Der Weltkrieg am 21. Oktober 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Trommelfeuer an der Soissons-Front

Französischer Angriff am Ohridasee gescheitert

Großes Hauptquartier, 21. Oktober.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
Ostende wurde von See beschossen; in der Stadt entstand Häuserschaden.
An der flandrischen Landfront blieb bei starkem Dunst bis zum Abend die Feuertätigkeit eingeschränkt. Vor Einbruch der Dunkelheit verstärkte sich das Feuer an der Küste, bei Dixmude und in einigen Abschnitten des Hauptkampffeldes. Mehrfach vorstoßende Erkundungsabteilungen der Gegner wurden verlustreich zurückgeworfen.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
Nach nebligem und daher etwas ruhigerem Morgen steigerte sich bei mittags besser werdender Sicht die Artillerieschlacht von Vauxaillon bis Braye wieder zu größter Heftigkeit. Sie dauerte unvermindert. vielfach zum Trommelfeuer anschwellend, auch während der Nacht an. Größere Angriffe sind bisher nicht erfolgt.
Bei den übrigen Armeen blieb die Gefechtstätigkeit meist gering.
9 feindliche Flieger wurden abgeschossen.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Auf der Insel Dagö ist die Ostküste von unseren Truppen erreicht; Streifabteilungen durchdringen das Innere. Bisher sind mehrere hundert Gefangene gemeldet.
Die zwischen der Insel Moon und dem Festland gelegene Insel Schildau wurde von uns besetzt.
Die russischen Seestreitkräfte haben den Moonsund nach Norden verlassen unter Preisgabe des Wracks der "Slawa" und von vier auf Strand gesehen Dampfern.
Mazedonische Front:
Im Gebirgsstock zwischen Skumbital und Ochridasee griffen gestern nach kräftiger Feuervorbereitung starke französische Kräfte an. Deutsche, österreichisch-ungarische und bulgarische Truppen brachten durch Feuer und im Gegenstoß den feindlichen Ansturm zum Scheitern.
Östlich des Ochridasees sowie vom Prespasee bis zur Cerna und auf beiden Wardarufern hat die Kampftätigkeit der Artillerien merklich zugenommen.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 


Das Wrack des notgelandeten Luftschiffs "L 49"

Angriff eines Luftschiffgeschwaders auf England 

Vier Luftschiffe auf französisches Gebiet verschlagen


Kapitänleutnant Stabbert

Berlin, 21. Oktober.
In der Nacht vom 19. zum 20. Oktober griff ein Marineluftschiffgeschwader England besonders erfolgreich an. Mit rund 26 000 Kilogramm Bomben wurden die Industrieanlagen folgender Plätze belegt: London, Manchester, Birmingham, Nottingham, Derby, Lowestost, Hull, Grimsby, Norwich und Mappleton. Gute Spreng- und Brandwirkung wurde überall beobachtet. Der Luftschiffkommandant Kapitänleutnant Freiherr Preusch v. Buttlar-Brandenfels fuhr mit seiner Besatzung den 14. Angriff gegen England, davon 4 gegen London. Auf dem Rückmarsch von glänzend durchgeführter Unternehmung sind 4 Luftschiffe unter Führung ihrer erprobten Kommandanten, der Kapitänleutnants Stabbert, Kölle, Gayer (Hans) und Schwander infolge außergewöhnlich starker Windversetzung und dichten Nebels, der die Orientierung unmöglich machte, über das französische Kampfgebiet geraten und dort, wie aus französischen Nachrichten hervorgeht, abgeschossen oder zur Landung gezwungen worden. Näheres über das Schicksal der einzelnen Schiffe und ihrer Besatzungen ist zurzeit noch nicht bekannt. 

Der Chef des Admiralstabes der Marine.

Der französische Heeresbericht meldet zu dem Verbleib der Luftschiffe: 
In der Nacht vom 19. zum 20. Oktober hat eine Anzahl Zeppeline französisches Gebiet überflogen, ohne Schaden anzurichten. Von unseren Luftabwehrabteilungen mit Geschützen beschossen, sind mehrere Luftschiffe zerstreut und abgeschossen oder zur Landung gezwungen worden; ein Zeppelin ist bei Samt Clément, 10 Kilometer südöstlich von Lunéville, in Flammen heruntergekommen, ein zweiter, von unseren Flugzeugen angegriffen, hat bei Bourbonne-les-Bains landen müssen; die Besatzung ist gefangengenommen, das Luftschiff unversehrt. 

Paris, 21. Oktober. (Havas.) 
Die bisher eingegangenen Meldungen lassen annehmen, daß 11 von England gekommene Luftschiffe französisches Gebiet überflogen haben. Das von Anfang an durch Nebel erschwerte Unternehmen hat sich über einen großen Teil von England ausgedehnt, aber ein unglückliches Ende genommen. Bei Tagesanbruch waren noch 8 Luftschiffe über Frankreich. Drei, die einigermaßen zusammengeblieben waren, versuchten unsere Linien zwischen Lunéville und Baccarat zu überfliegen, aber eins von ihnen wurde in der Umgebung von Saint Clément durch die 174. Flugabwehrgruppe abgeschossen; die beiden anderen konnten entkommen, wurden aber noch durch vier unserer Flugzeugführer von den Geschwadern Nr. 77, 89 und 91 angegriffen, welche eines von ihnen 5000 Meter hoch erreichten und auf Schußweite angriffen, jedoch durch Erschöpfung ihrer Munition zur Aufgabe des Kampfes gezwungen waren und, im Nebel verirrt, auf freiem Felde landen mußten. Alle anderen Luftschiffe über unserem Gebiet wurden von unseren Fliegern angegriffen oder gehetzt und abgeschossen oder soweit flugunfähig gemacht, daß sie landen mußten.
Ein 6. Luftschiff wurde am 20. Oktober, 4 Uhr nachmittags, von dem Fliegerkommando Fréfus gesichtet; eine Kampfstaffel nahm die Verfolgung aus, verlor es aber gegen 5 Uhr aus den Augen, als es nach der hohen See davonflog. Wenn dies nicht, was allerdings wahrscheinlich ist, das Luftschiff von Montigny-le-Roi ist, von dem man bisher die Hülle und den Rest der Mannschaft noch nicht aufgefunden hat, so haben die Deutschen am 20. Oktober 6 Luftschiffe verloren.
(Zusatz des W. T. B.: Wir verweisen auf den amtlichen deutschen Bericht, nach dem 4 Luftschiffe verlorengegangen sind.)

Sisteron, 21. Oktober. (Havas.) 
Zeppelin "L 45" war wegen noch nicht genau festgestellten Ursachen gezwungen, zwischen Misson und Château Neuf zu landen. Nach seiner Landung ist das Luftschiff von der Mannschaft verbrannt worden, die aus dem Kommandanten Kölle, Oberleutnant Suz und 19 Mann bestand. Sie sind sämtlich von Einwohnern verhaftet und nach Laragne gebracht worden, wo sie gegenwärtig gefangen gehalten werden. 

Chaumont, 21. Oktober. (Havas.) 
Zeppelin "L 49" ist morgens um 1 Uhr 19 Minuten bei Bourbonne-les-Bains gelandet. Der Führer des Luftschiffes und 19 Mann Besatzung sind gefangengenommen worden.
1)

Zurück zur Seite:
Luftkrieg 1917

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Wien, 21. Oktober.
Amtlich wird verlautbart:
Italienischer Kriegsschauplatz:
Im Fleimstal brachten unsere Patrouillen von einer gelungenen Unternehmung 1 Offizier und 40 Mann als Gefangene zurück.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Westlich des Ochridasees scheiterten starke französische Angriffe an der tapferen Gegenwehr österreichisch-ungarischer, deutscher und bulgarischer Truppen.

  Der Chef des Generalstabes.

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 21. Oktober.
Mazedonische Front:
An mehreren Stellen der Front belebte sich die Artillerietätigkeit. Sie steigerte sich zu besonderer Heftigkeit westlich von Bitolia, südlich von Huma, sowie zwischen Wardar und Dojransee. Im letzteren Abschnitt ging das Geschützfeuer in Trommelfeuer über. In den feindlichen Schützengräben westlich von Bitolia bemerkte Bewegung wurde durch unser Feuer unterdrückt.
Front in der Dobrudscha:
Bei Tulcea Feuertätigkeit. Ein neuer Versuch einer feindlichen Erkundungsabteilung, die sich in mehreren Kähnen dem rechten Donau-Ufer am Rande des Dorfes Perkesch zu nähern versuchte, wurde vereitelt.

 

ZURÜCK   HAUPTSEITE   WEITER

 

Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 7
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

© 2005 stahlgewitter.com