Der Weltkrieg am 5. Juli 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

Im ehemaligen deutschen Grabensystem von Dompierre im Sommegebiet
Im ehemaligen deutschen Grabensystem von Dompierre im Sommegebiet
Aufnahme vom 5. Juli 1916

Der deutsche Heeresbericht:

Neue schwere Kämpfe beiderseits der Somme 

Großes Hauptquartier, 5. Juli.
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Von der Küste bis zum Ancrebach abgesehen von kleineren Erkundungsgefechten nur lebhafte Artillerie- und Minenwerfertätigkeit. Die Zahl der in den letzten Tagen auf dem rechten Ancreufer unverwundet gefangenen Engländer beträgt 48 Offiziere, 867 Mann. 
An der Front zu beiden Seiten der Somme sind seit gestern abend wieder schwere Kämpfe im Gange. Der Feind hat bisher nirgends ernste Vorteile zu erringen vermocht. 
Auf dem linken Maasufer verlief der Tag ohne besondere Ereignisse. Auf dem rechten Ufer versuchten die Franzosen erneut mit starken Kräften, aber vergeblich gegen unsere Stellungen nordwestlich des Werkes Thiaumont vorzukommen.
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Die kurländische Küste wurde ergebnislos von See her beschossen.
Die gegen die Front der Armeen des Generalfeldmarschalls von Hindenburg gerichteten Unternehmungen des Gegners wurden, besonders beiderseits von Smorgon, fortgesetzt.
deutsche Fliegergeschwader warfen ausgiebig Bomben auf die Bahnanlagen und Truppenansammlungen bei Minsk.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: 
Die Russen haben ihre Angriffstätigkeit auf der Front von Zirin bis südöstlich von Baranowitschi wieder aufgenommen. In zum Teil sehr hartnäckigen Kämpfen wurden sie abgewiesen oder aus Einbruchsstellen zurückgeworfen. Sie erlitten schwerste Verluste.
Heeresgruppe des Generals v. Linsingen: 
Beiderseits von Kostiuchnowka (nordwestlich von Czartorysk) und nordwestlich von Kolki sind Kämpfe im Gange. Über den Styr westlich von Kolki vorgedrungene russische Abteilungen werden angegriffen. An vielen Stellen nördlich, westlich und südwestlich von Luck bis in die Gegend von Werben (nordöstlich von Beresteczko) scheiterten alle mit starken Kräften unternommenen Versuche des Feindes, uns die gewonnenen Vorteile wieder zu entreißen. Die Russen haben, abgesehen von schweren blutigen Verlusten, an Gefangenen 11 Offiziere, 1139 Mann eingebüßt. Bahnanlagen und Truppenansammlungen in Luck wurden von Fliegern angegriffen.
Armee des Generals Grafen v. Bothmer: 
Südlich von Barysz hatte der Feind vorübergehend auf schmaler Front in der ersten Linie Fuß gefaßt. Unsere Erfolge südöstlich von Tlumacz wurden erweitert.
Balkankriegsschauplatz: 
Nichts Neues. 

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Die Schlacht an der Somme 

Großes Hauptquartier, 5. Juli.
Die Engländer haben am dritten und vierten Kampftage auf der Angriffsfront nördlich des Ancre-Baches keinen Sturm mehr versucht, sondern nur ihre Geschütze und Minen
arbeiten lassen, dies allerdings ausgiebig. Südlich des Flußtales haben sie an beiden Tagen zwischen Thiepval, La Boisselle und dem Gehölz von Mametz mit großer Ausdauer und sehr starken Kräften gestürmt, ohne gegen das Sperrfeuer unserer Artillerie und die Wachsamkeit und die Tapferkeit unserer Grabenbesatzung etwas ausrichten zu können. Ihre Verluste müssen außerordentlich hoch sein, wenn man die Ziffer der 2500 Toten, die vor einem unserer Divisionsabschnitte liegen, entsprechend vervielfältigt.
Die Franzosen sind nördlich der Somme bis gegen Hardécourt vorgestoßen und haben südlich des Flusses die beiden kleinen Gehölze von Mereaucourt und Chapitre sowie die Dörfer Flaucourt und Assevillers besetzt. Das letztere wollen sie "glänzend gestürmt" haben. In Flaucourt war die Räumung längst ausgeführt, als die ersten französischen Patrouillen im Dunkel der Nacht zum Dienstag ins Dorf schlichen. Der Gegner hat gestern den vorgetriebenen Angriffskeil auf Biaches-Peronne zu erweitern gesucht durch teilweise sehr wuchtige Angriffe auf Barleux und Belloy. Er ist hier bei unserer zweiten Verteidigungslinie auf festen Widerstand gestoßen. Einzelheiten über diese Kämpfe, die Tag und Nacht andauern, sind nicht zu erlangen, deshalb empfiehlt es sich, die Zahl der gefangenen Deutschen, von denen gestern 8000 und heute 300 gemeldet wurden, mit dem größten Mißtrauen aufzunehmen. Dasselbe gilt für die angegebene Kriegsbeute. Es ist nach den bisherigen Erfahrungen nicht ganz ausgeschlossen, daß die Franzosen in ihrem ersten Siegesrausch nicht nur ein paar zerschossene Batterien doppelt gesehen, sondern auch einige ehrwürdige Minenhunde für moderne 21er Mörser gehalten haben.
Vier Tage lang haben Engländer und Franzosen nun Schulter an Schulter die große Durchbruchsschlacht eingeleitet, aber über die Einleitung sind sie bisher nicht hinausgekommen.
Die Taktik der Angriffe war diesmal, das ergibt sich aus den wenigen bekannt gewordenen Einzelheiten, leidlich klar, eine weit vorsichtigere als die in den großen Herbstschlachten bei Loos und in der Champagne. Man hatte den Sturmtruppen nicht mehr vorzuspiegeln gesucht, sie könnten nach dem vorausgegangenen Trommelfeuer glatt über deutsche Leichen hinweg nach St. Quentin laufen. Die Franzosen schickten nach alter Gewohnheit ihre Schwarzen vor, aber im ganzen machten sie die bescheidenen Gewinne, die ihnen vergönnt waren, mit Vorsicht und Rücksicht auf die durchaus möglichen und auch tatsächlich geschehenen Rückschläge durch den ungebrochenen deutschen Gegner. Die Engländer wurden dadurch genötigt, manchen eroberten Graben aufzugeben. Die Franzosen beeilten sich, jeden Geländegewinn durch schnelles Eingraben zu sichern. Alles in allem scheint mir die deutsche Angriffstaktik vor Verdun auf die Operation der Verbündeten erheblich abgefärbt zu haben. Jedoch wenn zwei dasselbe tun, ist es nicht dasselbe. Die Bestätigung dieser alten Weisheit ist eigentlich in diesen ersten Kampftagen schon zur Hälfte erbracht. 
2)

 

Neue Taten unserer Tauchboote 

Berlin, 5. Juli. (W. B. Amtlich.) 
Am 4. Juli hat eines unserer Unterseeboote in der südlichen Nordsee einen feindlichen Unterseebootszerstörer versenkt. "S. M. Unterseeboot 35", das ein Handschreiben Seiner Majestät des Kaisers an Seine Majestät den König von Spanien und Arzneimittel für die in Spanien internierten Deutschen nach Cartagena brachte, ist nach erfolgreicher Lösung seiner Aufgabe zurückgekehrt. Das Boot versenkte auf seiner Fahrt u. a. den bewaffneten französischen Dampfer "Herault" und erbeutete ein Geschütz.
2)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Russische Vorstöße bei Luck gescheitert

Wien, 5. Juli. 
Amtlich wird verlautet:
Russischer Kriegsschauplatz: 
Auf den Höhen nordöstlich von Kirlibaba in der Bukowina Geplänkel mit feindlicher
Reiterei.
Westlich von Kolomea wurde eine mittags zum Angriff vorgehende russische Brigade durch unsere Artillerie zum fluchtartigen Zurückgehen gezwungen. Gegen Abend griff
der Feind südlich von Sadzawka mit starken Kräften an; er wurde überall zurückgewiesen, stellenweise nach erbittertem Handgemenge. Bei Barysz westlich von Buczacz drangen die Russen vorübergehend in unsere Stellungen ein. Ein Gegenangriff führte zur Wiedergewinnung der ursprünglichen Linien. Bei Werben am oberen Styr brachte ein Vorstoß österreichisch-ungarischer Truppen 11 russische Offiziere, 827 Mann und 5 Maschinengewehre ein. Seit Tagen hat sich auf diesem Gefechtsfelde das altbewährte Theresienstädter Infanterie - Regiment Nr. 42 hervorgetan. Südwestlich und westlich von Luck scheiterten abermals zahlreiche Vorstöße des Gegners unter schweren Verlusten für denselben. Im Styrgebiet abwärts von Sokul bis über Rafalowka hinaus nahmen die Russen ihre Angriffe wieder auf. Westlich von Kolki versuchte der Feind, unter erheblichem Kräfteaufgebot auf dem Nordufer festen Fuß zu fassen. An zahlreichen anderen Stellen wurden russische Angriffe abgeschlagen.
Italienischer Kriegsschauplatz: 
Im Abschnitt von Doberdo hielt das hauptsächlich gegen den Südteil der Hochfläche gerichtete feindliche Geschützfeuer an. Angriffsversuche der Italiener gegen unsere Stellungen östlich von Monfalcone und Selz werden abgewiesen. An der Front zwischen Brenta und Etsch unternahm der Feind vergebliche Vorstöße gegen unsere Stellungen bei Roana und nördlich des Posinatales. Bei Malborghet und im Suganertale wurde je ein feindliches Flugzeug abgeschossen.
Südöstlicher Kriegsschauplatz: 
Unverändert. 

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 5. Juli. (W. B.) 
Bericht des Hauptquartiers: 
An der Irakfront keine Veränderung. 
Nachdem unsere Truppen die Russen in einem Kampf geschlagen haben, der in ihren befestigten Stellungen westlich von Kermanschah am 30. Juni bis in die Nacht dauerte, drangen sie morgens in die Stadt ein. Die Ereignisse haben sich seit dem 29. Juni folgendermaßen abgespielt: Am 29. Juni war festgestellt worden, daß die Russen entschlossen waren, sich mit allen Kräften in der Ortschaft Mahidescht zu verteidigen. Aber infolge der Verfolgung unserer Truppen und der schnellen Wirkung unserer Umfassungskräfte konnte der Feind sich dort nicht halten. Er trat unter dem Schutze seiner Nachhut, die er dort ließ, den Rückzug in vorbereitete Stellungen westlich Kermanschah an. Als am 30. Juni die Nachhut des Feindes Zurückgewichen war, zogen unsere Truppen in Mahidescht ein und nahmen alsbald die Verfolgung der russischen Streitkräfte auf. Am Nachmittag wurde der in befestigten Stellungen westlich Kermanschah haltende Feind in der Front und in der Flanke bedrängt und in einen Kampf verwickelt, der bis in die Nacht dauerte. Schließlich mußten die Russen in der Nacht zum 1. Juli ihre Stellungen vollständig aufgeben und sich in die Stadt Kermanschah zurückziehen. Am frühen Morgen drangen unsere Truppen, ohne dem Feind Zeit zu lassen, einen Straßenkampf zu liefern, in drei Abteilungen in die Stadt ein, worauf sie den Feind zwangen zu fliehen. So brachen unsere Truppen trotz des sehr schwierigen Geländes, auf dem sich die Ereignisse abspielten, und trotz einer Entfernung von 200 Kilometern von der Grenze bis Kermanschah ohne Straßen mit Verpflegungsmöglichkeiten, ohne dem Feind einen Augenblick Ruhe zu gönnen, den hartnäckigen Widerstand, den er an jeder Stelle leistete, die nur die geringste Aussicht auf Erfolg bot. Sie boten mit großem Ausdauer allen Schwierigkeiten, die sich vor ihnen anstürmten, Trotz und verfolgten mit Erfolg das eine Ziel, der Willkür des Feindes in diesen Gegenden ein Ende zu machen. 
Auf der Kaukasusfront in den Abschnitten des rechten Flügels und im Zentrum kein Ereignis. Im Tschorokabschnitt örtlicher Feuerkampf. Im Abschnitt nördlich des Tschorok wurde der Feind infolge eines glücklich ausgeführten Überraschungsangriffes eines Teiles unserer Truppen aus seinen Stellungen hinausgeworfen. Wir erbeuteten dabei zwei Maschinengewehre und sechs Geschütze. - Sonst nichts von Bedeutung.
2)

 

Die Kriegsausgaben Italiens 

Rom, 5. Juli. (W. B.) 
Im Senat teilte der Schatzminister Carcano folgendes mit : "Am 30. Juni habe ich gesagt, daß die Steigerung der Einnahmen für den Etat 1915/16 ungefähr eine halbe Milliarde betragen habe. Jetzt, wo ich auch die Ziffern für den Monat Juni besitze, kann ich genau angeben, daß die Steigerung der Einnahmen 529 Millionen Lire erreichte Die Kriegsausgaben, die sich anfangs auf 450 Millionen beliefen, erreichen gegenwärtig 800 Millionen und werden bald eine Milliarde übersteigen. Aber wir machen keine Schulden, ohne uns der finanziellen Mittel vergewissert zu haben für die Zahlung der Zinsen. Für den Augenblick gestatten uns die getroffenen Maßnahmen, die Zinsen mehrerer Milliarden zu bezahlen. Andere Maßnahmen werden ohne Zweifel nötig sein. Aber die italienischen Steuerträger werden die neuen Opfer tragen, die man von ihnen verlangen wird. Die Regierung wird es sich angelegen sein lassen, besonders die Reichen zu treffen und die Armen zu schonen." Carcano schloß: "Das Volk hat durch die Anleihen freigebig geantwortet. Der Staat wird nicht mehr ausgeben, als notwendig sein wird, um den Krieg zu einem siegreichen Ergebnis zu führen." 
2)

 

Abschied der deutschen Abgeordneten von Bulgarien 

Dr. Friedrich Naumann
Dr. Friedrich Naumann

Belgrad, 5. Juli. (W. B.) 
Der letzte Teil der Reise der deutschen Abgeordneten, die Donaufahrt von Rustschuk nach Belgrad, zeigte eine reizvolle Stromlandschaft. Begeistert werden die deutschen Gäste in allen Donauorten von Sistow bis Milanowatz mit Fahnen, Musik und Blumenspenden begrüßt. Beim Abendessen auf dem Luxusdampfer "Sofia" stattete Abgeordneter von Heydebrand den Dank an den Organisator der Reise, Generalkommissar Tschapraschikow ab. Abgeordneter Naumann trank auf Ministerpräsident Radoslawow, der neben dem Zaren die größten Verdienste am Zustandekommen des militärischen und politischen Anschlusses Bulgariens an Deutschland habe. Die Bedeutung des hervorragenden Staatsmannes werde in Deutschland schon jetzt allgemein anerkannt. Sein Name werde historisch sein. Naumann sagte weiter: "Seine Verantwortung war groß, seine Lage sehr schwer. Der König konnte durch diesen Mann den weltpolitischen Akt vollziehen, der, diplomatisch betrachtet, wunderbar ist. Unser Besuch in Bulgarien war ein Gruß an die kluge Politik seiner Staatsmänner, die mit unserer Reichsregierung und der österreichisch-ungarischen Regierung in steter treuer Verbindung bleibt." An der bulgarischen Grenze verabschiedete sich Tschapraschikow offiziell von den Abgeordneten, die nunmehr Gäste der Ungarischen Fluß- und Seeschiffahrts-A.-G. wurden, deren Generaldirektor sie in Orsowa begrüßte. Von der Grenze wurden Begrüßungstelegramme an den Zaren, die Sobranje und Radoslawow gesandt.
2)

 

Der 1. Weltkrieg im Juli 1916

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TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
4. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1916)

2) "Frankfurter Zeitung" (1916)

 

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