Der Weltkrieg am 29. Januar 1918

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Die italienischen Angriffe zwischen Asiago und Brenta gescheitert - Luftangriff auf London

Großes Hauptquartier, 29. Januar. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: 
An verschiedenen Stellen der Front Artillerietätigkeit. 
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz: 
In der Champagne entwickelten sich lebhafte örtliche Kämpfe. Beiderseits der Straße St. Hilaire – St. Souplet scheiterten am Morgen kleinere französische Angriffsunternehmungen. Unsere Stellungen zwischen den von Somme-Py und Ripont nach Südosten führenden Straßen lagen am frühen Nachmittage unter heftigstem feindlichen Feuer. Unter seinem Schutz stieß französische Infanterie mit Flammenwerfern zu starken Erkundungen gegen mehrere Stellen der Front vor. Mit schweren Verlusten wurde sie zum Teil vor unseren Hindernissen, zum Teil im Nahkampf zurückgeworfen. Einige Gefangene blieben in unserer Hand. Mehrere Flammenwerfer wurden erbeutet. 
Rege Fliegertätigkeit führte zu zahlreichen Luftkämpfen. Wir schossen gestern 13 feindliche Flugzeuge und 1. Fesselballon ab. 
London und Sheerneß wurden erfolgreich mit Bomben beworfen. 
Französische Flieger setzten ihre Angriffe gegen unsere Lazarette fort. Während im Monat Dezember die Lazarettanlagen von Rethel mehrfach Ziel ihrer Bombenabwürfe waren, griffen sie in den letzten Tagen die Anlagen von Labry (östlich von Conflans) an. 
Italienische Front: 
Auf der Hochfläche der Sieben Gemeinden ist von neuem heftiger Kampf entbrannt; die Italiener griffen gestern in den Abschnitten östlich von Asiago bis zur Brenta mit starken Kräften an. Am Monte Sisemol und westlich brach ihr Angriff vor den österreichisch-ungarischen Stellungen meist schon im Feuer zusammen; der Monte di Val Bella, auf dem sie vorübergehend Fuß fassen konnten, wurde ihnen im Gegenstoß wieder entrissen. Ebenso warfen unsere Verbündeten den im Gebiet des Col del Rosso sowie zwischen der Frenzelaschlucht und der Brenta anstürmenden Feind nach schweren Kämpfen zurück. Wiederholte Versuche des Feindes, örtliche Einbruchsstellen durch Einsatz seiner Reserven zu erweitern, scheiterten unter blutigen Verlusten. 10 Offiziere und 350 Mann wurden gefangen. 
Eines unserer Bombengeschwader warf in der Nacht vom 26.-27. Januar mit guter Wirkung 21000 Kilogramm Bomben auf Castelfranco, Treviso und Mestre. Große Brände waren weithin sichtbar.
Von den anderen Kriegsschauplätzen nichts Neues.

Der Erste Generalquartiermeister
   Ludendorff.
1)

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Wien, 29. Januar. 
Amtlich wird verlautbart:
Auf der Hochfläche von Asiago ging der Italiener gestern nach dreitägiger Artillerievorbereitung zum Infanterieangriff über, der zu schweren Kämpfen um den Col del Rosso und den Monte di Val Bella führte. Dank der zähen Ausdauer der tapferen Verteidiger blieben beide Höhen nach wechselvollem Ringen mit dem an Zahl stark überlegenen Gegner in unserem Besitz. Örtliche Einbruchstellen vermochte der Feind nicht zu erweitern. Im Westteil der Hochfläche brachen die italienischen Angriffe bereits in unserem Abwehrfeuer zusammen. Bisher wurden 10 Offiziere und 350 Mann gefangen eingebracht.

Der Chef des Generalstabes. 1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Zwei englische U-Boote vernichtet

Konstantinopel, 29. Januar. 
An den Dardanellen wurde durch Geschützfeuer der Dardanellenbatterien das englische Unterseeboot "E 14" bei Kum Kale versenkt. 7 Mann wurden gerettet. Einem zweiten englischen Unterseeboot "E 82" wurde bei Nagara das Sehrohr abgeschossen und dann ein großer Ölfleck beobachtet, so daß auch dieses Boot mit ziemlicher Sicherheit als vernichtet gelten kann. Durch Maschinengewehrfeuer wurde ein englisches Wasserflugzeug (System Shore) bei Nagara zum Landen gezwungen. Die Besatzung ist gefangen, das Flugzeug unversehrt geborgen. 
An den übrigen Fronten ist die Lage unverändert.

 

Revolution in Finnland

Stockholm, 29. Januar. (Meldung der Petersburger Telegraphenagentur.)
In Finnland ist die Revolution des Proletariats ausgerufen worden. Der sozialdemokratische Ausschuß hat am Sonntag eine revolutionäre Erklärung veröffentlicht, in der er ankündigt, daß die Gewalt ausschließlich der Arbeiterklasse und ihren Organen gehöre. Der allgemeine Ausstand hat in Helsingfors am Montag begonnen. Der Hauptausschuß der Arbeiter hat den Belagerungszustand verhängt. Die Ordnung wird von der Roten Garde und Miliz aufrechterhalten, die staatlichen Einrichtungen befinden sich in den Händen der Roten Garde. Mitglieder der Weißen Garde und Senatoren sind verhaftet worden.
1)

 

Der 1. Weltkrieg im Januar 1918

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 7
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

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