Der Weltkrieg am 14. März 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Englische Angriffe im Ancre-Gebiet abgewiesen - Der Sturmerfolg an der Narajowka

Großes Hauptquartier, 14. März. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Nördlich von Armentières wurden englische Abteilungen durch Feuer verjagt. 
Im Ancre-Gebiet griffen die Engländer nachmittags ohne Artillerievorbereitung zwischen Achiet le Petit und Grevillers, nachts nach starkem Feuer beiderseits von Bucquoy an; sie wurden verlustreich abgewiesen und ließen 50 Gefangene in unserer Hand. 
In der Champagne dauerten die Kämpfe südlich von Ripont mit wechselndem Erfolg an. 
Auf dem Ostufer der Maas scheiterten Vorstöße der Franzosen bei St. Mihiel: einer unserer Flußposten wurde zurückgedrückt. 
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: 
Lebhafte Vorfeldtätigkeit an mehreren Stellen zwischen Ostsee und Dnjestr. An der Narajowka stürmten unsere Stoßtrupps Teile der russischen Stellung, zerstörten ausgedehnte Minenanlagen und kehrten mit 2 Offizieren und 256 Mann als Gefangenen, mehreren Maschinengewehren und Minenwerfern als Beute zurück. Bahnhof Radziwillow, nordöstlich von Brody, wurde ausgiebig mit Bomben beworfen. 
Mazedonische Front: 
Mehrere französische Vorstöße zwischen Ochrida- und Prespa-See blieben ergebnislos; auch starke feindliche Angriffe nordwestlich und nördlich von Monastir schlugen fehl. An beiden Stellen erlitten die Gegner erhebliche Verluste.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
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Lebhafter Feuerkampf in Ostgalizien

Berlin, 14. März, abends. (Amtlich.)
Im Westen bei regnerischem Wetter ruhiger Tag.
Im Osten lebhafte Artillerietätigkeit bei Brzezany.
Neue Ententeangriffe beiderseits des Prespa-Sees scheiterten.
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Ein feindlicher Kreuzer und 48150 Tonnen Handelsfahrzeuge versenkt

Berlin, 14. März. (Amtlich.)
Neuerdings sind von unseren Unterseebooten 17 Dampfer, 2 Segler und 3 Fischdampfer von insgesamt 48150 Brutto-Registertonnen versenkt worden.
Eines der Unterseeboote hat außerdem einen feindlichen kleinen Kreuzer mit drei schrägen Schornsteinen und ein als Unterseebootfalle eingerichtetes Spezialschiff "Q 27" vernichtet. Von letzterem wurden 1 Leutnant, 1 Deckoffizier und 4 Mann gefangengenommen, darunter 1 Schwerverwundeter.

  Der Chef des Admiralstabes der Marine. 1)

 

Das innerpolitische Programm des Reichskanzlers - Die Folge des Erlebens in dem großen Kriege

Berlin, 14. März.
Im Herrenhause beteiligte sich der Reichskanzler v. Bethmann Hollweg an der innerpolitischen Debatte mit einer Rede, in der er unter anderem sagte: 
"Meine Herren, ich habe mich über meine Stellung zu den großen innerpolitischen Fragen wiederholt im Reichstage ausgesprochen. Ich habe dabei meiner unerschütterlichen Überzeugung Ausdruck gegeben, daß das Erleben dieses Krieges zu einer Umgestaltung unseres innerpolitischen Lebens in wichtigen Beziehungen führen muß, führen wird (Lebhafter Beifall links), allen etwaigen Widerständen zum Trotz (Erneuter Beifall links). Nun wird mir gesagt: Was nützen uns Worte, wir wollen Taten sehen! (Sehr wahr! links.) Nichts wäre mir lieber, als wenn ich diejenigen Absichten, die ich für das Heil unseres Vaterlandes für notwendig halte, baldmöglichst durchführen könnte. Für die Herren auf der linken Seite bildet den Kernpunkt ihrer Wünsche in der inneren Politik die Reform des preußischen Wahlrechts. Meine Herren, daß die Königliche Staatsregierung eine Reform des preußischen Wahlrechtes vorschlagen wird, hat sie wiederholt in unmißverständlicher Weise ausgesprochen, und ebenso hat sie ihrer Überzeugung Ausdruck gegeben, daß diese Reform, die unzweifelhaft zu schweren inneren Kämpfen führen wird, nicht zu einer Zeit in die Hand genommen werden kann, wo wir noch von außen vorn Feinde berannt werden, weil wir während dieser Zeit innere Kämpfe nicht vertragen können. - Wir werden nach dem Kriege vor die gewaltigsten Aufgaben gestellt werden, die wohl je einem Volke beschieden gewesen sind. Wären wir nicht entschlossen, alle die Forderungen, die sich aus dem Erleben dieses Krieges ergeben, zu ziehen in allen Fragen unseres politischen Lebens, in der Regelung der Arbeiterrechte, in der Regelung des preußischen Wahlrechts, bei der Ordnung des Landtages im ganzen, dann gehen wir inneren Erschütterungen entgegen, deren Tragweite kein Mensch übersehen kann. (Sehr richtig! links.) Ich werde diese Schuld nicht auf mich laden. (Beifall links.) Wehe dem Staatsmann, der die Zeichen der Zeit nicht erkennt."
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Wien, 14. März. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Die gestern gemeldeten Stoßtruppunternehmen im Raume von Brzezany zeitigten vollen Erfolg. Es wurden nach gründlicher Zerstörung der feindlichen Kampfanlagen 2 russische Offiziere, 256 Mann und mehrere Maschinengewehre und Minenwerfer eingebracht. Unsere Flieger belegten, Angriffe der feindlichen Kampfflugzeuge abweisend, den Bahnhof von Radziwillow mit Bomben. 
Italienischer Kriegsschauplatz: 
Die Gefechtstätigkeit war gestern im allgemeinen gering. Im Görzischen warfen unsere Flieger auf feindliche Lager bei Lucinico Bomben ab. 
Südöstlicher Kriegsschauplatz: 
Im ostalbanischen Seengebiet wird weiter gekämpft. Die Franzosen griffen unsere Stellungen zwischen dem Ochrida- und Prespasee wiederholt erfolglos an.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 14. März. 
Zwischen Ochrida- und Prespasee wiederholte Angriffe des Feindes, die mit blutigen Verlusten zurückgeschlagen wurden. Nach ziemlich heftiger Artillerievorbereitung griffen die Franzosen wiederholt mehrere Stellungen westlich und nördlich Bitolia im Abschnitt zwischen Tarnova und der Bitolia-Ebene an, wurden aber zu regellosem Rückzug gezwungen, wobei sie außerordentlich große Verluste erlitten. Auf der übrigen Front geringe Kampftätigkeit. Eine französische Kompagnie versuchte gegen unsere Stellungen südlich von Gewgheli vorzugehen, wurde aber durch unser Feuer zersprengt. Eine andere, eine englische Kompagnie, näherte sich unseren vorgeschobenen Stellungen östlich vom Wardar, wurde aber durch unser heftiges Feuer gezwungen, das Weite zu suchen. 
Rumänische Front: 
Mehrere militärische Anlagen in Galatz wurden von uns mit Geschützfeuer belegt.

 

Revolution in Rußland -
Provisorische Regierung der Duma

Petersburg, 14. März. (Meldung der Petersburger Telegraphenagentur.)
In Petersburg ist die Revolution ausgebrochen. Ein aus 12 Dumamitgliedern bestehender Exekutivausschuß ist im Besitze der Macht. Alle Minister sind ins Gefängnis gesetzt. Die Garnison der Hauptstadt, 30000 Mann, hat sich mit den Revolutionären vereinigt. Am Donnerstag (Mittwoch?), dem dritten Tag der Revolution, war die Ordnung in der Hauptstadt wiederhergestellt. Der Deputierte Engelhardt ist vom Ausschuß zum Kommandanten von Petersburg ernannt worden.
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Der Aufruf des Petersburger Vollzugsausschusses

Rodzianko
Rodzianko

Petersburg, 14. März. (Meldung der Petersburger Telegraphenagentur.)
Die Bevölkerung von Petersburg, die über die vollständige Desorganisation im Transportwesen und in der Verpflegung aufgebracht war, war schon seit langem erregt und murrte dumpf gegen die Regierung, die sie für alle Leiden, die sie erduldete, verantwortlich machte. Die Regierung, die Unruhen voraussah, ergriff umfassende Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Ordnung. Unter anderem schrieb sie die Auflösung des Reichsrates und der Duma vor, aber diese beschloß am 11. März, dem kaiserlichen Ukas nicht Folge zu leisten und die Sitzungen fortzusetzen. Sie setzte sofort einen Vollziehungsausschuß von 12 Mitgliedern unter dem Vorsitz des Präsidenten Rodzianko ein. Dieser Ausschuß erklärte sich als vorläufige Regierung und erließ folgenden Aufruf.

"In Anbetracht der schwierigen Lage und der inneren Unordnung, die man der Politik der alten Regierung verdankt, sieht sich der Vollziehungsausschuß der Duma gezwungen, die öffentliche Ordnung in seine Hände zu nehmen. In vollem Bewußtsein der Verantwortlichkeit des gefaßten Entschlusses drückt der Ausschuß die Zuversicht aus, daß die Bevölkerung und das Heer ihm in der schwierigen Aufgabe beistehen werden, eine neue Regierung zu schaffen, die den Wünschen des Volkes entgegenkommt und sein Vertrauen genießt."

Der Vollziehungsausschuß stützte sich auf die in Aufruhr befindliche Bevölkerung der Hauptstadt und auf die Garnison von Petersburg, die sich, mehr als 30 000 Mann stark, vollständig mit den Aufständischen vereinigte, verhaftete alle Minister und steckte sie in das Gefängnis. Die Duma erklärte das Kabinett als nicht bestehend. Heute, am dritten Tage des Aufstandes, ist die ganze Hauptstadt, in der die Ordnung schnell wiederkehrt, in der Gewalt des Vollziehungsausschusses, der Duma und der Truppen, die sie unterstützen.
Der Abgeordnete Engelhardt, Oberst im Großen Generalstabe, wurde vom Ausschuß zum Kommandanten von Petersburg ernannt. Gestern abend richtete der Ausschuß Aufrufe an die Bevölkerung, an die Truppen, Eisenbahnen und Banken, in denen er diese aufforderte, das gewöhnliche Leben wieder aufzunehmen.
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Der 1. Weltkrieg im März 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 6
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

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