung sicherstellen, wie
sie dem Glauben an unserer Völker Sendung entspricht. Glückauf für
diesen neuen Zeitabschnitt unserer Völkergeschichte." 2)
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