Der Weltkrieg am 11. August 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Verzweifelte russische und rumänische Angriffe gescheitert

Offizierstellvertreter Müller
Offizierstellvertreter Müller

Großes Hauptquartier, 11. August.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
Die englischen Angriffe am gestrigen Morgen wurden von mehreren Divisionen geführt. In mehr als 8 Kilometer Breite zwischen Frezenberg und Hollebeke brach der Feind vor; trotz des starken Einsatzes hatte er keinen Erfolg.
Zwar gelang es anfänglich dem tiefgegliedert vorstürmenden Gegner, an mehreren Stellen in unsere Kampflinie einzubrechen, doch wurde er durch schnellen Gegenstoß der Bereitschaften wieder geworfen, bei Westhoek erst nach längerem, erbittertem Ringen.
Der Feuerkampf steigerte sich im Küstenabschnitt und vor Merckem bis Warneton am Abend wieder zu großer Heftigkeit; auch heute morgen war er vielfach äußerst stark. Nächtliche Erkundungsstöße der Engländer bei Nieuport scheiterten ebenso wie starke Teilangriffe, die der Feind beiderseits der Bahn Boesinghe-Langemark frühmorgens ansetzte.
Nördlich von St. Quentin griffen die Franzosen mehrmals die bei Fayet von uns gewonnenen Gräben an, die bis auf einen geringen Teil sämtlich gehalten wurden.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
Am Chemin-des-Dames spielten sich örtliche Infanteriekämpfe bei der Royere Fe. ab, die eine Änderung der Lage nicht ergaben. Bei Cerry versuchte der Feind ohne besondere Feuervorbereitung in unsere Stellung zu dringen; rascher Gegenangriff der Grabenbesatzung warf ihn zurück.
Am Hochberg in der Westchampagne entrissen Teile eines hessen-nassauischen Regiments den Franzosen wichtige Grabenstücke, die gegen starke Wiedereroberungsversuche behauptet wurden. Hier wurde eine größere Anzahl von Gefangenen einbehalten; auch südlich von Corbeny, nördlich von Reims und auf dem Westufer der Maas waren Vorstöße unserer Erkunder erfolgreich.
19 feindliche Flugzeuge und 2 Fesselballone wurden abgeschossen; der größte Teil in Luftkämpfen, die besonders in Flandern sehr zahlreich waren. Offizierstellvertreter Vizefeldwebel Müller errang seinen 20. und 21. Luftsieg.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Front des Generalobersten Erzherzogs Joseph:
In den Grenzbergen der Moldau warfen deutsche und österreichisch-ungarische Truppen den zähe sich wehrenden Feind am Slanio- und Oitoz-Tal ostwärts zurück. Auch am Mt. Oleja und Mgr. Casinului wurden die Rumänen von beherrschenden Höhen verdrängt.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen:
Durch Einsatz sehr starker Kräfte, die bis zu siebenmal gegen die von uns gewonnene Susita -Stellung anstürmten, suchten Russen und Rumänen in verzweifelten Angriffen den verlorenen Boden zurückzuerobern. Jeder Stoß brach an der Front unserer tapferen Truppen zusammen. Der Tag kostete die Gegner ungewöhnlich schwere Blutopfer; Gewinn hat er ihnen nicht gebracht.
Mazedonische Front: 
Keine besonderen Ereignisse.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Fliegerangriff auf Frankfurt a. M.

Frankfurt a. M., 11. August.
Ein feindlicher Flieger erschien heute früh über Frankfurt und warf gegen 6½ Uhr eine Bombe ab, die im Stadtinnern unmittelbar vor dem großen Militärlazarett niederfiel. Glücklicherweise sind keine Menschenleben zu beklagen; einige Insassen des Lazaretts und ein Türhüter wurden leicht verletzt. Der angerichtete Sachschaden ist gering.
Wie nachträglich gemeldet wurde, warf der feindliche Flieger außer der einen Bombe auf Frankfurt a. M. weitere fünf Bomben ab, die, ohne irgendwelchen Schaden anzurichten, in einem Wäldchen westlich Frankfurt niederfielen.
1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Wien, 11. August.
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz:
Nördlich von Focsani unternahmen die Russen und Rumänen gestern nachmittag abermals heftige Massenangriffe, die stellenweise zwanzig Wellen tief gestaffelt waren. Die deutschen Divisionen schlugen den Feind in siegreicher Abwehr zurück. Die Kämpfe an der Oitoz-Straße verlaufen erfolgreich. Österreichisch-ungarische und deutsche Streitkräfte drangen, dem Verteidiger Graben auf Graben entreißend, bis auf die Höhen südlich und westlich von Ocna vor. Weiter nördlich keine wesentliche Änderung der Lage.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Am Isonzo lebte der Artilleriekampf wieder auf.

  Der Chef des Generalstabes. 1)

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 11. August.
Mazedonische Front:
Zwischen den Seen eröffnete der Feind gegen Mittag heftiges Artilleriefeuer. Im Cerna-Bogen stellenweise Trommelfeuer. Auf dem Dobropolje versuchten nach andauernder Artillerievorbereitung und Minenfeuer stärkere feindliche Erkundungsabteilungen vorzudringen, wurden aber durch unser Gewehr-, Maschinengewehr- und Bombenfeuer verjagt. Zwischen Wardar- und Dojransee, namentlich südlich vom Dojran, lebhaftes Artilleriefeuer. Zu beiden Seiten des Wardar auf den Nordhängen der Brusche Planina und an der unteren Struma für uns günstige Patrouillengefechte. An zahlreichen Stellen drangen unsere Aufklärertrupps in die feindlichen Schützengraben ein, fügten dem Gegner blutige Verluste zu und brachten Gefangene ein.
Rumänische Front:
Bei Nurugeil östlich von Mahmudia gingen unsere Abteilungen auf das Nordufer des St. Georg-Armes hinüber, fügten dem Feind Verluste zu und brachten mehrere Gefangene ein. Bei Mahmudia unwirksames Gewehr- und Minenfeuer seitens des Feindes auf die Stadt Tulcea. Bei dem Dorfe Senowa westlich von Tulcea versuchte ein russischer Aufklärertrupp auf Booten auf unser Ufer zu gelangen, wurde aber durch Feuer zersprengt. Bei Isaccea spärliches Artilleriefeuer.

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 11. August.
In Persien griff am Gilischinpaß ein feindlicher Zug unsere Posten an. Er wurde nach einstündigem Gefecht zurückgeworfen.
An der Kaukasusfront scheiterten mehrere teilweise mit stärkeren Aufklärungsabteilungen unternommene Vorstöße gegen unsere Sicherungslinien in unserem Feuer.
An der Sinaifront zerstörten in der Nacht zum 10. August unsere Stoßtrupps feindliche Drahtanlagen. An diesem Tage ziemlich heftiges feindliches Artilleriefeuer.

 

Der 1. Weltkrieg im August 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 7
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

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