Zusammenfassende Berichte aus dem deutschen Großen Hauptquartier. Der Bericht vom 29. Juli 1915: Unter
geschickter Ausnutzung des unwegsamen Argonnen-Waldgebirges war es den
Franzosen Ende September 1914 gelungen, starke Kräfte wie einen Keil
zwischen die westlich und östlich der Argonnen kämpfenden deutschen
Truppen zu treiben. Gleichzeitig von Montblainville und Varennes aus östlicher
Richtung und von Nordwesten über Binarville drangen die Deutschen
in die Wälder ein. Den geringsten Widerstand fanden die Teile, die
an der Straße Varennes - Le Four de Paris durch die Osthälfte
der Argonnen vorgingen. Hier gelang es schnei, die Franzosen bis an das
Tal der Biesme bei Four de Paris zurückzuwerfen. Um den Rest des
Keils in den westlichen Argonnen zu beseitigen. mußte die über
das Moreautal - Bagatelle-Pavillon - St.-Hubert-Pavillon vorgebogene Stellung
eingedrückt werden. Die beiden genannten Pavillons wurden nach einigen
Tagen weggenommen. Dann aber kostete es Wochen und Monate der erbittertsten
und blutigsten Nahkämpfe, um die Franzosen Schritt für Schritt
und Graben für Graben zurückzudrängen. Es vergingen in
den Wintermonaten 1914/15 keine acht Tage, ohne daß irgendwo dem
Feind ein Graben, ein Blockhaus oder ein Stützpunkt entrissen wurde,
bald von kleinen Pionier- und Infanterieabteilungen, bald von größeren
Verbänden bis zu Brigaden und Divisionen. Während die Franzosen
sich mit zäher, unermüdlicher Widerstandskraft immer wieder
an jedes kleine Grabenstück und Postenloch klammerten, benutzten
sie die so gewonnene Zeit, um sich hinter ihrer Front als neuen Rückhalt
eine Reihe von Stützpunkten zu schaffen, die sie mit allen Mitteln
moderner Feldbefestigungskunst ausbauten. Im Dezember 1914 hatten die
von Osten vordringenden Truppen den Rand des tief eingeschnittenen Charmebachtales
erreicht. Bald darauf, am 29.Januar 1915, stürmten württembergische
Regimenter drei starke hintereinander liegende französische Stellungen
südlich des Moreautales. So waren die Deutschen von beiden Seiten
vor der Linie der neuen feindlichen Befestigungen angekommen. Auf dem
Höhenrücken, der sich aus der Gegend des Bagatellepavillons
nach Westen über den Argonnenrand bis nach Servon hinzieht, lagen
die befestigten Werke Labordère, Martin, Central, Cimetière
und Bagatelle. Nach Südosten zweigt sich von diesem Höhenzug
die sog. Eselsnase ab, auf deren Rücken die Franzosen ebenfalls außerordentlich
starke, etagenförmig angeordnete Stellungen ausgebaut hatten, die
in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Bagatellewerk standen. Nach Osten
und Südosten fallen die steilen Hänge der Efelsnase in das tief
eingeschnittene Charmebachtal ab. Auch östlich von dieser Schlucht
saßen die Franzosen noch in einigen zähe verteidigten Stützpunkten,
genannt "Storchennest", "Rheinbabenhöhe" und
"St.-Hubert-Rücken". Ein Blick auf die Karte zeigt, welchen
Wert für die Deutschen die Wegnahme der feindlichen Anlagen haben
mußte. Wurden doch dann die Franzosen ihrer überhöhenden,
von der natürlichen Bodengestaltung zu Festungen geschaffenen Stellungen
beraubt und auf die in das Biesmetal abfallenden Berghänge in eine
erheblich ungünstigere Lage zurückgedrängt. |
Der Bericht vom 30. Juli 1915: An
der von Binarville nach Vienne-le-Château führenden Straße
ist das Gelände übersichtlich, der Wald ist ziemlich licht und
zudem im Laufe der Zeit derartig zerschossen, daß hier die in drei
Terrassen übereinander liegenden französischen Gräben deutlich
zu sehen sind. Der vorderste Graben war etwa 100 Schritt von der deutschen
Stellung entfernt. Weiter nach Osten wird der Wald außerordentlich
dicht, Dorngestrüpp und dickes Unterholz bedecken den Boden. Man
kann kaum zehn Schritte weit sehen. Die deutsche und französische
Kampfstellung war hier durch ein kleines Tal getrennt, dessen Sohle nicht
einzusehen war. Auf der ganzen Front dieses Abschnittes hatten Patrouillen
festgestellt, daß die Franzosen im Talgrund ein 30 Meter breites
Hindernis angebracht hatten, bestehend aus einem Gewirr von Stacheldraht,
einer Wand aus Drahtmaschen und einem breiten Wassergraben. Jenseits dieses
Hindernisses auf halbem Hang befand sich im dichten Unterholz die französische
Hauptstellung, mehrere hintereinander liegende Gräben mit starken
Eindeckungen, Blockhäusern und Maschinengewehrständen. Außerdem
hatte der Feind diesseits des Drahthindernisses in Postenlöchern
und einzelnen Sappenköpfen kleinere Abteilungen bis nahe an die deutsche
Stellung vorgeschoben. |
Der Bericht vom 3. August 1915: In
den Tagen vom 21. bis 29. Juni 1915 machten die Franzosen fast täglich
Versuche zur Wiedereroberung ihrer Stellungen. Sie überschütteten
die deutschen Truppen in den neu eroberten Gräben Tag und Nacht mit
einem Hagel von Granaten und Minen, setzten ihre Infanterie immer wieder
zum Gegenangriff an, übergossen am 28. und 29. Juni mehrere unserer
Gräben mit einer brennenden, ätzenden Flüssigkeit, alles
vergebens; die am 20. Juni gewonnenen Stellungen blieben fest in der Hand
der Deutschen. |
Berichte aus dem deutschen Großen Hauptquartier 1914-1918
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