Der Weltkrieg am 16. Mai 1918

DEUTSCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

33 gegnerische Flugzeuge abgeschossen

Großes Hauptquartier, 16. Mai. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Nach Abschluß der gestrigen Infanteriegefechte nördlich vom Kemmel, in denen wir die Franzosen aus örtlicher Einbruchsstelle wieder zurückwarfen, flaute der Artilleriekampf im Kemmelgebiet ab. Auch an den anderen Kampffronten ließ die Artillerietätigkeit nach. Heftige Feuerüberfälle dauerten gegen unsere Infanterie- und Artilleriestellungen beiderseits des La Bassée-Kanals sowie zwischen Somme und Avre. Auf dem Westufer der Avre stieß der Feind gestern früh in dem Senecatwalde mit starken Kräften vor. Unter schweren Verlusten wurde er zurückgeschlagen. 
An der übrigen Front kleinere Vorfeldkämpfe. 
Starker Fliegereinsatz an den Kampffronten führte zu zahlreichen Luftkämpfen. Wir schossen 33 feindliche Flugzeuge ab; 14 von ihnen brachte wiederum das früher von Rittmeister Freiherr v. Richthofen geführte Jagdgeschwader zum Absturz. Leutnant Windisch errang seinen 20. Luftsieg. 
Von den anderen Kriegsschauplätzen nichts Neues.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Herabsetzung der Brotration

160 Gramm tägliche Mehlmenge vom 16. Juni ab

Berlin, 16. Mai.
Das Kriegsernährungsamt teilt amtlich mit:
Die Entwicklung der Getreidezufuhren aus der Ukraine gestattet es leider nicht, unsere Brotgetreideversorgung in den letzten Monaten des Erntejahres auf diese unsicheren, im voraus nicht genau zu übersehenden Einkünfte zu gründen. Wir sind daher, wenn wir sicher gehen wollen, für den Rest des Wirtschaftsjahres in der Hauptsache auf die Deckung aus deutschem Inlandsvorrat angewiesen. Die zur Verfügung stehenden knappen Vorräte machen eine Einschränkung des Verbrauchs notwendig. Demgemäß hat das Kuratorium der Reichsgetreidestelle in seiner Sitzung am 11. d. M. unter Zustimmung des Direktoriums mit Wirkung vom 16. Juni d. J. ab folgendes beschlossen:
Die tägliche Mehlmenge wird für die Verfügungsberechtigten von 200 auf 160 Gramm herabgesetzt. Die bisherigen Zulagen an Schwer- und Schwerstarbeiter bleiben bestehen. Die vom Selbstversorger zu verbrauchende Getreidemenge, die bereits mit Wirkung vom 1. April herabgesetzt ist, erfährt keine weitere Änderung. Die Wiederherstellung der alten Ration wird erfolgen, sobald genügend Zufuhren aus der Ukraine in den Händen der Reichsgetreidestelle sind, spätestens aber, wenn der Frühdrusch aus der heimischen Ernte 1918 die Bestände der Reichsgetreidestelle aufgefüllt hat.
Für den Ausfall an Mehl wie im vergangenen Jahre Ersatz in Fleisch zu geben, ist diesmal ausgeschlossen. Nach der starken Verringerung unserer Schweinebestände bewirkt die jetzige Fleischration bereits einen derart erheblichen Eingriff in unseren Rindviehstapel, daß eine weitere Inanspruchnahme die Milch- und Fettversorgung auf das schwerste gefährden würde.
Ein Ersatz wird jedoch durch reichlichere Ausgabe von Zucker gewährt werden, ebenso wird die Verteilung von Nährmitteln in den Wochen der Brotkürzung eine Verstärkung erfahren.
1)

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 16. Mai. 
Mazedonische Front: 
Nördlich Bitolia lebhafte Feuertätigkeit auf beiden Seiten. In Gegend der Moglena versuchten feindliche Sturmgruppen nach Artillerievorbereitung gegen unsere Posten bei Kukurne vorzugehen. Sie wurden zurückgeschlagen und erlitten schwere Verluste. Östlich des Wardar bei den Dörfern Matschukovo und Krastali zersprengten wir englische Erkundungsgruppen; südlich Dojran nahm das feindliche Artilleriefeuer an Stärke zu.

 

Baku von den Bolschewiki zurückerobert

Konstantinopel, 16. Mai.
Die Telegraphenagentur Milli erfährt:
Nach den letzten Nachrichten haben die Bolschewiki in der Gegend von Baku aus Turkestan und Astrachan Verstärkungen erhalten, die auf russischen Kanonenbooten über das Kaspische Meer gekommen waren. Nach Eintreffen dieser Verstärkungen gingen die Bolschewikibanden zum Angriff über, in dessen Verlaufe die Muselmanen trotz heftigen Widerstandes wegen Mangels an Verteidigungsmitteln die Stadt Baku verloren, die nicht gehalten werden konnte, wiewohl Muselmanen aus Daghestan und Georgien zur Hilfeleistung herbeigeeilt waren, weil den Verteidigern die Patronen ausgegangen waren und es ihnen überdies an Verteidigungsmitteln mangelte.
Die Bolschewiki setzten den Angriff in heftiger Weise fort.
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Der 1. Weltkrieg im Mai 1918

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 7
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

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