Der Weltkrieg am 27. Oktober 1914

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Die Kämpfe am Yserkanal und der Weichsel

Großes Hauptquartier, 27. Oktober, vormittags.
Die Kämpfe am Abschnitt des Yser-Ypern-Kanals, bei Ypern und südwestlich von Lille werden mit gleicher Hartnäckigkeit fortgesetzt. Die deutschen Truppen haben auch gestern Fortschritte gemacht. Auf dem übrigen Teil der Kampffront im Westen haben sich wesentliche Ereignisse nicht zugetragen.
Westlich Augustow ist der Angriff der Deutschen in langsamem Fortschreiten.
Südwestlich Warschau sind alle Angriffe starker russischer Kräfte von unseren Truppen zurückgewiesen worden.
Nördlich Iwangorod haben neue russische Armeekorps die Weichsel überschritten.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Die Kämpfe in Flandern

Amsterdam, 27. Oktober. (Priv.-Tel.)
In einer Beschreibung, die der Korrespondent der "Times" von dem Geschehen in Belgien gibt, wird gemeldet, daß es den Deutschen durch einen Ausfall aus Westende gelungen ist, einen großen Komplex von Bauernhöfen an der Küste zu erobern, die den Namen Groote Bamburgh führen. Es war dies ein Schlag für die verbündeten Armeen, da diese Bauernhöfe eine Art Festung bilden. Wie gewöhnlich verfügten die Deutschen dabei über eine große Anzahl Maschinengewehre. Vom englischen Geschwader aus wurden sofort in aller Eile eine Anzahl Maschinengewehre in Nieuport ausgeschifft, um die Groote Bamburgh zu retten, aber sie kamen zu spät. Die Deutschen waren schon im Außenhafen und hatten ihre Maschinengewehre aufgestellt.

London, 27. Oktober (W. B.)
Die "Daily Mail" meldet aus Havre: Ein belgisches amtliches Communique sagt, daß die Lage am Sonntag Abend besser war als am Samstag, wo die Belgier die Stellungen am Yser-Fluß aufgeben mußten und 2½ Meilen zurückgeworfen wurden. Seitdem kamen die Belgier, verstärkt durch Verbündete, wieder an verschiedenen Punkten des Flusses in Berührung mit dem Feind. Die Verluste der Belgier betrugen in den neun Tagen, wo in diesem Gebiete gekämpft wurde, 10000 Tote und Verwundete.
2)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Die Kämpfe vor Iwangorod

Wien, 27. Oktober.
Amtlich wird verlautbart:
In den Kämpfen vor Iwangorod machten wir bisher 8000 Russen zu Gefangenen und erbeuteten 19 Maschinengewehre. Nächst Jaroslaw mußten sich ein russischer Oberst und 200 Mann ergeben. Bei Zalucze (südwestlich Sniatyn) und bei Pasienicza (südwestlich Nodworna) wurde der Feind zurückgeworfen. Die Lage im Großen ist unverändert.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Generalmajor.
1)

 

Der Feldzug gegen die Serben

Wien, 27. Oktober (W. B.)
Amtlich wird gemeldet:
Die aus Romanja-Planina geschlagenen serbisch-montenegrinischen Kräfte wurden nach viertägiger, unausgesetzter Verfolgung bei Visegrad und Gorazde über die Drina zurückgedrängt Unsere Truppen erbeuteten hierbei in einer Schule bei Haust Jenica viel Infanterie- und Artillerie-Munition und eroberten in Nachhutkämpfen auf der Linie Veliko - Brod - Vracevica Maschinengewehre und Gebirgsgeschütze. Ostbosnien ist hiermit bis an die Drina vom Gegner gesäubert. An demselben Tage, an dem die Serben und Montenegriner über die Drina zurückgedrängt wurden, errangen auch unsere in Serbien stehenden Truppen einen namhaften Erfolg. Zwei feindliche Stellungen wurden bei Ravnia in Macva im Sturm genommen; hierbei wurden vier Maschinengewehre, 600 Gewehre und Bomben erbeutet, sowie viele Gefangene gemacht.

Potiorek,
Feldzeugmeister.
2)

 

Ein russisches Torpedoboot gesunken

Petersburg, 27. Oktober. (Priv.-Tel.)
Hier wird eine Verlustliste veröffentlicht, nach der die ganze Besatzung eines Torpedobootes vermißt wird. Unter den Vermißten befinden sich sechs Offiziere. Das Boot sei sicher gesunken. Die Erzählungen von drei geretteten Verwundeten lassen auf Vernichtung durch eine Mine schließen.
2)

 

London, 27. Oktober (Priv.-Tel)
Lloyds Agenten melden aus Teneriffa, daß die englischen Dampfboote "Indrani", "Farn" und "Condor" durch den deutschen Kreuzer "Karlsruhe" nicht zum Sinken gebracht, sondern erbeutet wurden. Die "Indrani" und die "Farn" hatten beide eine Fracht Steinkohlen an Bord. Wahrscheinlich hatte auch der "Condor" eine große Menge Steinkohlen. Die "Karlsruhe" sei daher sehr wohl imstande gewesen, sich aufs neue mit Kohlen zu versehen, um so mehr, da sie auch die Kohlen der beiden durch sie in den Grund gebohrten Schiffe "Cornish City" und "Ric Iguassu" habe an Bord nehmen können.
2)

 

Der 1. Weltkrieg im Oktober 1914

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 1
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

2) "Frankfurter Zeitung" (1914)

 

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