Der Weltkrieg am 6. Juni 1918

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Seit dem 27. Mai über 55000 Gefangene 

Großes Hauptquartier, 6. Juni. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: 
Artillerietätigkeit wechselnder Stärke. Mehrfach brachten Erkundungsgefechte Gefangene ein. 
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz: 
An der Schlachtfront ist die Lage unverändert. Örtliche Kampfhandlungen westlich von Pontoise, nördlich der Aisne und am Savieresgrunde brachten uns in den Besitz feindlicher Erdwerke und Gräben. Der Artilleriekampf war vielfach lebhaft. Château-Thierry lag unter anhaltendem Zerstörungsfeuer der Franzosen. Die Beute der Heeresgruppe Deutscher Kronprinz seit 27. Mai beträgt nach bisherigen Feststellungen: Mehr als 55000 Gefangene, darunter über 1500 Offiziere; mehr als 650 Geschütze und weit über 2000 Maschinengewehre. 
In den beiden letzten Tagen wurden 46 feindliche Flugzeuge und 4 Fesselballone zum Absturz gebracht. Jagdgeschwader Richthofen schoß gestern 15 feindliche Flugzeuge ab. Hauptmann Berthold und Leutnant Menkhoff errangen ihren 31., Leutnant Löwenhardt seinen 27., Leutnant Udet seinen 26., Leutnant Kirstein seinen 21. und 22. Luftsieg.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
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Kämpfe bei Château-Thierry und an der Ardre

Berlin, 6. Juni, abends. (Amtlich.)
An der Schlachtfront örtliche Kämpfe nordwestlich von Chateau-Thierry und an der Ardre.
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Erfolge deutscher U-Boote an der amerikanischen Küste

Sperrung des New Yorker Hafens - Fünfzehn amerikanische Schiffe, darunter zwei Dampfer versenkt - Zwei U-Boote gesichtet

Amsterdam, 6. Juni.
Nach einer Reuter-Meldung aus Washington empfing das amerikanische Marineministerium den amtlichen Bericht, daß in der Nähe der amerikanischen Küste ein Dampfer und drei Schoner in den Grund gebohrt worden sind. Wie aus New York weiter gemeldet wird, handelt es sich bei dem Angriff auf die amerikanischen Schiffe um zwei deutsche U-Boote. Man nimmt an, daß die Schiffe in der Nähe der Küste von New England und New Jersey versenkt worden sind. Man schätzt in New York, Reuter zufolge, daß seit dem 25. Mai ungefähr 15 amerikanische Schiffe, darunter zwei Dampfer, von deutschen U-Booten an der nordamerikanischen Küste versenkt worden sind. Der größte Dampfer, die "Carolina", die nach Portorico unterwegs war, wurde 125 Meilen südwestlich von Sandy Hook angegriffen. Die "Carolina" telegraphierte am Abend des 2. Juni, daß sie von einem U-Boot angegriffen worden sei. Ein zweiter Funkspruch meldete, daß sie beschossen würde und die Passagiere sich in die Rettungsboote begeben hätten. An Bord der "Carolina" befanden sich 220 Passagiere und 120 Mann Besatzung, von denen 58 vermißt werden. 16 von ihnen ertranken infolge Umschlagen eines Rettungsbootes. Die übrigen sind gerettet. Der Dampfer "Texel", der mit einer Ladung von Portorico auf dem Wege nach New York war, wurde am Sonntag, 60 Meilen von der Küste entfernt, versenkt. Das U-Boot gab drei Schüsse ab. Der deutsche U-Boots-Kommandant begab sich an Bord und befahl der Mannschaft, das Schiff zu verlassen. Darauf legte er an Bord des Schiffes eine Bombe und ließ es in die Luft fliegen. Die aus 36 Köpfen bestehende Bemannung landete später in Rettungsbooten in Atlantic City. Der Kapitän des Schoners "Edward H. Cole" berichtet, daß sein Schiff am Montag abend von einem feindlichen U-Boot, das ungefähr eine Länge von 250 Fuß hatte, mit zwei großen und einem kleinen Geschütz bewaffnet war, angegriffen wurde. Der Kommandant sah deutlich das Periskop eines zweiten deutschen U-Bootes, das einen amerikanischen Dampfer verfolgte. Der Dampfer fuhr mit voller Kraft. Die Besatzung der "Cole" wurde von einem Hilfskreuzer aufgenommen, der ebenfalls später von einem U-Boot verfolgt wurde. Das Kriegsschiff konnte jedoch noch den nächsten Hafen erreichen. Auf den ersten Bericht über den Angriff deutscher U-Boote hin wurden sofort amerikanische U-Boot-Jäger und andere Kriegsschiffe längs der Küste ausgesandt. Die englische Presse erfährt aus New York, daß der New Yorker Hafen wegen der U-Boot-Gefahr gesperrt worden ist.

Reuter meldet vom 3. Juni aus New York:
Nach den letzten Berichten sind drei amerikanische Schoner torpediert worden. Ein Torpedojäger meldet, daß er bei einem U-Boot-Angriff auf einen Dampfer am Dienstag um 9 Uhr 30 Minuten ebenfalls angegriffen wurde. Fünfzehn Mann der Besatzung der drei Schiffe, die eine Zeitlang als Gefangene an Bord des U-Bootes gehalten wurden, sind von einem amerikanischen Dampfer, auf den sie von dem U-Boot-Kommandanten gesetzt wurden, in einen Hafen in der Nähe der Stelle, an der die Versenkung erfolgte, gebracht worden.
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Wien, 6. Juni. 
Amtlich wird verlautbart:
An der Tiroler und Piavefront andauernde Artilleriekämpfe.

 Der Chef des Generalstabes.

 

Der 1. Weltkrieg im Juni 1918

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 8
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

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