Der Weltkrieg am 23. Juli 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Rückzug der Russen bis in die Karpathen hinein - 
Vormarsch jenseits des Dnjestr 

Großes Hauptquartier, 23. Juli.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
In Flandern ist die Artillerieschlacht wieder zu voller Kraft entbrannt, sie dauerte die Nacht hindurch an.
Unsere für die Führung des Feuerkampfes unentbehrlichen Fesselballone waren längs der ganzen Front das Ziel erfolglosen feindlichen Fernfeuers; östlich von Ypern wurden sie einheitlich auch durch zahlreiche Fluggeschwader angegriffen. Unsere Kampfflieger und Abwehrgeschütze brachten diese Luftangriffe zum Scheitern. Die Fesselballone blieben unversehrt; 8 feindliche Flugzeuge wurden abgeschossen. Erkundungsvorstoße englischer Bataillone scheiterten.
Heftige nächtliche Angriffe erfolgten zwischen Avion und Mericourt; Anfangserfolge des Gegners wurden ausgeglichen.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
Bei guter Sicht lebte durchweg die Feuertätigkeit auf.
Am Nordhang des Winterberges bei Craonne gelang in kraftvollem, durch Feuer gut vorbereitetem Angriff, die eigene Stellung in 1 Kilometer Breite vorzulegen. Brandenburgische und Gardetruppen warfen die Franzosen aus mehreren Grabenlinien zurück und brachten über 230 Gefangene ein.
Am Cornilletberge südlich von Nauroy waren Unternehmen hessisch-nassauischer Stoßtrupps erfolgreich.
Eins unserer Fliegergeschwader warf gestern vormittag mit beobachtet guter Wirkung Bomben auf Harwich an der englischen Ostküste. Die Flugzeuge kehrten vollzählig zurück.
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern (Heeresgruppe des Generalobersten v. Eichhorn):
Längs der Düna, insbesondere bei Dünaburg, und beiderseits des Naroczsees nahm die Artillerietätigkeit erheblich zu.
Südwestlich von Dünaburg ist ein russischer Vorstoß gescheitert.
Südlich von Smorgon bis einschließlich Krewo griffen nach den verlustreich gescheiterten Angriffen des Vorabends die Russen am Morgen erneut an. Trommelfeuer ging dem Sturm voraus, der zu wechselvollen Kämpfen in unserer vorderen Stellung führte, in die an einzelnen Stellen die Russen eingedrungen waren.
Am Abend war die Stellung dank frisch durchgeführter Gegenstöße bis auf zwei Einbruchsstellen wieder in unserer Hand.
Heute früh blieben neue breite Angriffe der Russen südlich Smorgon in unserem Sperrfeuer liegen.
Heeresgruppe des Generalobersten v. Boehm-Ermolli:
Unser Gegenangriff südlich des Sereth ist eine Operation geworden; der Russe weicht bis in die Karpathen hinein!
Hervorragende Führung und ungestümer Drang der Truppen nach vorwärts haben das erhoffte Ergebnis verwirklicht.
Wir stehen auf den Höhen hart westlich von Tarnopol, haben die Bahn Rohatyr-Ostrow östlich unserer alten Stellung überschritten und die Vorwärtsbewegung zu beiden Seiten des Dnjestr begonnen. Der Feind leistete südlich der genannten Bahn starken Widerstand.
Front des Generalobersten Erzherzogs Joseph:
Längs des Karpathenkammes bis zur Putna nahm die russische Gefechtstätigkeit merklich, besonders im Südteil, zu. Mehrere Vorstöße des Feindes wurden abgeschlagen.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen:
Am unteren Sereth deutet lebhaftes Feuer auf bevorstehende Kämpfe.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Rascher Fortschritt in Ostgalizien

Berlin, 23. Juli, abends. (Amtlich.)
Artillerieschlacht in Flandern unvermindert.
Starke russische Angriffe südwestlich von Dünaburg sind gescheitert. - In Ostgalizien reiht sich in raschem Fortschritt Erfolg an Erfolg.

 

U-Boot-Beute in den nördlichen Sperrgebieten

Berlin, 23. Juli. (Amtlich.)
In den nördlichen Sperrgebieten wurden durch unsere U-Boote wiederum 3 Dampfer, 4 Segler versenkt. (Folgen die Einzelheiten.)

Der Chef des Admiralstabes der Marine.

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Der Sereth von den verbündeten Truppen erreicht

Wien, 23. Juli.
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen:
Stellenweise starker Geschützkampf.
Heeresfront des Generalobersten Erzherzogs Joseph:
Zwischen dem Susitatal und der Dreiländerecke lebte die Gefechtstätigkeit erheblich auf. Der Feind unternahm an mehreren Stellen Angriffe; er wurde überall zurückgeschlagen.
Heeresfront des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern:
Die verbündeten Truppen erreichten in siegreichem Vordringen bei Tarnopol den Sereth und überschritten die Bahn Kozow-Ostrow beiderseits der Strypa in breiter Front. Die Russen brechen auch an der Narajowka ab. Die Rückwirkung des Sieges greift auf das Südufer des Dnjestr bis zu den Karpathen hinüber. Überall räumt der Feind seine Stellungen.
Italienischer und südöstlicher Kriegsschauplatz:
Nichts Neues.

  Der Chef des Generalstabes. 1)

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 23. Juli.
Mazedonische Front:
Im Cerna-Bogen während kurzer Augenblicke Trommelfeuer. Östlich der Cerna und in der Moglenagegend in Richtung auf Kowel versuchten feindliche Erkundungsabteilungen nach heftiger Artillerievorbereitung vorzugehen. Sie wurden aber durch Feuer verjagt. Südlich von Gewgheli mehrmals Trommelfeuer. An der unteren Struma rückte ein englisches Bataillon bei dem Dorfe Homandos südlich von Serres in der Nacht zusammen mit einer Kavallerieschwadron in mehreren aufeinanderfolgenden Kolonnen gegen unsere vorgeschobenen Posten vor. Die Engländer suchten unsere vorgeschobenen Posten durch einen heftigen Stoß aus ihren Stellungen zu vertreiben. Sie wurden aber von unseren Abteilungen umgangen und, trotzdem sie neue Verstärkungen erhalten hatten, gezwungen, sich nach einem hartnäckigen Handgemenge und einem Kampf mit Bajonett und Handbomben in Unordnung auf das rechte Strumaufer zurückzuziehen. Die Verluste des Feindes sind ziemlich groß.
Rumänische Front:
An der unteren Donau zwischen Mahmudia und Galatz ziemlich schwaches Geschützfeuer und bei Prislawa, östlich von Tulcea, Gewehrfeuer.

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 23. Juni.
Kaukasusfront: Im Laufe des 22. Juli versuchten die Russen, an mehreren Frontstellen mit etwas stärkeren Abteilungen, wie bisher üblich, gegen unsere Sicherungslinien vorzugehen. Alle Versuche scheiterten in unserem Feuer.

 

Der 1. Weltkrieg im Juli 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 6
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

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