Der Weltkrieg am 4. Oktober 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

Der 1. Weltkrieg: Die von den Rumänen gesprengte Brücke über den Alt beim Roten-Turm-Paß
Die von den Rumänen gesprengte Brücke über den Alt beim Roten-Turm-Paß

Der deutsche Heeresbericht:

Neue schwere Niederlage der Russen westlich Luck

Die deutschen Truppen vor Fogaras - Die Rumänen über die Donau zurückgeworfen

Flieger-Vizefeldwebel Windisch
Windisch

Oberleutnant Max von Cossel
von Cossel

Großes Hauptquartier, 4. Oktober. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: 
Auf der Schlachtfront nördlich der Somme im Laufe des Tages ständig an Heftigkeit zunehmender Artilleriekampf, der im Abschnitt Morval-Bouchavesnes am Nachmittag seine größte Steigerung erfuhr. Starke französische Angriffe gegen unsere Stellungen an der Straße Sailly-Rancourt, am Walde St. Pierre Vaast und an den südöstlich davon abgesprengten Waldstücken wurden, zum Teil im Handgemenge, abgeschlagen. 1 Offizier, 128 Mann, 2 Maschinengewehre fielen in unsere Hand. Englische Vorstöße bei Thiepval und dem Gehöft Mouquet wurden leicht abgewiesen.
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: 
Nach dem blutigen Zusammenbruch ihrer Angriffe vor den Stellungen der Armee des Generalobersten v. Tersztyansky westlich von Luck am 2. Oktober erlitten die Russen gestern hier eine neue schwere Niederlage. Mit der Sicherheit und Ruhe des Siegers empfingen die Truppen des Generalleutnants Schmidt von Knobelsdorf und des Generals v. d. Marwitz den mehrmals anstürmenden Gegner. Kein Fußbreit Bodens ging verloren. Nach Tausenden zählen wiederum die gefallenen Russen. 
Oberleutnant v. Cossel, von Vizefeldwebel Windisch südwestlich von Rowno vom Flugzeug abgesetzt und nach 24 Stunden wieder abgeholt, hat an mehreren Stellen die Bahnstrecke Rowno-Brody durch Sprengung unterbrochen. 
Kriegsschauplatz in Siebenbürgen: 
Im Görgenytal griffen die Rumänen mehrmals vergebens an, westlich von Parad erlangten sie Vorteile. Wir stehen vor Fogaras. Westlich von Caineni (Südausgang des Roten Turm-Passes) fanden als Nachwehen der Schlacht von Hermannstadt Kämpfe mit rumänischen Versprengten statt. Über 100 Mann wurden gefangengenommen. Feindliche Vorstöße im Hötzinger (Hatszeger) Gebirge hatten keinen Erfolg, westlich der Oborocahöhe gewannen unsere Verbündeten Gelände. 
Balkan-Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen: 
Dem umfassenden Angriff deutscher und bulgarischer Truppen haben sich die bei Rjahovo südlich von Bukarest über die Donau gegangenen rumänischen Kräfte durch eilige Flucht entzogen. 
Mazedonische Front: 
Zwischen dem Prespasee und der Nidze Planina (nördlich des Kajmakcalan) wurden befehlsgemäß neue Stellungen bezogen. An der Nidze Planina wird gekämpft. Nordwestlich des Tahinossees hält sich der Feind noch in Karadschakiöj am linken Strumaufer.

Der Erste Generalquartiermeister.
 Ludendorff.
1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Die erfolgreichen Kämpfe in Siebenbürgen

Wien, 4. Oktober. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Front gegen Rumänien: 
Auf den Höhen von Petroseny scheiterten abermals mehrere rumänische Angriffe; der Feind ließ 60 Gefangene in unserer Hand. Südlich von Nagy-Szeben (Hermannstadt) wurde ein noch hinter der deutschen Front herumirrendes rumänisches Bataillon aufgerieben. Östlich des Veres Toronyer- (Roten Turm-) Passes wurde der Grenzkamm an mehreren Stellen gewonnen. Weiter östlich dringen österreichisch-ungarische und deutsche Kräfte auf Fogaras vor. In mehreren Abschnitten der siebenbürgischen Ostfront wurden rumänische Angriffe abgeschlagen; nur an der Küküllö (Kokel) vermochte der Feind seine Stellungen vorzuschieben. 
Heeresfront des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: 
Bei der Armee des Generalobersten von Tersztyansky lebte in den Nachmittagsstunden der russische Angriff wieder auf. Das Kampffeld erstreckt sich von Swiniuchy bis in die Gegend von Kisielin. An Heftigkeit glich das Ringen dem des Vortages und das Ergebnis war an beiden Tagen das gleiche: ein voller Mißerfolg des Feindes, verbunden mit außergewöhnlichen Verlusten. Der Gefechtsbericht betont die hervorragende Haltung des bewährten österreichischen Landwehrinfanterieregiments Nr. 24. 
Italienischer Kriegsschauplatz: 
Auf der Karsthochfläche steigerte sich das feindliche Geschütz- und Minenfeuer nachmittags zu großer Kraft. Auch nachts war die Tätigkeit der Artillerie und der Minenwerfer in diesem Abschnitte bedeutend lebhafter als gewöhnlich. Heute früh griff der Feind beiderseits Oppacchiasella an, drang in unsere vordersten Gräben ein, wurde aber sofort wieder hinausgeworfen. 
Ein italienisches Flugzeuggeschwader warf im Raume von Nabresina erfolglos Bomben ab. 
An der Kärntner Front beschoß die feindliche Artillerie mehrere Ortschaften im Gailtale, unsere erwiderte gegen Timau. An der Fleimstalfront hält der Geschützkampf an. Ein feindlicher Angriff im Colricongebiet kam dank unserer Feuerwirkung nicht vorwärts. Am Cimone haben unsere Truppen insgesamt 6 Maschinengewehre ausgegraben.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
In Albanien Lage unverändert.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Ereignisse zur See: 
Ein Seeflugzeuggeschwader hat am 3. Oktober die militärischen Objekte von San Canziano und Staranzano erfolgreich mit schweren, leichten und Brandbomben belegt. Alle Flugzeuge sind trotz Beschießung eingerückt. 

  Flottenkommando. 1)

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Die Niederlage der Rumänen zwischen Rustschuk und Tutrakan

Sofia, 4. Oktober. (Mitteilung des Generalstabes vom 4. Oktober.)
Rumänische Front:
An der Donau-Front waren die 15 oder 16 Bataillone ohne Artillerie zählenden Truppen, welche die Donau bei Rjahovo überschritten hatten, vorgerückt und hatten die Dörfer Sliwopol, Kojamhle, Boriefowo, Melkowranowo, Golemowronowo und Breschlin besetzt; um sie zurückzuwerfen, führten wir zwei Kolonnen von Rustschuk und Tutrakan her konzentrisch gegen sie vor. Gestern, am 3. Oktober, griffen die von Rustschuk her vorrückenden Truppen den Feind an und zwangen ihn bald, seine Rettung in der Richtung auf die von der Monitorflottille zerstörte Brücke zu suchen; das Schlachtfeld ist bedeckt mit den vom Feinde hinterlassend Gefallenen. Gegen Abend besetzten wir die Dörfer Rjahovo und Babowo. Die feindlichen Truppenteile gingen in Unordnung ostwärts zurück, wobei sie auf unsere von Tutrakan vorrückenden Truppen stießen. Der umfaßte Feind zerstreute sich in verschiedenen Richtungen, und heute vollenden unsere Truppen seine Vernichtung. Die rumänischen Truppen haben in den von ihnen besetzten Dörfern, ebenso wie auf ihrem Rückzuge aus der Dobrudscha, schwere Grausamkeiten begangen: Frauen, Greise und Kinder wurden hingeschlachtet, vielen der Opfer sind die Augen ausgestochen und die Zungen abgeschnitten worden.
In der Dobrudscha starke Tätigkeit der Artillerie und Infanterie auf der ganzen Front, alle Versuche der feindlichen Infanterie, vorzudringen, wurden durch unser Feuer und glückliche Gegenangriffe erstickt.

  Minister Radoslawow. 1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 4. Oktober. 
Amtlicher Heeresbericht: 
An der Euphratfront versuchten am 29. September die bei Nassirieh lagernden Engländer, unter dem Schutze ihrer Artillerie gegen den Stamm Eleziredj nördlich des genannten Ortes vorzugehen, wurden aber, dank des Widerstandes unserer Truppen. zurückgewiesen. 
Einer unserer Kampfflieger brachte am 24. September ein englisches Flugzeug an der Fellahiefront zum Absturz. 
An der Kaukasusfront wurden starke feindliche Erkundungskräfte, die sich zu nähern suchten, zurückgewiesen. An den anderen Teilen der Front nur Patrouillengefechte. Kein bedeutendes Ereignis auf den anderen Fronten. 
Nach weiteren Nachrichten brachten unsere tapferen Truppen in dem Kampfe, der sich am 1. Oktober nördlich von Amuzacea an der Dobrudschafront entwickelte, und der mit der Niederlage des zum Angriff vorgegangenen Feindes endete, dem gänzlich zurückgetriebenen Gegner bedeutende Verluste bei und vernichtete eines seiner Bataillone, wobei sie die überlebenden 2 Offiziere und 100 Soldaten gefangen nahmen.

 

Der 1. Weltkrieg im Oktober 1916

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TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
5. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1917)

 

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