Der Weltkrieg am 9. August 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

Abgelöste französische Infanterie in der Ortschaft Fay im Sommegebiet
Abgelöste französische Infanterie in der Ortschaft Fay im Sommegebiet
Aufnahme vom 9. August 1916

Der deutsche Heeresbericht:

Starke feindliche Angriffe im Westen und Osten abgeschlagen - Das Ergebnis der Luftkämpfe im Juli

Großes Hauptquartier, 9. August. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Die gestern berichteten Angriffe der Engländer und Franzosen nördlich der Somme gegen die ganze Front vom Foureauxwalde bis zur Somme sind gebrochen. Die Engländer ließen 10 Offiziere, 374 Mann an unverwundeten Gefangenen in unserer Hand und büßten 6 Maschinengewehre ein; sie hatten schwere blutige Verluste. Ebenso scheiterte ein heute nacht aus der Linie Ovillers-Bazentin-le-Petit vorgetragener starker englischer Angriff.
Rechts der Maas griffen erhebliche französische Kräfte mehrmals im Thiaumont- und Fleuryabschnitt, im Chapitre- und Bergwald an. Mit schwersten Verlusten mußte der Gegner unserem Feuer und an verschiedenen Stellen unseren Bajonetten weichen. Die Zahl der in unsere Hand gefallenen Gefangenen ist auf rund 350 Mann gestiegen. 
Ergebnis der Luftkämpfe im Juli: Deutscher Verlust: im Luftkampf 17 Flugzeuge, durch Abschuß von der Erde 1 Flugzeug, vermißt 1 Flugzeug, im ganzen 19 Flugzeuge. -Französischer und englischer Verlust: im Luftkampf 59 Flugzeuge, durch Abschuß von der Erde 15 Flugzeuge, durch unfreiwillige Landung innerhalb unserer Linien 6 Flugzeuge, bei Landungen zwecks Aussetzens von Spionen 1 Flugzeug, im ganzen 81 Flugzeuge, von denen 48 in unserem Besitz sind. 
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Front des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg: 
An der Nordspitze von Kurland fügten wir heute früh durch unser Feuer einer größeren Zahl feindlicher Torpedoboote, Dampfer und Segler schweren Schaden zu und vertrieben sie dadurch. Russische Übergangsversuche östlich von Friedrichstadt wurden vereitelt, stärkere Patrouillen zwischen Wiszniew- und Naroczsee abgewiesen. An der Serwetsch- und Schtscharafront verschärfte sich der Artilleriekampf; feindliche Angriffe in der Gegend von Skrobowa sind gescheitert. Mit sehr starken Kräften nahmen die Russen ihre Angriffe am Stochod wieder auf. Zu vielen Malen sind ihre Angriffswellen südlich von Stobychwa, im Stochodbogen östlich von Kowel und nördlich von Kisielin im Artillerie-, Infanterie- und Maschinengewehrfeuer wieder zurückgeflutet. In schwerem Nahkampf mit dem an Zahl weit überlegenen Feinde blieben unsere Truppen bei Kuchary und Porskaja Wolka (nordöstlich der Bahn Kowel-Luck) Sieger. Die Kämpfe westlich von Luck sind zu unseren Gunsten entschieden. Durch entschlossenen Gegenangriff österreichisch-ungarischer Truppen sind verlorene Teile der Stellung östlich von Szelwow restlos wiedergewonnen; 350 Gefangene sind eingebracht und mehrere Maschinengewehre erbeutet. 
Front des Feldmarschalleutnants Erzherzogs Carl: 
Die Zahl der südlich von Zalocze gemachten Gefangenen ist auf 12 Offiziere, 966 Mann gestiegen. Südlich des Dnjestr sind die verbündeten Truppen über die Linie Nizniow-Tysmienica-Ottynia zurückgenommen.
Balkan-Kriegsschauplatz:
Keine wesentlichen Ereignisse.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Neuer Luftschiffangriff auf Englands Ostküste

Berlin, 9. August. 
Mehrere unserer Marineluftschiffgeschwader haben in der Nacht vom 8. zum 9. August England erneut angegriffen und Marinestützpunkte der Ostküste und Industrieanlagen von militärischer Bedeutung in den Küstengrafschaften von Northumberland herunter bis nach Norfolk ausgiebig mit Sprengbomben schwersten Kalibers und mit Brandbomben belegt. Der Erfolg war an allen Stellen hervorragend und konnte bei der verhältnismäßig hellen Nacht deutlich beobachtet werden. So wurden in Eisen- und Benzolfabriken bei Middlesborough sehr starke Explosionen und große Brände, in den Hafenanlagen von Hull und Hartlepool und den Werftanlagen am Tyne sehr gute Spreng- und Brandwirkung festgestellt. Auch in den Industrieanlagen bei Whitby und den Bahnanlagen bei Kings Lynn wurde starke Wirkung erzielt. Sämtliche Luftschiffe sind trotz der heftigen Gegenwirkung durch Scheinwerfer, Abwehrbatterien und Seestreitkräfte unbeschädigt zurückgekehrt. 

Der Chef des Admiralstabs der Marine. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Vergebliche russische Massenangriffe in Wolhynien - Die Italiener in Görz

Wien, 9. August. 
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz: 
Heeresfront des Feldmarschalleutnants Erzherzogs Carl: 
Im Gebiete des Capul in der Bukowina wurde der Gegner gegen Norden zurückgeworfen. Am oberen Pruth gewannen unsere Truppen die Höhen östlich von Worochta. Infolge der vorgestrigen Kämpfe wurden auch die bei Ottynia fechtenden Kräfte in eine westlich vorbereitete Stellung zurückgeführt. Die Gefechtstätigkeit in diesem Raume dauerte auch gestern den ganzen Tag über mit unverminderter Heftigkeit an. Am Südflügel der Armee des Generals Grafen Bothmer schlugen k. und k. Regimenter mehrere starke Angriffe ab. Die Zahl der südlich von Zalocze eingebrachten Gefangenen ist auf 12 Offiziere, 966 Mann gestiegen. 
Heeresfront des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg: 
In Wolhynien wuchsen die Kämpfe erneut zu größter Stärke an. Sowohl bei der Armee des Generalobersten von Tersztyanszky, wo die Russen stellenweise durch Gegenangriffe geworfen wurden, als auch bei Kisielin und im Stochodknie bei Kaszowka führte der Feind seine dicht gegliederten Massen - darunter sibirische und Gardetruppen - zum Angriff vor. Er wurde überall, vielfach im Kampf Mann gegen Mann, zurückgeworfen. Wie es bei der selbstmörderischen Gefechtsführung des Gegners nicht anders möglich ist, bildet das Vorgelände unserer Stellungen ein großes Leichenfeld. Südlich von Stobychwa scheiterten wieder russische Übergangsversuche. 
Italienischer Kriegsschauplatz: 
Die heftigen Kämpfe im Raume von Görz dauern fort. Gestern nachmittag erreichten einzelne feindliche Abteilungen die Stadt. Am Monte San Michele und bei San Martino wiesen unsere Truppen wiederholte Angriffe unter schwersten Verlusten der Italiener ab. Das königlich ungarische Szekesfehervarer Honved-Infanterieregiment Nr. 17 tat sich hierbei besonders hervor.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Unverändert.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 

Ereignisse zur See: 
In der Nacht vom 8. auf den 9. August belegte ein Seeflugzeuggeschwader eine feindliche Batterie an der Isonzomündung und die feindliche Seeflugstation Gorgo bei Grado sehr wirkungsvoll mit Bomben. Mehrere Volltreffer wurden erzielt. Trotz heftiger Beschießung kehrten die Flugzeuge unversehrt zurück. 

Flottenkommando. 1)

 

Der 1. Weltkrieg im August 1916

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TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
5. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1916)

 

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