Der Weltkrieg am 27. Februar 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Die englischen Vorstöße zwischen Ypern und der Somme

Großes Hauptquartier, 27. Februar. 
Westlicher Kriegsschauplatz. 
Von zahlreichen Vorstößen der Engländer gegen unsere Front zwischen Ypern und der Somme gelangte nur einer in unsere Gräben. Der östlich von Arras eingedrungene Feind wurde durch Gegenstoß geworfen. 
Das Artilleriefeuer erhob sich nur in wenigen Abschnitten über das gewöhnliche Maß.
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Bei abnehmender Kälte war die Gefechtstätigkeit mehrfach lebhafter als in letzter Zeit.
Mazedonische Front: 
Nichts Neues.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
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Lebhafte Gefechtstätigkeit im Westen

Berlin, 27. Februar, abends. (Amtlich.)
An einzelnen Stellen der Westfront zeitweilig lebhafte Gefechtstätigkeit; im Osten keine wesentlichen Ereignisse.
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Der U-Boot-Angriff auf die Adour-Mündung

Berlin, 27. Februar.
Am 13. Februar hat das französische Marineministerium bekanntgegeben, daß ein feindliches Unterseeboot am 12. Februar, 5 Uhr nachmittags nahe der Adour-Mündung aufgetaucht sei und sechs Kanonenschüsse auf die Küste abgegeben habe. Die Küstengeschütze hätten sofort das Feuer auf das feindliche Fahrzeug eröffnet, das, von den französischen Artilleristen mit dem ersten Schuß getroffen, schnell tauchte.
Das betreffende Unterseeboot ist wohlbehalten zurückgekehrt. Es hat am 12. Februar die großen Anlagen der Forges de l´Adour bei Bayonne ausgiebig beschossen. Der Erfolg wurde durch mehrere große Brände bestätigt. Erst nach geraumer Zeit wurde das Boot von einer Küstenbatterie erfolglos unter Feuer genommen.
Das betreffende Unterseeboot und noch ein anderes haben versenkt: 11 Dampfer, 3 Segler und 2 Fischerfahrzeuge von insgesamt 37500 Brutto-Registertonnen.
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Bombenangriff auf einen feindlichen Transportdampfer

Berlin, 27. Februar.
Ein deutsches Seeflugzeug hat im nordägäischen Meere einen feindlichen Transportdampfer erfolgreich mit Bomben beworfen. Trotz starken Geschützfeuers und Verfolgung durch zwei feindliche Flugzeuge kehrte es wohlbehalten zurück.
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Der Reichskanzler über den U-Boot-Krieg

v. Bethmann Hollweg
v. Bethmann Hollweg

Berlin, 27. Februar.
Bei der Etatberatung im Reichstage hielt der Reichskanzler v. Bethmann Hollweg eine Rede, bei der er unter anderem sagte:
Mitten in diesem aufs höchste gesteigerten Kampfe um Leben und Zukunft unseres Reiches gibt es nur eine Forderung des Tages, die alle politischen Fragen, äußere wie innere, beherrscht: Kämpfen und Siegen! (Bravo!) Dem Kriege ein Ende machen durch einen dauerhaften Frieden, der uns Entschädigung gewährt für alle erlittene Unbill, und der einem starken Deutschland Dasein und Zukunft sichert. (Lebhaftes Bravo!) Das ist unser Ziel. Nicht weniger und nicht mehr. Wie um die Kriegsziele, so gehen auch über die Gestaltung unserer inneren politischen Verhältnisse die Meinungen hin und her. Neuorientierung? Als ob es in unserem Belieben stände, ob wir uns neuorientieren wollen oder nicht! Nein, meine Herren, die neue Zeit mit einem erneuerten Volk ist da (Sehr richtig!), der gewaltige Krieg hat sie geschaffen. (Sehr gut!) Ein Geschlecht, das in so ungeheurem Erlebnis bis in die innersten Fasern seiner Empfindung erschüttert worden ist, ein Volk, von dem ein ergreifendes Wort eines feldgrauen Dichters sagen konnte, daß sein ärmster Sohn auch sein getreuester war (Bravo!), eine Nation, die es tausendfältig jeden Tag erfahren hat, daß nur gesamte Kraft die äußere Gefahr bestehen und überwinden konnte - meine Herren, das sind lebende Kräfte, die sich von keinem Parteiprogramm von rechts oder links einzwängen oder aus ihrer Bahn werfen lassen. (Sehr richtig!) Überall, wo politische Rechte neu zu ordnen sein werden, da handelt es sich nicht darum, das Volk zu belohnen für das, was es getan hat (Sehr richtig!) - diese Vorstellung ist mir immer als entwürdigend erschienen (Lebhafte Zustimmung) - , sondern allem darum, den richtigen politischen und staatlichen Ausdruck für das zu finden, was dieses Volk ist. (Sehr wahr!) Die Briand, Lloyd George usw. wollen die Welt glauben machen, daß ihr Ziel sei, Deutschland vom preußischen Militarismus zu befreien und dem deutschen Volke demokratische Freiheiten zu schenken. Nun, wo wir zu befreien sind, da werden wir es selbst besorgen. (Sehr richtig!) Und was den Militarismus anlangt, so wissen wir alle - vor dem Kriege hat es selbst Herr Lloyd George gewußt - , daß uns unsere geographische Lage immer an das Wort Friedrichs des Großen gemahnt. Toujous en vendette. Wirksamer als in Einrichtungen, die aus festem monarchischen Boden ruhen, kann die Wacht nicht ausgeübt werden. Durch nichts wirksamer als durch eine Monarchie, die ihre Wurzel im Volke, in seinen breiten Schichten hat und aus diesem nie versiegenden Lebensquell, aus der Liebe des freien Mannes ihre Kraft schöpft. Und nichts anderes ist Sinn und Wesen des deutschen Kaisergedankens wie das preußischen Königtums. (Bravo!)
Der Reichskanzler sagte weiter: Meine letzte Rede vor dem versammelten Reichstag am 12. Dezember 1916 galt dem Vorschlage Deutschlands und seiner Verbündeten, in Friedensverhandlungen einzutreten. Bei den Feinden aber war die verbissene Kriegsleidenschaft ihrer Machthaber stärker als der Schrei der Völker nach dem Frieden. Ihre Antwort war gröber und vermessener, als sie irgendein Vernünftiger bei uns und in neutralen Ländern denken konnte. Unsere Bündnisse und Fronten stehen fester, und das deutsche Volk ist einiger und standhafter als je. (Bravo!) Auf unsere Gegner allein fällt die furchtbare Schuld an dem weiteren Blutvergießen und der Fluch der leidenden Menschheit zurück. Über die Seesperre, m. H., die wir im Verein mit Österreich-Ungarn um England, Frankreich und Italien gelegt haben, habe ich am 3. Januar vor Ihrem Hauptausschuß gesprochen. Wir verkennen durchaus nicht die großen Schwierigkeiten, in die die neutrale Schiffahrt geraten ist, und suchen sie nach Möglichkeit zu lindern. Aber wir wissen auch, daß alle diese Schwierigkeiten letzten Endes doch nur durch Englands brutale Seetyrannei verursacht sind. (Sehr richtig!) Diese Knechtung des gesamten nichtenglischen Handels wollen und werden wir brechen. (Bravo!) Ich bin gewiß, daß einmal der Zeitpunkt kommen wird, wo uns die Neutralen selbst für diese Festigkeit danken werden. Denn die Freiheit der Meere, die wir erkämpfen, kommt ja auch ihnen zugute.
Einen Schritt weiter als die europäischen Neutralen sind bekanntlich die Vereinigten Staaten von Amerika gegangen. Präsident Wilson hat nach Empfang unserer Note vom 31. Januar die Beziehungen zu uns schroff abgebrochen. Eine authentische Mitteilung über die Gründe, die er seinem Schritte gibt, ist mir nicht zugegangen. (Hört, hört!) Nach Reuter soll der Präsident gesagt haben, unsere Note vom 31. Januar habe plötzlich und ohne vorherige Andeutung vorsätzlich die in der Note vom 4. Mai 1916 gegebenen feierlichen Versprechungen zurückgezogen. Sollte diese Argumentation authentisch sein, so muß ich entschieden Widerspruch gegen sie erheben. Am 27. August 1913 während der mexikanischen Wirren hatte der Präsident Wilson in einer feierlichen Botschaft an den Kongreß erklärt, er glaube, den besten völkerrechtlichen Gepflogenheiten bezüglich der Neutralität zu folgen, wenn er die Lieferung von Waffen und Kriegsmaterial an beide sich bekriegenden mexikanischen Parteien verböte. (Hört, hört!) Ein Jahr später, 1914, wurden diese Gepflogenheiten ersichtlich nicht mehr für gut gehalten. Ungezähltes Kriegsmaterial hat Amerika der Entente geliefert. Und während man eifersüchtig über das Recht des amerikanischen Bürgers wachte, ungehindert und frei nach den Ländern der Entente zu reisen und frei mit Frankreich und England jeglichen Handel zu treiben, schien das gleiche Recht des amerikanischen Bürgers den Mittelmächten gegenüber nicht ebenso vollgültig und schützenswert zu sein. (Sehr wahr!) Man protestierte zwar gegen einzelne völkerrechtswidrige Maßnahmen Englands, aber man fügte sich.
Ich bitte Sie, meine Herren, sich des Schlusses unserer Note vom 1. Mai 1916 zu erinnern, in der wir zusagten, bei Führung des U-Boot-Krieges die Formen des Kreuzerkrieges zu beachten." Der Reichskanzler verlas die Schlußworte dieser Note, in denen es heißt: "Die deutsche Regierung zweifelt nicht daran, daß die Regierung der Vereinigten Staaten bei der großbritannischen Regierung die alsbaldige Beobachtung derjenigen völkerrechtlichen Normen mit allem Nachdruck verlangen und durchsetzen wird, die vor dem Kriege allgemein anerkannt waren, und die insbesondere in den Noten der amerikanischen Regierung an die britische Regierung vom 28. Dezember 1914 und vom 5. November 1915 dargelegt sind. Sollten die Schritte der Vereinigten Staaten nicht zu dem gewünschten Erfolge führen, den Gesetzen der Menschlichkeit bei allen kriegführenden Nationen Geltung zu verschaffen, so würde die deutsche Regierung sich einer neuen Sachlage gegenübersehen (Hört, hört!), für die sie sich volle Freiheit der Entschließung vorbehalten muß."
Dann fuhr der Reichskanzler fort: "Daß die Voraussetzung, an die wir die Wiedererlangung voller Freiheit unserer Entschließungen geknüpft hatten, längst eingetreten war, daran konnte und kann wohl auch in Amerika kein Mensch zweifeln. Aber die Sache greift doch weit über das fremde formale Gebiet hinaus. Unmöglich kann ich eine Ehren- und Lebensfrage des amerikanischen Volkes darin sehen, einseitig und nur gegen uns das Völkerrecht zu schirmen. Warum kamen bei den Engländern keine amerikanischen Menschenleben in Gefahr? Doch nur, weil sich die neutralen Länder und namentlich Amerika den englischen Anordnungen freiwillig fügten. Was wäre geschehen, wenn die Amerikaner auf den unbehinderten Passagier- und Güterverkehr mit Bremen und Hamburg denselben Wert gelegt hätten wie auf den mit Liverpool und London? Wir beklagen den Bruch mit einem Volke, das durch seine Geschichte dazu bestimmt erschien, mit uns - nicht gegen uns - für gemeine Ideale einzutreten. Nachdem aber unser ehrlicher Friedenswille nur dem Kriegshohn der Gegner begegnet ist, gibt es für uns kein "Zurück" mehr, sondern nur ein "Vorwärts". (Bravo!)
Ich wiederhole, meine Herren, und gegenüber der Verhetzungskampagne, die England in der Welt gegen uns führt, unterstreiche ich es: unser jetziger U-Boot-Krieg ist eine Erwiderung auf die Hungerblockade (Sehr richtig!), die England seit Anfang des Krieges gegen uns ausübt.
Das Rezept war für England ja nicht neu. Ich erinnere Sie, meine Herren, an die berüchtigten Konzentrationslager, in die England die Frauen und Kinder der tapferen Burenkämpfer schleppte und dort der unmenschlichsten Behandlung aussetzte mit dem ausgesprochenen Zweck, durch ihre Leiden die Widerstandskraft der im Felde stehenden Männer zu mindern. Wie im englischen Parlament zugegeben wurde, hatte diese Maßnahme, die für immer einen Schandfleck auf dem
englischen Namen bilden wird, allerdings die umgekehrte Wirkung. Was England damals im kleinen ausübte, das wollte es im gegenwärtigen Kriege Deutschland gegenüber in großem Maßstabe in Anwendung bringen.
Meine Herren, England ist es gewesen, das so von Anfang an aus diesem Kriege nicht einen Krieg von Heer zu Heer, sondern einen Krieg von Volk zu Volk gemacht hat. (Sehr wahr!) Und nachdem es das getan, nachdem seine Machthaber unserer Friedensbotschaft nur Hohn und Spott entgegengesetzt haben, blieb dem deutschen Verteidigungswillen nichts anderes übrig als das Goethische Wort: Auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil. Einstweilen kann ich erklären, daß schon die bisherigen Erfolge des U-Boot-Krieges die Erwartungen unserer Marine weit übertreffen. Nimmt man alles zusammen, so zeigen die Zahlen, die wir bisher in der Presse veröffentlicht haben, und die nur einen Teil der vorgenommenen Versenkungen umfassen, daß wir mit den erzielten Ergebnissen mehr als zufrieden sein können. Dank der unvergleichlichen Bravour unserer U-Boote (Bravo!) haben wir die volle Berechtigung, der weiteren Entwicklung, die sich steigern wird, mit vollster Gewißheit entgegenzusehen. (Lebhaftes Bravo!) Ein harter Winter liegt hinter uns, hart namentlich für die ärmere Bevölkerung. Das Heldentum unserer Frauen und Kinder, der Geist der Vaterlandsliebe, der sich so unbeugsam bewährt, hat den englischen Aushungerungsplan schon jetzt zuschanden gemacht. (Beifall.) Meine Herren! Seit meiner letzten Rede hat sich die militärische Lage kaum verändert. Überall sind unsere Fronten verstärkt, und unsere tapferen Soldaten blicken vertrauensvoll auf ihre steggewohnten Führer. In zorniger Entschlossenheit, gestärkt durch die höhnische Ablehnung unserer Friedensbereitschaft, an den Landfronten für alles bereit durch das Genie unserer Obersten Heeresleitung (Bravo!) und die unerschütterliche Tapferkeit unserer Truppen, auch an der Wasserfront, siegreich und für den Unterseekrieg vielmal mehr gerüstet als vor einem Jahre, sehen wir mit voller Zuversicht den nächsten Monaten entgegen. Das Heer vor dem Feind und das in der Heimat beseelt gemeinsam der unbeugsame Wille, der es nicht dulden wird, daß unser Vaterland in Schmach gerät und der Freiheit entsagen muß. Dieser Wille, in Not und Tod tausendfältig bewahrt und erhärtet, macht uns unüberwindlich. Er bringt uns den Sieg." (Lebhaftes Bravo und Händeklatschen.)
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Wien, 27. Februar. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Stellenweise etwas lebhaftere Gefechtstätigkeit.
Italienischer und südöstlicher Kriegsschauplatz:
Lage unverändert.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 27. Februar. 
Mazedonische Front: 
An der ganzen Front herrschte lebhafter Feueraustausch der Artillerie und schwaches Gewehr- und Maschinengewehrfeuer zwischen vor-geschobenen Abteilungen. In der Gegend von Bitolia und dem Wardartale lebhafte Tätigkeit in der Luft. 
Ägäische Front: 
Drei feindliche Schiffe beschossen ohne Erfolg die Westküste und Ostküste der Bucht von Porto Lagos. 
Rumänische Front: 
Feueraustausch zwischen den Posten auf beiden Ufern des St. Georg-Armes.

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 27. Februar. 
Tigrisfront: Der Feind befestigte sich vor der ersten Linie unserer neuen Stellung nördlich vom Tigris. - Kaukasusfront: Am 26. Februar vormittags warf auf unserem linken Flügel einer unserer Flieger erfolgreich Bomben auf eine Flughalle des Feindes sowie auf seine Lager.
Galizische Front: Am 25. Februar versuchte der Feind nach Vorbereitungen durch Bombenwerfen einen Teil unserer Gräben mit schwachen Infanteriekräften und Handgranaten anzugreifen, wurde aber nach einem Kampfe unter Verwendung von Bomben zurückgeworfen.

 

Kut-el-Amara von den Engländern besetzt

Amsterdam, 27. Februar.
Eine hiesige Preßagentur meldet, daß die englischen Truppen Kut-el-Amara besetzt haben.
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Die Botschaft Wilsons an den Kongreß

(Die verlangten Vollmachten - Die Möglichkeit des Krieges)


Wilson

Washington, 27. Februar. (Reuter-Meldung.)
In einer Botschaft an den Kongreß sagte Wilson: Die am 1. Februar angekündigte deutsche Taktik ist jetzt fast vier Wochen in Anwendung gekommen. Ihre praktischen Folgen sind noch nicht ganz zu übersehen. Wir haben die übrigen neutralen Regierungen aufgefordert, mitzuarbeiten, um dieser Zerstörung ein Ende zu bereiten. Aber ich fürchte, keine von ihnen hat eine gemeinsame Aktion mit den Vereinigten Staaten für ratsam erachtet. Wir können nur sagen, daß die offene Tat, von der ich hoffte, daß sie die deutschen U-Boot-Kommandanten vermeiden würden, noch nicht eingetreten ist. Aber obwohl sich das glücklicherweise so verhält, liegen Andeutungen und Ansprüche von einem Teile der deutschen Presse und der deutschen Behörden vor, die den Eindruck eher verstärken als abschwächen, daß, wenn unsere Schiffe, unsere Bürger verschont bleiben, dies eher einem glücklichen Zufall oder der Tatsache zuzuschreiben ist, daß die Kommandanten der deutschen U-Boote, denen sie begegnen, unerwarteten Takt und Selbstbeherrschung an den Tag legen, als den Instruktionen, die diesen Kommandanten gegeben worden sind. Es wäre töricht, zu leugnen, daß die Lage allerlei ernstliche Möglichkeiten und Gefahren in sich birgt, und es wäre sehr unvorsichtig, darauf nicht vorbereitet zu sein. Ich halte mich deshalb für verpflichtet, Sie aufzufordern, mir sofort alle die Machtbefugnisse zuzusichern, die ich jeden Augenblick benötigen kann. Wir müssen unseren Handel und das Leben unserer Bürger unter den gegenwärtigen schwierigen Umständen mit Überlegung und Entschlossenheit schützen. Ich hoffe von ganzem Herzen, daß es nicht notwendig sein wird, die bewaffnete Macht in Tätigkeit treten zu lassen. Das amerikanische Volk wünscht das nicht. Kein von mir gewählter Weg wird zum Kriege führen. Der Krieg kann nur herbeigeführt werden durch mutwillige offensive Handlungen. Ich ersuche Sie, mich zu ermächtigen, unsere Handelsschiffe, wenn sich das als notwendig herausstellen sollte, mit Waffen zur Selbstverteidigung, mit Mitteln, um sich ihrer zu bedienen und mit allen anderen Mitteln auszurüsten, um die Methoden anzuwenden, die notwendig oder geeignet sein könnten, um unsere Schiffe und Bürger bei ihrer geschäftlichen und friedlichen Arbeit auf der See zu schützen. Wir denken nicht nur an die materiellen Interessen, sondern mehr noch an die fundamentalen Menschenrechte. Ich denke an die großen Grundsätze von Mitgefühl und Schutz, die die Menschheit über das Menschenleben wachen lassen, über das Leben von Menschen, die auf friedliche Weise an der Instandhaltung der Industrie der Welt arbeiten, und über das Leben von Frauen und Kindern. Ich kann mir nicht vorstellen, daß ein Mann mit amerikanischen Grundsätzen zögern könnte, diese Dinge zu verteidigen.
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Die Amerikaner auf der "Laconia"

New York, 27. Februar. (Reuter.)
Ein Telegramm der Associated Preß aus Washington besagt, daß eine amtliche Depesche die Berichte über den Tod von Amerikanern auf der "Laconia" bestätigt und erklärt, dies und die Tatsache, daß der Passagierdampfer ohne Warnung torpediert worden sei, stelle eine "offenkundige Tat" (overt act) dar. In diesen amtlichen Berichten wird die Versenkung der "Laconia" als ein neuer "Lusitania"-Fall angesehen, selbst wenn weniger Menschenleben verlorengegangen sind.
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Der 1. Weltkrieg im Februar 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 6
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

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