Der Weltkrieg am 10. Mai 1918

DEUTSCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Artilleriekampf zwischen Yser und Oise

Großes Hauptquartier, 10. Mai. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
An den Kampffronten war die Artillerietätigkeit tagsüber nur im Gebiete des Kemmel, beiderseits des Lucebaches und auf dem Westufer der Avre lebhaft. Starker Feuersteigerung in diesen Abschnitten folgten feindliche Vorstöße. Bei ihrer Abwehr und bei reger Erkundungstätigkeit machten wir Gefangene. Am Abend und während der Nacht lebte der Artilleriekampf zwischen Yser und Oise vielfach auf. 
An der übrigen Front blieb die Gefechtstätigkeit auf Erkundungskämpfe beschränkt. 
Von den anderen Kriegsschauplätzen nichts Neues.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Angriffe bei Albert und Apremont abgewiesen

Berlin, 10. Mai, abends. (Amtlich.)
Ein englischer Teilangriff nördlich von Albert wurde abgewiesen. Ebenso scheiterte ein französischer Vorstoß im Walde von Apremont.
1)

 

Versenkte englische Schiffe vor Ostende
Versenkte englische Schiffe vor Ostende

Ein neuer Sperrangriff gegen Ostende vereitelt

Berlin, 10. Mai. (Amtlich.)
Englische Seestreitkräfte unternahmen am 10. Mai, 3 Uhr morgens, nach heftiger Beschießung erneut einen Sperrangriff gegen Ostende. Mehrere feindliche Schiffe, die unter dem Schutze künstlichen Nebels in den Hafen eindringen wollten, wurden durch das vortrefflich geleitete Feuer unserer Küstenbatterien abgewiesen. Ein alter Kreuzer liegt gänzlich zusammengeschossen außerhalb des Fahrwassers vor dem Hafen auf dem Grund. Die Einfahrt ist völlig ungehindert. An Bord des gestrandeten Schiffes wurden nur noch Tote vorgefunden, zwei Überlebende waren über Bord gesprungen und sind gefangen. Nach bisherigen Ermittelungen wurden mindestens zwei feindliche Motorboote abgeschossen, ein Monitor schwer beschädigt. Der Sperrversuch ist somit völlig vereitelt. Abermals hat der Gegner Menschenleben und Fahrzeuge umsonst geopfert.

Der Chef des Admiralstabes der Marine. 1)

 

Der gescheiterte englische Angriff gegen Ostende

Berlin, 10. Mai. (Amtlich.)
Der zweite Versuch der Engländer, an die ihnen mit jedem Tage unbequemer werdenden flandrischen U-Boots-Stützpunkte heranzukommen, traf unser Marinekorps ebenso vorbereitet, wie der erste. Es war vorauszusehen, daß die englische Admiralität es bei einem Versuche nicht bewenden lassen würde. Die Gründe warum diesmal nur ein Angriff gegen Ostende erfolgte, sind im Augenblick noch nicht zu übersehen. Zwar wurde vor Zeebrügge gleichzeitig mit dem Angriff gegen Ostende starker künstlicher Nebel von den Engländern entwickelt, jedoch geschah dies offenbar nur zur Ablenkung. Der Feind eröffnete am Morgen des 10. Mai um 2 Uhr 45 Minuten von See und Land aus das Feuer auf unsere Batterien bei Ostende, einige Minuten Später wurde ein starker künstlicher Nebel erzeugt. Als zwei Minuten nach 3 Uhr östlich Ostende zwei Kreuzer in dem Nebel gesichtet wurden, setzte sofort von unseren schweren Batterien gutliegendes Zielfeuer ein, nachdem schon vorher Sperrfeuer vor die Einfahrt gelegt war. Der eine Kreuzer drehte nach Westen ab, der andere nach Norden. Letzterer wurde dann wiederholt im Nebel wieder erkennbar und jedesmal von neuem beschossen. Um 3,34 tauchte er nochmals vor der Einfahrt auf und sank, von allen Seiten unter schweres Feuer genommen, außerhalb des Fahrwassers. Inzwischen waren von unseren Batterien vereinzelt erkennbare Ziele auf See beschossen. Ein stilliegender und nicht feuernder Monitor, der offenbar außer Gefecht gesetzt war, um 4 Uhr 13 Minuten ausgemacht, er wurde aber gleich darauf vom Feinde wieder völlig eingenebelt. Der gestrandete Kreuzer ist nach aufgefundenen Papieren der "Vindictive". - Unsere eigenen Verluste sind, wie bei dem ersten Unternehmen, wieder erfreulich gering.
1)

 

Die englische Darstellung

London, 10. Mai.
Die Admiralität teilt mit, daß die Operation, die bezweckte, die Häfen von Ostende und Zeebrügge zu schließen, gestern abend, als der veraltete Kreuzer "Vindictive" zwischen den Piers und quer über den Eingang des Ostender Hafens versenkt wurde, mit Erfolg beendet ist. Nach dem Angriff auf Zeebrügge am 23. April würde die "Vindictive" mit Zement gefüllt und als Blockierungsschiff für diesen Zweck ausgestattet.
Unsere leichten Seestreitkräfte kehrten mit Verlust eines Motorboots, das beschädigt und auf Befehl des Vizeadmirals, der es nicht in Feindeshand fallen lassen wollte, versenkt wurde, nach der Basis zurück. Unsere Verluste sind gering.
1)

 

Deutsch-rumänischer rechtspolitischer Zusatzvertrag

Berlin, 10. Mai.
Um die Herstellung der öffentlichen und privaten Rechtsbeziehungen, den Ersatz von Kriegs- und Zivilschäden, den Austausch der Kriegsgefangenen und Zivilinternierten und den Erlaß von Amnestien zu regeln, haben die Friedensbevollmächtigten einen rechtspolitischen Zusatzvertrag zu dem Friedensvertrage abgeschlossen, dessen Bestimmungen heute veröffentlicht worden sind.
1)

 

Kriegserklärung Guatemalas

Berlin, 10. Mai.
Die spanische Regierung hat dem Auswärtigen Amt mitgeteilt, daß die Regierung von Guatemala nach einem Dekret vom 30. April sich dem Kriegszustande, wie er zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und der deutschen Regierung bestehe, anschließe.
1)

 

Der 1. Weltkrieg im Mai 1918

ZURÜCK   HAUPTSEITE   WEITER

 

Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 7
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

© 2005 stahlgewitter.com