Der Weltkrieg am 10. Dezember 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Waffenstillstand an der rumänischen Front

Großes Hauptquartier, 10. Dezember.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
An der flandrischen Front und in einzelnen Abschnitten zwischen der Scarpe und St. Quentin nahm das Artilleriefeuer von Mittag an zu.
In kleineren Infanteriegefechten wurden die Engländer westlich von Graincourt aus einigen Grabenstücken vertrieben. Ein englischer Vorstoß nördlich von La Vacquerie scheiterte.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
Kleinere Unternehmungen führten an verschiedenen Stellen der Front zur Gefangennahme einer Anzahl Franzosen. Vielfach lebhafte Feuertätigkeit.
Auf dem östlichen Maasufer steigerte sie sich am Abend zu erheblicher Stärke und lebte nach ruhiger Nacht heute morgen erneut auf. Heeresgruppe Herzog Albrecht: Bayerische Landwehr drang nördlich von Bures in die französischen Gräben ein, nahm einen Offizier und 41 Mann gefangen und erbeutete einige Maschinengewehre.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Die verbündeten Armeen haben mit den russischen und rumänischen Armeen der rumänischen Front zwischen dem Dnjestr und der Donaumündung Waffenstillstand abgeschlossen.
Mazedonische Front: 
Keine größeren Gefechtshandlungen.
Italienische Front:
Im Piave-Delta erstürmten ungarische Honvedtruppen den italienischen Brückenkopf am Sile östlich von Capo Sile und nahmen mehr als 200 Mann gefangen.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
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Die feindlichen Luftangriffe auf das deutsche Heimatgebiet im Monat November

Berlin, 10. Dezember. (Amtlich.) 
Der Feind unternahm im Monat November zwei Bombenangriffe gegen das deutsche Heimatgebiet. Der eine Angriff fand am Allerheiligentage statt und richtete sich gegen friedliche Städte und Dörfer in Baden und der Pfalz. 
Der zweite Angriff hatte das lothringisch-luxemburgische Industriegebiet zum Ziele. Eine Frau wurde durch Bombensplitter leicht verletzt. Sachschaden wurde in ganz geringem Umfange, militärischer Schaden überhaupt nicht verursacht. Der Feind büßte den Angriff am Allerheiligentage mit dem Verluste eines Flugzeuges, das brennend abgeschossen wurde. Ein zweites Flugzeug wurde durch unser Abwehrfeuer jenseits der Linien zur Landung gezwungen.
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Luftkrieg 1917

 

Verluste der Entente nach Ablehnung des Friedensangebotes

Berlin, 10. Dezember. 
Seit Ablehnung des deutschen Friedensangebots vom 12. Dezember 1916 verlor die Entente trotz ihrer vielfachen Überlegenheit an Zahl und Material an die Mittelmächte im ganzen über 430000 Gefangene und über 4000 Geschütze. Die ungeheuren wirtschaftlichen und militärischen Werte, die sich außerdem durch Besetzung weitester Strecken reichsten feindlichen Gebietes und Erbeutung ungeheurer Mengen Kriegsgerät ergeben, lassen sich in Zahlen nicht annähernd ausdrücken. Von Mitte Dezember 1916 bis Mitte Dezember 1917 wurden außerdem insgesamt 9196000 Brutto-Registertonnen versenkt.
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Der Verlauf der Waffenstillstandsverhandlungen mit Russland

Berlin, 10. Dezember. 
Über den Verlauf der Verhandlungen über die Waffenruhe an der Ostfront erfahren wir folgendes: 
Zu Beginn der Verhandlungen mit der im Standort des Hauptquartiers des Oberbefehlshabers Ost erschienenen russischen Delegation stellte sich beim Austausch der Vollmachten heraus, daß diese auf beiden Seiten lediglich dazu ermächtigten, über einen Waffenstillstand zu verhandeln, nicht aber über den Frieden. Die russische Delegation schlug vor, einen allgemeinen Waffenstillstand für alle Heere und auf allen Fronten zu vereinbaren. Hierauf konnte unserseits nicht eingegangen werden, da die Bundesgenossen Rußlands weder vertreten waren noch den russischen Delegierten Vollmachten erteilt hatten, in ihrem Namen zu sprechen.
Wir kamen daher überein, die Verhandlungen auf den Abschluß eines Waffenstillstandes zwischen den Armeen der Verbündeten und dem russischen Heere zu beschränken. Von russischer Seite ist hierbei ausdrücklich hervorgehoben worden, daß der abschließende Waffenstillstand den unmittelbaren Eintritt in Friedensverhandlungen zum Zwecke haben solle, und zwar über einen allgemeinen Frieden, zwischen allen Kriegführenden. Hiervon haben die Bevollmächtigten der Verbündeten mit Befriedigung Kenntnis genommen. Sogleich in die Erörterung von Friedensfragen einzutreten, war schon deswegen nicht möglich, da die beiderseitigen Vollmachten hierzu nicht ausreichten.
Am 2. Sitzungstage teilten die russischen Delegierten uns ihre Vorschläge für den Waffenstillstand mit. Diese Bedingungen gingen für ihre militärische Lage zum Teil ganz erstaunlich weit.
Die Russen verlangten beispielsweise die Räumung der Inseln im Rigaischen Meerbusen, ohne ihrerseits die Zurückziehung ihrer Truppen an irgendeiner Stelle der Front anzubieten. Ferner wollten sie uns vorschreiben, für die ganze Dauer eines ihrerseits auf 6 Monate vorgesehenen Waffenstillstandes unsere Truppen in den Schützengräben der Ostfront zu belassen.
Nicht einmal deren Zurückverlegung in Ruhequartiere sollte gestattet sein. Auf solche Bedingungen konnten wir uns natürlich nicht einlassen. Bei der Besprechung der einzelnen Punkte stellte sich dann aber heraus, daß in allen außer in einer Frage eine Einigung leicht zu erzielen war. Der einzige Punkt, für den wir keine Lösung fanden, war die Frage der Inseln im Rigaischen Meerbusen, deren Räumung natürlich außerhalb jeder Diskussion steht.
Wie leicht an sich eine Einigung zu erzielen war, zeigte sich in dem Augenblicke, als die russischen Delegierten erklärten, weitere Instruktionen aus Petersburg einholen zu müssen; denn wir haben daraufhin in kürzester Zeit und ohne auf ernstliche Schwierigkeiten zu stoßen, eine Einigung über die Bedingungen der jetzt eingetretenen zehntägigen Waffenruhe erzielt. In dieser kurzfristigen Abmachung dürfen wir ein gutes Vorzeichen für die Zukunft erblicken.
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Wien, 10. Dezember.
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz:
Die Verbündeten haben mit den zwischen Dnjestr und Donaumündung stehenden russischen und rumänischen Armeen der russischen Front Waffenstillstand geschlossen.
Italienischer Kriegsschauplatz:
An der Piavemündung entrissen Sturmtruppen des Honved-Infanterieregiments Nr. 32 dem Feind den Brückenkopf von Bressanin; es wurden 6 italienische Offiziere und 228 Mann gefangengenommen und 10 Maschinengewehre erbeutet.

  Der Chef des Generalstabes.

 

Blick über Jerusalem
Blick über Jerusalem

Der türkische Heeresbericht:

Jerusalem von den Türken geräumt

Konstantinopel, 10. Dezember.
Sinai-Front: Bei den gemeldeten erneuten Kämpfen westlich von Jerusalem gelang es dem Gegner, seinen Angriff näher an die Stadt heranzutragen. Wir verlegten darauf unsere westlich und südlich der Stadt gelegenen Truppen auf die Ostseite der Stadt.

London, 10. Dezember. (Reuter.)
Im Unterhause teilte Bonar Law mit, dass Jerusalem, nachdem es umzingelt worden war, sich ergeben hat.
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Türkei 1917

 

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 7
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

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