Der Weltkrieg am 2. März 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Erfolgreicher Vorstoß an der Narajowka

Großes Hauptquartier, 2. März. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Zwischen Ypern und Arras blieben mehrere Erkundungsvorstöße des Feindes ohne Erfolg. Gegen unsere Gräben östlich und südöstlich von Souchez drangen nach lebhaftem Feuer starke englische Abteilungen vor, sie wurden abgewiesen; im Nahkampf blieben 20 Gefangene mit 1 Maschinengewehr in unserer Hand. 
Im Ancre-Gebiet vielfach Zusammenstöße im Vorfeld unserer Stellungen; dort und bei Säuberung der Engländernester bei Sailly wurden 30 Gefangene und 3 Maschinengewehre eingebracht. 
An der französischen Front fanden mehrere örtliche Unternehmungen statt; südlich von Nouvron holten unsere Stoßtrupps einige Gefangene aus der zweiten feindlichen Grabenlinie.
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: 
Westlich und südlich von Riga, zwischen Miadziol- und Naroczsee, an der Schtschara sowie zwischen dem oberen Sereth und dem Dnjestr war zeitweilig die Gefechtstätigkeit rege. Auf dem Ostufer der Narajowka brachte ein Vorstoß unserer Sturmtrupps vollen Erfolg. In der russischen Stellung wurden Minenstollen gesprengt, 1 Offizier, 170 Mann gefangen und je 3 Maschinengewehre und Minenwerfer erbeutet. 
Front des Generalobersten Erzherzogs Joseph: 
In fünfmaligem, sehr verlustreichem Ansturm versuchten die Russen die Höhen nördlich der Valeputna-Straße wiederzunehmen. Die Angriffe sind sämtlich vor unseren Stellungen zusammengebrochen.
Bei der Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen und an der mazedonischen Front ist die Lage unverändert.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
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Örtliches Gefecht an der Artois-Front

Berlin, 2. März, abends. (Amtlich.)
Von einem räumlich begrenzten Gefecht an der Artois-Front abgesehen, ist besonderes vom Westen und Osten nichts gemeldet.
In Rumänien und Mazedonien schränkte starker Schneefall die Gefechtstätigkeit ein.
1)

 

22 Schiffe mit 66500 Tonnen Frachtraum versenkt - Kampf mit einer U-Boot-Falle

Berlin, 2. März. (Amtlich.)
Zwei neuerdings zurückgekehrte U-Boote haben 15 Dampfer und 7 Segler von insgesamt 64500 Brutto-Registertonnen versenkt.
Eines dieser U-Boote traf vor der Südküste Irlands einen als U-Boot-Falle eingerichteten Tankdampfer mit vier gutverdeckten Breitseitgeschützen, der auch seine Schiffsboote dazu benutzte, Wasserbomben gegen das U-Boot zu werfen. Nach dem Auftauchen führte das U-Boot von 3 Uhr nachmittags bis zum Dunkelwerden gegen die U-Boot-Falle und einen hinzukommenden U-Boot-Jäger der "Foxglove"-Klasse ein Artilleriegefecht, bei dem mindestens drei Treffer auf den "Foxglove" erzielt wurden.
Durch die Versenkung dieser Schiffe sind unter anderem vernichtet: 8800 Tonnen Granaten, 3300 Tonnen Getreide, 3000 Tonnen Leinsamen, ferner etwa 15000 Tonnen Kohlen, 2500 Tonnen Kriegsmaterial, 3500 Tonnen Stückgut, 4300 Tonnen Heu, 1200 Tonnen Eisenerz und 1800 Tonnen Erdnüsse.

  Der Chef des Admiralstabes der Marine. 1)

 

Ein eventueller deutscher Bündnisvorschlag an Mexiko

Berlin, 2. März.
Die amerikanische Presse enthält Mitteilungen über Anweisungen des Auswärtigen Amts an den deutschen Gesandten in Mexiko für den Fall, daß es Deutschland nach der Erklärung des uneingeschränkten U-Boot-Krieges nicht gelingen sollte, die Vereinigten Staaten neutral zu erhalten. Diesen Meldungen liegt folgender Sachverhalt zugrunde. Nachdem der Entschluß gefaßt worden war, am 1. Februar d. J. den uneingeschränkten U-Boot-Krieg zu beginnen, mußte mit Rücksicht auf die bisherige Haltung der amerikanischen Regierung mit der Möglichkeit eines Konflikts mit den Vereinigten Staaten gerechnet werden. Daß diese Berechnung richtig war, haben die Tatsachen bewiesen, denn die amerikanische Regierung hat alsbald nach Bekanntgabe unserer Sperrgebietserklärung die diplomatischen Beziehungen zu Deutschland abgebrochen und die übrigen neutralen Mächte aufgefordert, sich diesem Vorgehen anzuschließen.
In Voraussicht dieser Möglichkeiten war es nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht der Reichsleitung, auch für den Fall eines kriegerischen Konflikts mit den Vereinigten Staaten von Amerika rechtzeitig Vorsorge zu treffen, um den Zutritt eines weiteren Gegners zu unseren Feinden wenn möglich auszugleichen. Der Kaiserliche Gesandte in Mexiko ist deshalb Mitte Januar beauftragt worden, für den Fall, daß uns die Vereinigten Staaten den Krieg erklären sollten, der mexikanischen Regierung ein Bündnis anzubieten und die näheren Einzelheiten zu vereinbaren. Die Weisung verpflichtete im übrigen den Gesandten ausdrücklich, keinerlei Schritte bei der mexikanischen Regierung zu unternehmen, bevor er von der amerikanischen Kriegserklärung Gewißheit erlangt habe.
Auf welche Art und Weise die amerikanische Regierung von der auf geheimem Wege nach Mexiko erteilten Weisung Kenntnis erhalten hat, ist nicht bekannt, doch scheint der Verrat - um einen solchen dürfte es sich handeln - auf amerikanischem Gebiete verübt worden zu sein.
1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Die vergeblichen russischen Stürme im Mestecanesci-Gebiet

Wien, 2. März. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresfront des Generalobersten Erzherzogs Joseph: 
Im Mestecanesci-Abschnitt nahmen die Russen gestern nachmittag ihre Anstrengungen, die vor einigen Tagen verlorenen Stellungen zurückzuerobern, wieder auf. Sie stürmten fünfmal gegen unsere Front an, wurden aber jedesmal unter schwersten Verlusten abgeschlagen. Ein vorzügliches Verdienst hatte unsere Artillerie. Im Raume von Kirlibaba scheiterten feindliche Kompagnievorstöße.
Heeresfront des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: 
An der Narajowka brachten Stoßtrupps 1 russischen Offizier und 170 Mann als Gefangene und je 3 Maschinengewehre und Minenwerfer ein. Östlich von Zloczow und im Stochod-Gebiet lebte der Geschützkampf auf. 
Italienischer Kriegsschauplatz:
Unverändert.
Südöstlicher Kriegsschauplatz: 
Unsere Truppen säuberten den Raum südöstlich von Tomorica von feindlichen Banden.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Wechsel in der Leitung des k. u. k. Generalstabes

Kaiser Karl
Kaiser Karl
Freiherr v. Conrad
Freiherr v. Conrad
Arz v. Straußenburg
Arz v. Straußenburg

Wien, 2. März.
Aus dem Kriegspressequartier wird gemeldet:
Seine k. u. k. Apostolische Majestät haben nachstehende Allerhöchste Handschreiben allergnädigst zu erlassen geruht:

Lieber Feldmarschall Freiherr v. Conrad!

In den ersten Phasen dieses Krieges haben Sie als Berater des Armee- Oberkommandanten die gewaltige Überlegenheit unserer Feinde durch klare Erkenntnis ihrer Schwächen und durch nie erlahmende Initiative wettgemacht. Ihr abgeklärtes Urteil fand den sicheren Ausweg aus den schwierigsten Lagen.
Im weiteren Verlaufe dieses Krieges wußten Sie, in zielbewußtem Zusammenarbeiten mit unseren treuen Verbündeten - am entscheidenden Orte, zur richtigen Zeit - die notwendigen Streitkräfte einzusetzen, auf allen Kriegsschauplätzen die Grundlage siegreicher Operationen zu schassen und die Pläne neuerstandener treubrüchiger Gegner zum Scheitern zu bringen.
Auch Mir waren Sie stets ein selbstloser, hingebungsvoller Berater.
Wenn Ich Sie jetzt von Ihrem Posten als Chef des Generalstabes Meiner gesamten bewaffneten Macht enthebe, um Ihre bewährte Kraft an anderer, wichtiger Stelle zur Geltung zu bringen, so ist es Mir ein Bedürfnis, Ihnen ein sichtbares Zeichen Meines Vertrauens und Meiner dankbaren Anerkennung Ihrer unvergänglichen Verdienste zu geben. Ich verleihe Ihnen das Großkreuz Meines Militär-Maria-Theresien-Ordens. Mögen Sie in dem Umstand, daß Ich Ihnen jenes Krenz übergebe, das Ich über Bitte Meiner treuen, tapferen Wehrmacht am 17. Jänner dieses Jahres anlegte und seit diesem Tage trug, den Ausdruck Meiner besonderen Wertschätzung erblicken.

Baden, am 2. März 1917. Karl m. p.

Lieber General der Infanterie v. Arz!

Ich ernenne Sie zum Chef des Generalstabes Meiner gesamten bewaffneten Macht.

Baden, am 2. März 1917. 

Karl m. p. 1)

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 2. März. 
An der ganzen mazedonischen Front wüten Schneestürme, so daß die Gefechtstätigkeit ziemlich gering war und sich hauptsächlich in vereinzeltem Geschützfeuer und schwachem Feuerwechsel zwischen Patrouillen und Posten kundgab.

 

Der türkische Heeresbericht:

Ein englisches Kanonenboot auf dem Tigris versenkt

Konstantinopel, 2. März. (Amtlicher Heeresbericht.)
Nördlich vom Tigris näherte sich der Feind am 1. März schon sehr langsam und zögernd unserer neuen Stellung. In dem Kampf vom 26. Februar wurde ein feindliches Kanonenboot durch unser Artilleriefeuer versenkt, ein Panzerautomobil beschädigt und 16 Mann und 1 Offizier gefangengenommen.
1)

 

Bewaffnung der amerikanischen Handelsschiffe

Amsterdam, 2. März.
Eine hiesige Preßagentur meldet aus Washington, daß das Repräsentantenhaus mit 403 gegen 13 Stimmen beschlossen hat, die amerikanischen Schiffe gegen die U-Boot-Gefahr zu bewaffnen.
1)

 

Der 1. Weltkrieg im März 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 6
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

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