Der Weltkrieg am 2. Oktober 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

Der deutsche Heeresbericht:

Eine neue Sommeschlacht in vollem Gange - Luftschiffangriff auf Calais - Siegreicher Gegenstoß nördlich der Graberka

Großes Hauptquartier, 2. Oktober. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: 
Auf dem Schlachtfelde nördlich der Somme wieder ein Großkampftag. Auf über 20 Kilometer breiter Front zwischen Thiepval und Rancourt brachen die Engländer und Franzosen nach äußerster Steigerung ihres Vorbereitungsfeuers zum Angriff vor. Vielfach erfuhren sie bereits durch unsere gut geleitete Artillerie blutige Abweisung, eingedrungene Abteilungen unterlagen im erbittertem Nahkampf unserer unerschütterlichen Infanterie. Hart nördlich der Somme wurde ein französischer Teilangriff abgeschlagen. Die Schlacht dauerte die Nacht hindurch fort und ist noch in vollem Gange. 
Südlich der Somme teilweise lebhafter Artilleriekampf. 
Heeresgruppe Kronprinz: 
Nördlich von Le Mesnil (Champagne) brachte eine deutsche Erkundungsabteilung auf einer gelungenen Unternehmung 1 Offizier und 38 Mann gefangen ein. 
Militärische Anlagen von Calais wurden von einem unserer Luftschiffe angegriffen. 
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern:
Westlich von Luck nahm die Feuertätigkeit ständig zu. Ansätze zu feindlichen Angriffen erstickten in unserem Sperrfeuer. Auch die Versuche der russischen Artillerie, die Infanterie durch ihr auf die eigenen Schützengräben gerichtetes Feuer vorzutreiben, änderten hieran nichts. Bei Wojnin entspannen sich kurze Nahkämpfe. Der von Generalleutnant Melior geführte Gegenstoß führte zur Wiedereroberung der von den Russen am 30. September genommenen Stellung nördlich der Graberka. Der Feind ließ über 1500 Gefangene in unserer Hand. Seine Versuche, uns wieder zurückzuwerfen, sind ebenso wie seine erneuten Angriffe beiderseits der Bahn Brody-Lemberg gescheitert, wo über 200 Gefangene eingebracht wurden. 
Front des Generals der Kavallerie Erzherzogs Carl: 
Der Kampf nahm östlich der Zlota Lipa um geringe von den Russen gewonnene Stellungsteile seinen Fortgang. 
Kriegsschauplatz in Siebenbürgen: 
Beiderseits der Gr. Kokel haben die Rumänen Gelände gewonnen. Bei und nördlich von Orsowa hatten Angriffe unserer Verbündeten Erfolg. Im Hötzinger (Hatszeger) Gebirge wurden feindliche Angriffe beiderseits des Strell-(Sztrigy-) Tales abgeschlagen, die Oborocahöhe wurde von österreichischen Truppen genommen.
Balkan-Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen: 
Südlich von Bukarest haben feindliche Truppen auf dem rechten Donauufer Fuß gefaßt. Südwestlich von Topraisar wurden Angriffe des Gegners abgewiesen. 
Mazedonische Front: 
Die heftigen Kämpfe am Kaimaktschalan dauern an. Nordwestlich des Tahinossees werden auf das östliche Strumaufer vorgedrungene englische Abteilungen angegriffen.

Der Erste Generalquartiermeister.
 Ludendorff.
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Neuer Luftschiffangriff auf London

Berlin, 2. Oktober.
In der Nacht zum 2. Oktober haben mehrere Marineluftschiffe London und Industrieanlagen am Humber erfolgreich mit Bomben belegt. Die Luftschiffe sind trotz heftiger Beschießung durch Brandgranaten und Fliegerangriffe unbeschädigt zurückgekehrt bis auf eins, das nach den Beobachtungen anderer Luftschiffe durch das Feuer der Abwehrbatterien in Brand geschossen worden und über London abgestürzt ist.

Der Chef des Admiralstabes der Marine.

London, 1. Oktober. (Amtliche Meldung vom Sonntag abend.)
Mehrere feindliche Luftschiffe überflogen die Ostküste zwischen 9 Uhr abends und Mitternacht. An der Küste wurden einige Bomben abgeworfen. Bisher wurde kein Schaden gemeldet. Der Angriff dauert fort, und einige Luftschiffe sind in der Umgegend von London, wo einige Geschütze tätig waren. Ein Luftschiff ist in Flammen gehüllt nördlich von London abgeschossen worden.

London, 2. Oktober. (Reuter.)
Gegen Mitternacht geriet der Zeppelin in die Lichtkegel der Scheinwerfer, und einen Augenblick später stand das Luftschiff in Flammen und fiel langsam herab. Das brennende Schiff beleuchtete die Umgegend auf Meilen. Das Niederstürzen des Zeppelins wurde von Tausenden von Zuschauern mit Jubel begrüßt. Bis um 2 Uhr früh wurden vier Leichen der Besatzung des herabgeschossenen Zeppelins, darunter die des Kommandanten, gefunden. Sie wurden unter den Trümmern des Zeppelins hervorgezogen, auch eins von den Maschinengewehren ist gefunden worden.
An dem Luftangriff haben zehn Zeppeline teilgenommen. Zwei versuchten einen Angriff auf London, wurden aber vertrieben. Das niedergeschossene Luftschiff war ein Fahrzeug neuester Konstruktion; keine Verluste, kein Schaden wurden gemeldet. Die anderen acht Zeppeline fuhren ziellos über die östlichen Grafschaften und Lincolnshire und ließen aufs Geratewohl Bomben fallen; kein Schaden.
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Ansprache des Kaisers bei Hindenburgs Geburtstagsfeier

Berlin, 2. Oktober.
Zur Feier des Geburtstages des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg fand bei Sr. Majestät dem Kaiser Mittagstafel statt, zu der die Militärbevollmächtigten der verbündeten Staaten, der Chef des Admiralstabes und die Abteilungschefs des Generalstabes geladen waren. Seine Majestät hielt bei der Tafel folgende Ansprache:
Mein lieber Generalfeldmarschall
Im Namen der gesamten Armee spreche ich Ihnen meinen herzlichen Glückwunsch zum heutigen Tage aus. Durch das Vertrauen Ihres Allerhöchsten Kriegsherrn an die Spitze des Generalstabes berufen, sind Sie getragen von dem Vertrauen des deutschen Volkes, und ich darf wohl sagen: aller verbündeten Völker. Möge Gott Ihnen bescheren, den gewaltigen Weltkrieg zum endgültigen Sieg zu führen, der unseren verbündeten Völkern die Freiheit bringen soll, für die wir kämpfen. Gott möge Ihren Entschlüssen nahestehen und uns Ihre Gesundheit erhalten. Ich erhebe mein Glas mit dem Rufe. Seine Exzellenz der Generalfeldmarschall v. Hindenburg Hurra.
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Erfolgreiche Kämpfe an der Straße Brody-Zloczow

2324 Russen gefangen

Wien, 2. Oktober. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Front gegen Rumänien: 
Im Abschnitt Orsowa haben unsere Truppen dem Feinde einige Höhen entrissen, westlich von Petroseny nahmen sie den Berg Oboroca in Besitz. Rumänische Gegenangriffe wurden abgeschlagen. An den Großen Küküllö (Kokel) mußten unsere Vortruppen aus Szekely - Keresztur zurückgehen. 
Heeresfront des Generals der Kavallerie Erzherzogs Carl: 
In den Karpathen ruht der Kampf. Südöstlich von Brzezany wird um den Besitz einiger Grabenstücke gekämpft. 
Heeresfront des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern:
An der von Brody nach Zloczow führenden Straße haben deutsche und österreichisch-ungarische Truppen im Gegenangriff alles vorgestern verlorene Gelände zurückerobert, wobei 24 russische Offiziere, 2300 Mann und 11 Maschinengewehre eingebracht wurden. Auch an der Bahn Brody-Lemberg endeten russische Angriffe für den Gegner mit einem vollen Mißerfolg; er büßte 200 Gefangene ein. 
In Wolhynien stand gestern die Armee des Generalobersten von Tersztyansky den ganzen Tag über unter dem schwersten Artilleriefeuer; zeitweilig richtete der Feind seine Geschütze auch gegen seine eigenen Gräben, um seine Infanterie zum Angriff vorzutreiben, was ihm aber nur stellenweise gelang. Diese Einzelvorstöße wurden durch Feuer abgewiesen. Heute früh sandte der Gegner starke Kolonnen gegen die Stellungen nordöstlich Swiniuchy vor; er wurde durch Gegenangriffe zurückgeworfen.
Italienischer Kriegsschauplatz: 
Die feindliche Artillerie entwickelte gegen die ganze küstenländische Front eine rege Tätigkeit. Besonders heftig wurden unsere Stellungen auf der Karsthochfläche beschossen. In diesem Abschnitt hielt das Feuer auch die Nacht hindurch an.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Nichts von Belang.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Der bulgarische Heeresbericht:

Vergeblicher russischer Vorstoß in der Dobrudscha

Sofia, 2. Oktober. 
Mazedonische Front: 
Vom Prespasee bis zur Höhe 1944 südlich des Kaimaktschalan lebhafte Artillerietätigkeit ohne Infanterieunternehmungen. Infolge des heftigen Feuers der Artillerie auf den Gipfel des Kaimaktschalan und auf die Höhe 2368 und um übermäßige Verluste zu vermeiden, erhielten unsere Truppen den Befehl, sich auf die Hauptstellung zurückzuziehen. Am Fuße der Belasitza Planina Patrouillengefechte nahe der Station Poroy mit günstigem Ausgang für uns. An der Strumafront gelang es feindlichen Bataillonen, die unter dem Schutze eines orkanartigen Feuers vorrückten, die Dörfer Karadschaköj, Jeniköj und Nevolen zu besetzen. Durch Gegenangriffe verjagten wir den Feind aus den beiden letztgenannten Dörfern und warfen ihn wieder bis in seine früheren Stellungen zurück. Der Kampf bei Karadschaköj dauert an. 
Rumänische Front: 
An der Donau bei Rahowo (zwischen Rustschuk und Tutakrstan) brachte der Feind auf Fahrzeugen mehrere Bataillone auf unser Ufer. Es sind Maßnahmen getroffen worden, den Gegner anzugreifen und ihn zu verjagen. 
In der Dobrudscha versuchten zwei russische Divisionen zweimal gegen unsere Truppen auf der Linie Beschaum-Amzatscha-Topraisar vorzugehen, wurden aber zum Rückzug unter unserem Artillerie- und Infanteriefeuer gezwungen. 
An der Küste des Schwarzen Meeres Ruhe.

 

Der türkische Heeresbericht:

Türkische Erfolge in Persien und Galizien

Konstantinopel, 2. Oktober. 
Amtlicher Heeresbericht vom 2. Oktober: 
An der persischen Front wurden Angriffe der Russen in der Richtung Develtaked mit schweren Verlusten für sie zurückgeschlagen. Der geschlagene Feind flüchtete in nordöstlicher Richtung. 
Kaukasusfront: Scharmützel und an einigen Punkten schwere Infanteriekämpfe. 
An der galizischen Front erneuerten die Russen ihre Angriffe am Morgen des 1. Oktober. Unsere Truppen schlugen diese Angriffe wiederum gänzlich ab. Die Zahl der von unseren Truppen am 30. September und am 1. Oktober morgens gemachten Gefangenen erhöht sich auf 5 Offiziere und 500 Soldaten.

 

Der 1. Weltkrieg im Oktober 1916

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TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
5. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1917)

 

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