Der Weltkrieg am 26. Oktober 1914

DEUTSCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Das englische Geschwader von der belgischen Küste vertrieben

Großes Hauptquartier, 26. Oktober, vormittags.
Westlich des Yserkanals, zwischen Nieuport und Dixmuiden, welche Orte noch vom Feinde gehalten werden, griffen unsere Truppen den sich dort noch hartnäckig wehrenden Feind an. Das am Kampf sich beteiligende englische Geschwader wurde durch schweres Artilleriefeuer zum Rückzuge gezwungen. Drei Schiffe erhielten Volltreffer. Das ganze Geschwader hielt sich darauf am 25. nachmittags außer Sehweite. Bei Ypern steht der Kampf; südwestlich Ypern sowie westlich und südwestlich Lille machten unsere Truppen im Angriff gute Fortschritte. In erbittertem Häuserkampf erlitten die Engländer große Verluste und ließen über 500 Gefangene in unseren Händen. Nördlich Arras brach ein heftiger französischer Angriff in unserem Feuer zusammen, der Feind hatte starke Verluste.
Auf dem östlichen Kriegsschauplatz schreitet unsere Offensive gegen Augustow vorwärts.
Bei Iwangorod steht der Kampf günstig, eine Entscheidung ist noch nicht gefallen.
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Erfolge der "Emden"

London, 26. Oktober (Priv.-Tel.)
Der "Daily Telegraph" meldet aus Kalkutta: Außer den fünf englischen Dampfschiffen, die der deutsche Kreuzer "Emden" zum Sinken gebracht hatte, erbeutete er auch noch die beiden Kohlenboote "Buresk" und "Oxford". Die Wirkung dieser letzten Taten der "Emden" macht sich selbst in den Handelskreisen Kalkuttas bemerkbar. Sämtliche amerikanische Bestellungen für indischen Hanf wurden zurückgezogen und man befürchtet, daß die Argentinier das gleiche tun werden. Es sei klar, daß, solange sie nicht von diesem Feinde befreit werden, der indische Handel die schweren Folgen zu tragen habe.
2)

 

Die Russen in Nordpersien

Konstantinopel, 26. Oktober (W. B.)
Wie persische Blatter melden, haben die Russen die Stadt Saudschbulak geräumt. Kavallerie, Infanterie und Artillerie sind nach Rußland zurückgekehrt; es blieben nur 30 Kosaken zurück. Die persische Bevölkerung habe eine ungeheure Freude über den Abmarsch der Russen kundgegeben. Die persischen Kanonen, die seit der Besetzung der Stadt durch die Russen vergraben waren, sind jetzt ausgegraben und in Stellung gebracht worden. (Saudschbulak liegt an der Grenze der persischen Provinzen Aserbeidschan und Kurdistan, etwa 50 Kilometer südlich vom Urmiasee; es ist der Hauptort einer der reichsten Bezirke Persiens)

Konstantinopel, 26. Oktober. (W. B.)
Wie ein hiesiges türkisches Blatt aus Teheraner Zeitungen entnimmt, herrscht in der ganzen Provinz Chorassan infolge der Grausamkeiten, die von den russischen Kosaken in verschiedenen Ortschaften und namentlich im Gebiete der Stadt Mesched, begangen worden sind, große Aufregung. Die Bevölkerung flüchtet nach Mesched. Die Kosaken weigerten sich sogar, den Ratschlägen des russischen Konsuls zu entsprechen. Ein in Teheran abgehaltener außerordentlicher Ministerrat hat beschlossen, in Petersburg Vorstellungen zu erheben und in Mesched eine Kommission einzusetzen, zu der der russische Konsul beigezogen werden soll. Da Mesched eine heilige Stadt der Perser ist, werden die russischen Grausamkeiten in ganz Persien Erregung zur Folge haben. Es wird hierdurch neben der Frage von Aserbaidschan als eine neue bedeutsame Frage die Chorassanfrage aufgeworfen werden.
2)

 

Der 1. Weltkrieg im Oktober 1914

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 1
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

2) "Frankfurter Zeitung" (1914)

 

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