Der Weltkrieg am 4. Oktober 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Die Schlacht in Flandern neu entbrannt

Großes Hauptquartier, 4. Oktober.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
Die gestrige Kampftätigkeit des Feindes in Flandern glich der an den Vortagen; tief in das Gelände hinter unseren Stellungen reichendes und auf die belgischen Ortschaften gerichtetes starkes Störungsfeuer, gegen einzelne Abschnitte unserer Kampfzone in der Mitte der Schlachtfront zu heftigster Wirkung in Feuerstößen zusammengefaßt.
Die Nacht hindurch hielt vom Houthoulster Walde bis zur Lys der gewaltige Artilleriekampf unvermindert an; heute morgen steigerte er sich zum Trommelfeuer.
Mit dem Einsetzen starker englischer Angriffe im Bogen um Ypern ist die Schlacht in Flandern von neuem entbrannt.
Bei den anderen Armeen war infolge schlechter Beobachtung die Gefechtstätigkeit tagsüber meist auf ein geringes Maß beschränkt, erst gegen Abend lebte sie auf.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
Auf dem Ostufer der Maas setzte bei Einbruch der Dunkelheit schlagartig stärkstes Feuer an der Höhe 344, östlich von Samogneux, ein. Tiefgegliedert brachen die Franzosen bald darauf zum Angriff vor, um die von uns dort gewonnenen Stellungen zurückzuerobern. Der Ansturm brach in der Abwehrwirkung unserer Artillerie und an der zähen Widerstandskraft der Württemberger verlustreich und ergebnislos zusammen.
Heeresgruppe Herzog Albrecht:
Lebhafte Artilleriekämpfe entspannen sich zeitweilig dicht westlich der Mosel und im Sundgau; Angriffe erfolgten dort nicht.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Bei Jakobstadt, Dünaburg und am Zbrucz sowie am Donauknie bei Galatz nahm die Feuertätigkeit vorübergehend zu; Erkundungsgefechte verliefen an mehreren Stellen für uns erfolgreich.
Mazedonische Front: 
Die Lage ist unverändert.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
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Der englische Großangriff in Flandern

Berlin, 4. Oktober, abends. (Amtlich.) 
Auf dem Schlachtfeld in Flandern sind die Engländer auch bei dem heutigen Großangriff nur etwa einen Kilometer tief in unsere Abwehrzone zwischen Poelkapelle und Gheluvelt eingedrungen. Besonders erbittert wird noch östlich von Zonnebeke und westlich von Becelaere gekämpft. 
Von den anderen Fronten ist nichts Besonderes gemeldet.
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Feindliche Fliegerangriffe auf Süddeutschland

Berlin, 4. Oktober. (Amtlich.) 
In der Nacht vom 2. zum 3. Oktober haben feindliche Flieger in zahlreichen Flügen Angriffe auf das deutsche Heimatgebiet versucht. Irgendwelche Ergebnisse haben die Angriffe nicht gezeitigt. Ein feindliches Flugzeug kam in die Gegend von Stuttgart und warf über Feuerbach sechs Bomben ab, die geringen Sachschaden, aber keine Verluste verursachten. Die offene Stadt Frankfurt am Main wurde von etwa zehn Fliegern angegriffen, die aus südlicher und westlicher Richtung anflogen. Die meisten der abgeworfenen Bomben fielen wirkungslos außerhalb der Stadt nieder. Im Stadtbereich wurden bisher 13 Einschlagstellen gezählt. Die Bomben fielen meistens auf Straßen und offene Plätze. Der angerichtete Sachschaden ist gering; fünf Personen wurden leicht verletzt. Tote sind nicht zu beklagen. Das lothringische Industriegebiet wurde von zahlreichen Angreifern heimgesucht, die jedoch, wie gewöhnlich, dank unserer gut durchgebildeten Abwehrmaßnahmen nur wenig Erfolg hatten.
Bis in die Gegend von Dortmund vorzudringen, gelang wiederum nur einem feindlichen Flieger. Er warf dort auf die Bahnstrecke Dorstfeld-Dortmund sechs Bomben ab, die den Bahnkörper beschädigten. Bei diesem Angriff wurde eine Person getötet.
Angriffe einzelner feindlicher Flieger (in der Nacht vom 2. zum 3. Oktober) richteten sich auch gegen Rastatt - Baden-Baden und Tübingen. Auf die beiden ersten Orte fielen drei Bomben, sie richteten glücklicherweise nirgends Unheil an, außer in Tübingen, wo durch zerbrochene Fensterscheiben einiger Sachschaden entstand. Welchen Zweck die Franzosen mit diesen Angriffen aus offene deutsche Städte erfolgen, ist nicht ersichtlich. In Rastatt befinden sich keine militärischen Ziele, die Angriffe auf Baden-Baden und Tübingen können vollends nur als Ausflüsse roher Zerstörungssucht betrachtet werden.
1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Wien, 4. Oktober.
Amtlich wird verlautbart:
Italienischer Kriegsschauplatz:
Die Kämpfe im Gabriele-Abschnitt ließen gestern nach. Der Vortag hat uns 6 italienische Offiziere. 407 Mann und 2 Ärzte als Gefangene eingebracht. Unsere Flieger schossen 3 feindliche Flugzeuge ab. An der Tiroler Front keine besonderen Ereignisse.

  Der Chef des Generalstabes.

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Luftkrieg 1914-1918: Leutnant v. Eschwege
Leutnant v. Eschwege

Sofia, 4. Oktober.
Mazedonische Front:
An der ganzen Front schwaches Artilleriefeuer, welches etwas lebhafter gegen Anbruch der Nacht wurde. In der Umgebung der Strumamündung westlich des Dojransees wurde eine feindliche Aufklärungsabteilung durch unser Feuer verjagt. Im Strumatal Patrouillentätigkeit.
Südlich Serres schoß Leutnant Eschwege im Luftkampf den 16. Gegner ab. Ein feindliches Flugzeug fiel in Flammen hinter unsere Stellung.
Rumänische Front:
Im Westen Tulceas und östlich Galatz Artilleriefeuer. Bei Isaccea wechselseitiges Gewehrfeuer zwischen den Posten.

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 4. Oktober.
Sinaifront: An der ganzen Front heftiges Artilleriefeuer. Eine aus 30 Eskadronen Kavallerie. einem Bataillon Infanterie und zwei Batterien bestehende feindliche Abteilung versuchte am 2. Oktober ein Unternehmen gegen unseren linken Flügel, mußte sich jedoch am 3. Oktober wieder zurückziehen.

 

Der englische Panzerkreuzer "Drake" torpediert

London, 4. Oktober. 
Die Admiralität meldet: 
Das Kriegsschiff "Drake" wurde am Dienstag morgen an der Nordküste von Irland torpediert. Es erreichte einen Hafen und sank dann in seichtem Wasser. Die Explosion tötete einen Offizier und 18 Mann, die übrigen wurden gerettet.

 

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 7
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

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