Der Weltkrieg am 15. August 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

Der deutsche Heeresbericht:

Russische Angriffe in Galizien restlos abgeschlagen

Großes Hauptquartier, 15. August. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Vom gestrigen Mittag ab erneuerten die Engländer ihre Angriffe aus der Linie Ovillers - Bazentin-le-Petit und setzten sie mit großer Hartnäckigkeit bis tief in die Nacht hinein fort. Sie haben am Wege Thiepval - Pozières in demselben Teil unseres vordersten Grabens Fuß gefaßt, ans dem sie gestern morgen wieder geworfen waren; im übrigen sind ihre vielen sich in kurzen Zeitabständen folgenden Austürme vollkommen und sehr blutig vor unseren Stellungen zusammengebrochen. Die Franzosen wiederholten zweimal ihre vergeblichen Anstrengungen zwischen Maurepas und Hem. Zwischen dem Ancrebach und der Somme und über diese Abschnitte hinaus ist der Artilleriekampf auch jetzt noch nicht verstummt. 
An der übrigen Front - abgesehen von lebhafterer Gefechtstätigkeit südöstlich von Armentieres, an einzelnen Stellen des Artois und rechts der Maas - keine besonderen Ereignisse. 
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Front des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg: 
Alle russischen Angriffe gegen den Luh- und Graberkaabschnitt südlich von Brody sind gescheitert. 
Front des Generals der Kavallerie Erzherzogs Carl: 
Die Armee des Generals Grafen v. Bothmer hat starke, zum Teil oft wiederholte Angriffe im Abschnitt Zborow-Koniuchy, an den von Brzezany und Potutory nach Kozowa führenden Straßen und westlich von Monasterzyska mit schwersten Verlusten für die Russen restlos abgeschlagen. 
Balkan-Kriegsschauplatz: 
Südlich des Dojransees griff ein feindliches Bataillon die bulgarischen Vorposten an; es wurde abgewiesen.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Reise des Kaiser an die Ostfront

Berlin, 15. August. 
Seine Majestät der Kaiser hat sich wieder an die Ostfront begeben, nachdem er gegen Ende seines mehrtägigen Aufenthalts an der Westfront auch die Heeresgruppe Seiner Kaiserlichen Hoheit des Kronprinzen besucht und in Gegenwart des Oberbefehlshabers verschiedene Truppenteile hinter der Kampffront besichtigt hatte.
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74 feindliche Handelsschiffe im Juli vernichtet

Berlin, 15. August. 
Im Monat Juli sind 74 feindliche Handelsschiffe mit rund 103000 Brutto-Registertonnen durch Unterseeboote der Mittelmächte versenkt oder durch Minen verloren gegangen. 

Der Chef des Admiralstabs der Marine. 1)

 

Neuer Luftangriff auf die Flugstationen bei Oesel

Berlin, 15. August. 
Am 13. August griffen abermals mehrere unserer Marineflugzeuggeschwader die feindlichen Flugzeugstationen Papenholm und Lebara bei Oesel an. Es wurde gute Wirkung erzielt. 
Trotz heftiger Beschießung durch Abwehrbatterien und durch feindliche Seestreitkräfte sind sämtliche Flugzeuge wohlbehalten nach ihren Stützpunkten zurückgekehrt.
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Vergebliche russische Massenstürme am Dnjestr

Wien, 15. August. 
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz: 
Heeresfront des Generals der Kavallerie Erzherzogs Carl: 
Westlich von Moldawa in der Bukowina und im Gebiet des Berges Tomnatik machten unsere Angriffe weitere Fortschritte. Bei Erstürmung einiger zäh verteidigter Stellungen wurden dem Feinde 600 Gefangene und 5 Maschinengewehre abgenommen. 
Die südlich von Tartarow kämpfenden Bataillone bezogen, bei Worochta durch überlegene russische Kräfte angegriffen, wieder ihre Stellungen auf dem Tatarenpaß. 
Bei Stanislau und südlich von Jezupol wies die Armee des Generalobersten v. Köveß vereinzelte Vorstöße zurück. 
Bei Horozanka, westlich von Monasterzyska, rannte der Feind den ganzen Tag über gegen unsere Front an; er unternahm stellenweise sechs und mehr Massenangriffe nacheinander, wurde aber überall unter den schwersten Verlusten abgeschlagen. Südwestlich von Kozowa vereitelten österreichisch-ungarische Truppen einen russischen Vorstoß durch Gegenangriff. Auch bei und südlich von Zborow blieben alle mit größten Opfern bezahlten Anstrengungen des Feindes, in unsere Linien Bresche zu schlagen, völlig ergebnislos. 
Heeresfront des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg: 
Bei der Armee des Generalobersten v. Böhm-Ermolli ließ der Gegner noch seiner südwestlich von Podkamien erlittenen, überaus verlustreichen Niederlage von weiteren Angriffen ab. 
Auch in Wolhynien keine besonderen Ereignisse. 
Italienischer Kriegsschauplatz: 
Die Italiener setzten ihre Angriffe sowohl auf der Front Salcano-Mern, gegen die Höhen östlich von Görz als auch im Abschnitt südlich der Wippach bis Lokvica unaufhörlich mit großen Massen fort, während sie die anschließenden Räume unter starkem Artilleriefeuer hielten. Unsere Truppen schlugen alle Stürme blutig ab und blieben - vielfach nach erbittertem Handgemenge - an der ganzen Front im Besitz ihrer Stellungen. Der ostgalizischen und dalmatinischen Landwehrinfanterie sowie dem bewährten Honved-Infanterieregiment Nr. 3 gebührt ein hervorragender Anteil am Erfolg des gestrigen Tages. 
Auch bei Plawa und Zagora, dann an der Dolomitenfront auf der Croda del Ancona wurden feindliche Vorstöße abgewiesen.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Unverändert.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Ereignisse zur See:
Ein Geschwader von Seeflugzeugen hat in der Nacht vom 14. auf den 15. eine feindliche Batterie an der Isonzomündung, militärische Anlagen von Ronchi, Vermegliano und Selz sehr erfolgreich mit Bomben belegt, Volltreffer erzielt und Brände erzeugt. Alle Flugzeuge sind trotz heftigster Beschießung unversehrt eingerückt. 

Flottenkommando. 1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 15. August. 
Bericht des Hauptquartiers. 
Kaukasusfront: Auf dem rechten Flügel vertrieben unsere Truppen feindliche Erkundungsabteilungen, auf die sie stießen, und in einigen Engpässen auftauchende, mit der Verschanzung beschäftigte Abteilungen und kamen dadurch weiter leicht vorwärts. Im Zentrum, auf dem linken Flügel und im Küstenabschnitt nur Patrouillenscharmützel und manchmal örtliche Feuergefechte.

 

Untergang des italienischen Überdreadnoughts "Leonardo da Vinci"

Bern, 15. August.
"Petit Journal" meldet aus Turin:
Eine hohe Persönlichkeit aus Marinekreisen, die von Tarent zurückgekommen ist, bestätigt den Verlust des Überdreadnoughts "Leonardo da Vinci", der jedoch nicht auf Rechnung des Feindes komme. Der "Leonardo da Vinci", der 1200 Mann Besatzung an Bord hatte, ankerte im Mare Piccolo. Nachts brach in den Küchenräumlichkeiten Feuer aus. Infolge einer Explosion erhielt das Schiff Schlagseite und kenterte. Ein großer Teil der Besatzung fiel ins Wasser, ungefähr 300 Mann, darunter mehrere Offiziere, ertranken.
1)

 

Der 1. Weltkrieg im August 1916

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TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
5. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1916)

 

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