Der Weltkrieg am 2. August 1918

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

FRANZÖSISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Die Schlacht bei Fère-en-Tardenois

Deutsche Kampfflieger: Hauptmann Berthold
Hauptmann Berthold

Großes Hauptquartier, 2. August.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
Die Artillerietätigkeit lebte am Abend vielfach auf. Rege Erkundungstätigkeit während der Nacht.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
Zwischen Soissons und Fère-en-Tardenois setzte der Feind gestern seine vergeblichen Angriffe fort. Nach ihrer Abwehr und nach Aufräumung des gestrigen Schlachtfeldes haben wir während der Nacht in der großen Nachhutschlacht unsere Bewegungen plangemäß fortgesetzt.
Starker Artilleriekampf ging den feindlichen Angriffen voraus, die sich am Vormittage gegen unsere Front beiderseits von Villemontoire richteten und sich am Nachmittage bis südlich von Hartennes ausdehnten, sie wurden vor unseren Linien teilweise im Nahkampf abgewiesen. Ohne jeden Geländegewinn hat der Feind hier wiederum einen vollen Mißerfolg erlitten. Unter Einsatz stärkster Kräfte griffen englische und französische Divisionen am frühen Morgen aus der Linie nördlich von Grand Pozoy - Fère-en-Tardenois an. Beiderseits von Beugneux konnten ihre Panzerwagen über unser vordere Linie hinaus die Höhen nördlich des Ortes gewinnen. Hier schoß unsere Artillerie sie zusammen. Nach erbittertem Kampf wurden auch die Infanterieangriffe des Feindes an den Nordhängen der Höhen zum Scheitern gebracht. Auch am Nachmittage erneuerte feindliche Angriffe wurden hier blutig abgewiesen. Zwischen Cramaille und Fère-en-Tardenois brachen die ebenfalls sehr starken Infanterie- und Panzerwagenangriffe des Feindes bereits vor unseren Linien zusammen. Starkem feindlichen Feuer zwischen Fère-en-Tardenois und dem Meunièr-Walde folgten Infanterieangriffe nördlich von Cierges , sie wurden abgewiesen.
An der übrigen Kampffront herrschte Ruhe.
In der Champagne erfolgreiche Vorfeldkämpfe südlich vom Fichtelberge und östlich der Suippes. Nordwestlich von Perthes drängten wir im örtlichen Vorstoß den Feind aus seinen vorderen Linien zurück und wiesen nördlich von Le Mesnil Teilangriffe des Feindes ab.
Heeresgruppen Gallwitz und Herzog Albrecht:
Erfolgreiche Infanteriegefechte westlich der Mosel und an der Aisne.
Wir schossen gestern 14 feindliche Flugzeuge und 4 Fesselballone ab.
Hauptmann Berthold errang seinen 40. Luftsieg. Unsere Bombenflieger waren während der Nacht sehr tätig und vernichteten unter anderem ein großes französisches Munitionslager nördlich von Chalons.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Lockere Gefechtsfühlung

Berlin, 2. August, abends. (Amtlich.)
An der Kampffront lockere Gefechtsfühlung mit dem Feinde.
1)

 

Rücktritt des Chefs des Admiralstabes v. Holtzendorff

Admiral Scheer
Admiral Scheer

Berlin, 2. August.
Wie wir hören, hat der Chef des Admiralstabes, Admiral v. Holtzendorff, sich aus Gesundheitsrücksichten genötigt gesehen, den Kaiser um seinen Abschied zu bitten. Als Nachfolger ist der Chef der Hochseestreitkräfte, Admiral Scheer, ausersehen.
1)

 

Der Geländeverlust der Entente seit Kriegsbeginn

Berlin, 2. August.
Die Mittelmächte haben seit Kriegsbeginn 770000 Quadratkilometer feindlichen Landes besetzt, d. h. etwa das eineinhalbfache Gebiet des gesamten Deutschen Reiches. Der Geländegewinn hat sich im letzten Kriegsjahre um über 220 000 Quadratkilometer erhöht. Nicht eingerechnet ist hierin das durch die deutsche Waffenhilfe befreite Gebiet der russischen Randvölker mit 851000 Quadratkilometern.
Allein im Osten fielen durch die Operationen bei Tarnopol, Riga, Ösel und den Vormarsch im Februar-März 1918, soweit dieser nicht Gebiete der Randvölker betraf, über 178000 Quadratkilometer russischen Bodens in die Hände der Verbündeten. In Italien befreite die 12. Isonzo-Schlacht im Oktober-November 1917 2211 Quadratkilometer Österreichs vom Feinde und nahm diesem außerdem zwei blühende Provinzen mit über 12200 Quadratkilometern Flächeninhalts ab. Bei der deutschen Westoffensive 1918 sind ca. 6200 Quadratkilometer in Frankreich und 198 Quadratkilometer in Belgien neu besetzt.
Im einzelnen haben die Staaten des Vielverbandes an ihre Gegner verloren: Belgien 29178, Frankreich 25400, Italien 14558, Rußland 478706, Rumänien 100000, Serbien 85687, Montenegro 14180 und Albanien etwa 17000 Quadratkilometer.
Diesem Geländegewinn von etwa 770000 Quadratkilometern stehen nur 2039 auf seiten des Verbandes gegenüber.
1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Feindliche Stützpunkte in Albanien erstürmt

Wien, 2. August.
Amtlich wird verlautbart:
Italienischer Kriegsschauplatz:
Geschütztätigkeit an vielen Stellen andauernd rege. In den Judikarien bei Bezecca, südwestlich von Asiago und südlich von Quero wurden italienische Erkundungen vereitelt.
Albanien:
Beiderseits des Semeniknies vordringende Truppen des Generalobersten Freiherrn v. Pflanzer-Baltin gelangten in der Verfolgung bis glatt an die Linie Fieri-Berat. Weiter östlich, im oberen Devolitale und auf den dieses begleitenden Höhen stießen unsere tapferen Bataillone auf heftigen Widerstand. Mehrere Stützpunkte wurden im Sturm genommen. Der Feind weicht nun auch hier zurück.
In den Kämpfen der letzten Tage hat sich das bosnisch-herzegowinische Feldjägerbataillon Nr. 3 besonders ausgezeichnet. Unter den anderen braven Truppen heben die bisherigen Meldungen das bosnisch-herzegowinische Jägerbataillon Nr. 2 und Abteilungen der Regimenter bosnisch 7, österreichischer Landsturm 32, ungarischer Landsturm 4, sowie Bataillone der Gebirgsartillerieregimenter 5 und 13 hervor.

  Der Chef des Generalstabes. 1)

 

Der französische Heeresbericht:

2. August.
Die seit zwei Tagen durch unsere Truppen und die alliierten Einheiten geführten Angriffe haben auf der Front nördlich der Marne vollen Erfolg gehabt. Auf der ganzen Linie überrannt, mußten die Deutschen alle ihre Widerstandsstellungen aufgeben, die sie zwischen Fère-en-Tardenois und Ville-en-Tardenois bezogen hatten, und mußten einen beschleunigten Rückzug antreten. Auf unserm linken Flügel sind unsere Truppen in Soissons einmarschiert. Weiter südlich haben sie die Crise aus ihrem ganzen Lauf überschritten. Im Zentrum, weit nördlich des Ourcq vordringend, haben wir Arcy-St. Restitue überschritten und sind in den Dole-Wald eingedrungen. Weiter östlich fiel Coulonges, 4 km östlich des Meunier-Waldes, in unsere Hände. Auf unserm rechten Flügel sind Villers-Agron und Ville-en-Tardenois in unserem Besitz.

 

Der 1. Weltkrieg im August 1918

ZURÜCK   HAUPTSEITE   WEITER

 

Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 8
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

© 2005 stahlgewitter.com