Der Weltkrieg am 9. Dezember 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT

 

Verleihung des Großkreuzes des Eisernen Kreuzes an den Generalfeldmarschall v. Hindenburg 

Generalfeldmarschall von Hindenburg

Generalfeldmarschall von Hindenburg

Berlin, 9. Dezember. (Amtlich.)
Seine Majestät der Kaiser hat heute dem Generalfeldmarschall v. Beneckendorff und v. Hindenburg das Großkreuz des Eisernen Kreuzes mit nachstehendem Allerhöchsten Handschreiben verliehen.

Mein lieber Feldmarschall.

Der rumänische Feldzug, der mit Gottes Hilfe schon jetzt zu einem so glänzenden Erfolge führte, wird in der Kriegsgeschichte aller Zeiten als leuchtendes Beispiel genialer Feldherrnkunst bewertet werden. Von neuem haben Sie große Operationen mit seltener Umsicht in glanzvoller Anlage und mit größter Energie in der Durchführung mustergültig geleitet und Mir in vorausschauender Fürsorge die Maßnahmen vorgeschlagen, die den getrennt marschierenden Heeresteilen zu vereintem Schlagen den Weg wiesen. Ihnen und Ihren bewährten Helfern im Generalstabe gebührt dafür aufs neue der Dank des Vaterlandes, das mit stolzer Freude und Bewunderung die Siegesnachrichten vernommen und mit sicherer Zuversicht und mit vollem Vertrauen auf solche Führer der Zukunft entgegensieht. Ich aber habe den Wunsch, Meinem tiefempfundenen Dank und Meiner uneingeschränkten Anerkennung dadurch besonderen Ausdruck zu geben, daß Ich Ihnen als erstem Meiner Generale das Großkreuz des Eisernen Kreuzes verleihe.

Ihr dankbarer und stets wohl auktionierter König

gez. Wilhelm R.

Großes Hauptquartier, den 9. Dezember 1916.

 

Der deutsche Heeresbericht:

Die Auflösung des rumänischen Heeres 

Seit dem 1. Dezember über 70000 Rumänen gefangen 

Großes Hauptquartier, 9. Dezember. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: 
Im Somme-Gebiet war zu einzelnen Stunden der Geschützkampf heftig. Nachts gegen unsere Stellung bei Le Transloy vorgehende starke Patrouillen wurden durch Feuer und Nahkampf vertrieben; eine Anzahl von Australiern blieb dabei in unserer Hand. 
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: 
Nördlich des Naroczsees, in der Skoryenge, griffen nach Feuervorbereitung mehrere russische Kompagnien vergeblich unsere Stellungen an. 
Front des Generalobersten Erzherzogs Josef: 
Zwischen Kirlibaba- und Bistritztal setzte der Russe gestern starke Angriffe an. Zumeist scheiterten sie verlustreich in unserem Feuer. Nördlich von Dorna Watra verlorener Boden wurde vom Angreifer teuer erkauft. Auch bei in der Hauptsache fehlgeschlagenen Angriffen südlich des Trotosultales errang der Russe bei erheblichem Kräfteverbrauch nur geringen örtlichen Erfolg. 
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen: 
Der linke Flügel der 9. Armee hat die rumänischen Divisionen, die von den Passen nordöstlich von Sinaia sich nach Südosten durchzuschlagen versuchten, aufgerieben, mehrere tausend Mann wurden gefangen, viele Geschütze erbeutet. Vor dem rechten Armeeflügel und vor der rasch vordringenden Donauarmee ist der Feind in vollem Rückzuge. 
Seit dem 1. Dezember hat der Rumäne an die beiden Armeen - soweit die zunächst flüchtige Aufräumung der Schlachtfelder um Bukarest ergab - über 70000 Mann, 184 Geschütze, 120 Maschinengewehre verloren. Die Höhe der Zahlen läßt einen klaren Rückschluß auf die Größe des Erfolges der verbündeten Truppen zu und zeigt den Grad der Auflösung des rumänischen Heeres, dessen Verluste an Toten und Verwundeten zur Gefangenenzahl im Verhältnis stehen. Die Beute an Feldgerät und Kriegsmaterial ist unabsehbar. 
Mazedonische Front: 
Auf den Höhenstellungen nördlich von Monastir und nordöstlich von Paralovo lag starkes Artilleriefeuer, dem leicht abgewiesene Angriffe im Cerna-Bogen folgten. Östlich des oberen Tahinossees schlugen bulgarische Vorposten eine englische Kompagnie zurück.

Der Erste Generalquartiermeister.
   Ludendorff.
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Neue Kämpfe im Cerna-Bogen

Berlin, 9. Dezember, abends. (Amtlich.) 
Im Westen und Osten nichts Wesentliches. 
In Rumänien vollzieht sich die Verfolgung plangemäß. 
Im Cerna-Bogen haben sich nach Artilleriekampf feindliche Angriffe entwickelt, die noch im Gange sind.
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Aufbringung zweier Bannwaredampfer nahe der englischen Küste 

Berlin, 9. Dezember. (Amtlich.) 
In der Nacht vom 8. bis 9. Dezember unternahmen unsere flandrischen Seestreitkräfte einen Vorstoß in die Hoofden, hielten den holländischen Dampfer "Caledonia" und den brasilianischen Dampfer "Rio Pardo" beide mit Bannware nach England unterwegs, an und brachten sie in den Hafen ein.
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Der englische Dampfer "Caledonia" versenkt - Mißglückter Angriff auf ein deutsches U-Boot 

Berlin, 9. Dezember. (Amtlich.)
Am 4. Dezember versuchte im Mittelmeer der englische Passagierdampfer "Caledonia" (9223 Brutto-Registertonnen" eines unserer Unterseeboote zu rammen, ohne daß er von diesem angegriffen war. Kurz bevor das U-Boot von dem Rammstoß getroffen wurde, gelang es ihm, einen Torpedo abzuschießen, der den Dampfer traf und zum Sinken brachte. Das U-Boot wurde nur leicht beschädigt. Zwei als Passagiere auf dem Dampfer befindliche englische Offiziere, Generalmajor Ravenshaw, abgelöster Kommandeur der 27. Division der englischen Saloniki-Armee, und Generalstabshauptmann Vickerman, wurden ebenso wie der Kapitän des Dampfers, James Blikie, von dem U-Boot gefangengenommen.
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Wien, 9. Dezember. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen: 
Der Feind ist vor der Donauarmee und dem rechten Flügel der Armee des Generals der Infanterie v. Falkenhayn in vollem Rückzuge. Rumänische Kräfte, die es noch versuchen wollten, vom George her den Anschluß an die zurückgehende rumänische Armee zu finden, wurden gänzlich aufgerieben. 
Die Beute der Heeresgruppe seit 1. Dezember beträgt über 70000 Mann, 184 Geschütze. 120 Maschinengewehre und unübersehbares Kriegsmaterial. 
Heeresfront des Generalobersten Erzherzogs Joseph: 
Im Trotosultale, dann zwischen Kirlibaba und dem Bistritztal griff der Feind gestern abermals unsere Stellungen mit starken Kräften an. Von einigen örtlichen Erfolgen abgesehen, blieben die Angriffe erfolglos.
Heeresfront des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: 
Südlich des Pripjet keine Ereignisse.
Italienischer und südöstlicher Kriegsschauplatz:
Lage unverändert.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 9. Dezember. 
Rumänische Front: 
In der Dobrudscha schwache Artillerietätigkeit. An der Donau begannen die feindlichen Truppen, die das linke Donauufer zwischen Tutrakan und Cernavoda besetzt gehalten hatten, sich nach Nordosten zurückzuziehen. Unsere Truppen, die die Donau bei Tutrakan überschritten hatten, haben die Stadt Oltenitza genommen, die vom Feinde geplündert ist. Weitere Truppen haben die Donau bei Silistria überschritten Die Russen haben die Stadt Kalarasch und die umliegenden Dörfer in Brand gesteckt. In der Walachei dauert die Verfolgung fort. 
Mazedonische Front: 
In der Gegend von Bitolia und im Cernabogen heftiges Artilleriefeuer in einzelnen Abschnitten. Östlich von der Cerna und in der Gegend von Moglena nichts von Bedeutung. Zu beiden Seiten des Wardar schwache Artillerietätigkeit. An der Belasifront Patrouillengefechte. An der Struma heftige, aber wirkungslose Beschießung von seiten des Feindes. Am Nordrande des Tahinossees scheiterte ein englischer Versuch, gegen Tschiflik-Tewfik vorzugehen, unter unserem Feuer vor unteren Stellungen. Der Gegner ließ zahlreiche Gewehre und anderes Kriegsmaterial zurück.

 

Der 1. Weltkrieg im Dezember 1916

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TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
5. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1917)

 

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