Deutschland
und Irland
Sir
Roger Casement
Berlin,
20. November. (W. B.)
Die "Nordd. Allg. Ztg." schreibt unter der Überschrift
"Deutschland und Irland": Der bekannte irische Nationalist, Sir
Roger Casement, der kürzlich aus den Vereinigten Staaten von Amerika nach
Berlin gekommen ist, wurde im Auswärtigen Amt empfangen. Sir Roger
Casement wies darauf hin, daß in Irland anscheinend von der britischen
Regierung autorisierte Darstellungen des Inhalts veröffentlicht würden,
ein deutscher Sieg würde dem irischen Volke großen Schaden zufügen, da
sein Land, seine Wohnstätten, seine Kirchen und seine Priester auf Gnade
und Ungnade dem Heere der Eindringlinge preisgegeben sein würden, die nur
Raub und Eroberungssucht leiteten. Neue Äußerungen des Herrn Redmond
gelegentlich seiner Rekrutierungsreise durch Irland sowie namhafte
Auslassungen der britischen Presse über diesen Gegenstand hätten, so
betont Sir Roger, eine weitere Verbreitung gefunden und unter den Iren natürlich
Befürchtungen hervorgerufen bezüglich der Haltung Deutschlands gegenüber
Irland im Falle eines deutschen Sieges. Sir Roger bat um die Abgabe einer
überzeugenden Erklärung über die Absichten Deutschlands Irland gegenüber,
die seine Landsleute in der ganzen Welt und besonders in Irland und
Amerika angesichts der beunruhigenden von verantwortlicher britischer
Seite stammenden Darstellungen zu beruhigen vermöchte. Der Stellvertreter
des Staatssekretärs des Auswärtigen hat darauf im Auftrage des
Reichskanzlers folgende amtliche Erklärung abgegeben:
Die Kaiserliche Regierung weist die böswilligen Absichten, die ihr in den
von Sir Roger angeführten Darstellungen untergeschoben werden, auf das
entschiedenste zurück und benutzt diese Gelegenheit, um die kategorische
Versicherung abzugeben, daß Deutschland nur Wünsche für die Wohlfahrt
des irischen Volkes, sein Land und seine Einrichtungen hege. Die
Kaiserliche Regierung erklärt in aller Form, daß Deutschland niemals mit
der Absicht einer Eroberung oder Vernichtung irgend welcher Einrichtungen
in Irland einfallen würde. Sollte im Verlaufe dieses Krieges, den
Deutschland nicht gesucht hat, das Waffenglück jemals deutsche Truppen an
die Küste Irlands führen, so würden sie dort landen nicht als eine
Armee von Eindringlingen, die kommen, um zu rauben und zu zerstören,
sondern als Streitkräfte einer Regierung, die von gutem Willen gegen ein
Land und ein Volk beseelt ist, dem Deutschland nur nationale Wohlfahrt und
nationale Freiheit wünscht.
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