Der Weltkrieg am 3. Dezember 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Bevorstehende Waffenstillstandsverhandlungen an der russischen Front


Leutnant Müller


Leutnant Bongartz

Großes Hauptquartier, 3. Dezember.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
Nach heftigem Trommelfeuer bei mondheller Nacht griff der Engländer gestern früh mit starken Kräften unsere Stellungen bei und nördlich von Passchendaele an. Thüringische und hessische Truppen warfen den Feind in schneidigem Gegenstoß zurück und machten 60 Gefangene. Nach Abwehr der Angriffe flaute das Feuer ab; es nahm am Abend vorübergehend wieder erhebliche Stärke an.
Auf dem Kampffelde bei Cambrai war tagsüber nur in wenigen Abschnitten die Feuertätigkeit lebhaft. Am Abend griff der Feind nach starker Feuersteigerung zwischen Inchy und Bourlon an. In heftigen Nahkämpfen wurde er abgewiesen.
Ein englischer Teilangriff bei La Vacquerie scheiterte. Im Gegenstoß wurden 9 Geschütze und 18 Maschinengewehre erbeutet. Die Zahl der seit dem 30. November gemachten Gefangenen hat sich auf 6000, die Beute an Geschützen auf 100 erhöht.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
In den Argonnen wurden in erfolgreichen Unternehmungen Gefangene eingebracht.
Heeresgruppe Herzog Albrecht:
Die lebhafte feindliche Tätigkeit im Thanner Tal und im Sundgau hält an.
In den letzten drei Tagen verloren unsere Gegner im Luftkampf und durch Abschuß von der Erde 27 Flugzeuge und 2 Fesselballone. Leutnant Müller errang seinen 35., Leutnant v. Bülow seinen 27. und 28., Leutnant Bongartz seinen 25. und 26. Luftsieg.
Östlicher Kriegsschauplatz:
In zahlreichen Abschnitten der russischen Front ist von Division zu Division örtliche Waffenruhe vereinbart worden. Mit einer russischen Armee im Gebiet von Pripet bis südlich der Lipa und mit mehreren russischen Generalkommandos wurde Waffenstillstand abgeschlossen. Weitere Verhandlungen sind im Gange. Eine russische Abordnung ist in dem Befehlsbereiche des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern zur Herbeiführung eines allgemeinen Waffenstillstandes eingetroffen.
Mazedonische Front: 
Keine größeren Kampfhandlungen.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Nichts Neues.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Das russische Waffenstillstandsangebot - Eintreffen der russischen Kommission

Krylenko

Berlin, 3. Dezember. (Amtlich.) 
Am 26. November hatte der Volkskommissar für Kriegs- und Marineangelegenheiten und Höchstkommandierende der russischen Armeen, Herr Krylenko durch Parlamentäre anfragen lassen, ob der deutsche Oberbefehlshaber zu sofortigen Waffenstillstandsverhandlungen bereit sei. Noch am gleichen Tage antwortete der Oberbefehlshaber Ost, Prinz Leopold von Bayern, daß er bereit und bevollmächtigt sei, mit der russischen Obersten Heeresleitung über einen Waffenstillstand zu verhandeln. Es wurde sodann mit den Parlamentären Ort und Zeit vereinbart, wo sich eine mit Vollmacht versehene russische Kommission mit einer entsprechenden bevollmächtigten Kommission der Gegenpartei treffen sollte. Die russische Kommission hat sich am 2. Dezember, nachmittags 4,30 Uhr an der verabredeten Stelle eingefunden, um sich unverzüglich zu dem für die Verhandlungen in Aussicht genommenen Ort zu begeben. Dort ist sie am 3. Dezember mittags zu erwarten.
1)

 

Die Abmachungen über die örtliche Waffenruhe

Berlin, 3. Dezember. (Amtlich.) 
Am 1. Dezember 1917 ist mit einer russischen Armee Waffenstillstand für die Front vom Südufer des Pripjet nach Süden bis südlich der Lipa vereinbart worden. Mit dem 2. Dezember 1917, 10 Uhr abends wurden in diesem Abschnitt alle Feindseligkeiten eingestellt.
Es sind Abmachungen getroffen worden, die sich auf Verkehr zwischen den beiderseitigen Linien, Truppenverschiebungen, Stellungsarbeiten und Fliegertätigkeit beziehen.
Für die Kündigung der Waffenruhe ist ein Zeitraum von mindestens 48 Stunden festgesetzt, vor dessen Ablauf die Feindseligkeiten nicht beginnen dürfen.
1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Die russische Abordnung passiert die österreichischen Linien

Wien, 3. Dezember.
Amtlich wird verlautbart:
In den letzten Tagen wurde in vielen Abschnitten der russischen Front von Division zu Division und von Korps zu Korps Waffenruhe vereinbart. Im Pripetgebiet hat eine russische Armee mit dem gegenüberstehenden Kommando der Verbündeten einen formellen Waffenstillstand abgeschlossen. Eine russische Abordnung durchschritt gestern unsere Linien, um mit den Bevollmächtigten der verbündeten Heere einen Waffenstillstand an der ganzen russischen Front anzubahnen.

  Der Chef des Generalstabes. 1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 3. Dezember.
Sinaifront: An der ganzen Front Ruhe, abgesehen von dem üblichen Artilleriefeuer.
Unsere Land- und Wasserflieger warfen Bomben auf Imbros.

 

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 7
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

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