Der Weltkrieg am 22. November 1914

ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Die Schlacht in Polen

Wien, 22. November. (W. B.)
Amtlich wird verlautbart:
Die Verbündeten setzen ihren Angriff in Russisch-Polen energisch und erfolgreich fort. Unser südlicher Schlachtflügel erreichte den Szreniawa-Abschnitt. Vereinzelte Vorstöße des Feindes wurden abgewiesen. Bisher machten die K. K. Truppen über 15 000 Gefangene. Die Entscheidung ist noch nicht gefallen. Auch westlich von Dinajes und in den Karpathen sind größere Kämpfe im Gange.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Generalmajor.
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Der Feldzug in Serbien

Wien, 22. November. (W. B.)
Vom südlichen Kriegsschauplatz wird amtlich gemeldet:
Starke eigene Kräfte haben die Kolubara bereits überschritten; doch leistet der Gegner in mehreren gut gewählten befestigten Stellungen noch Widerstand. Die eigene Vorrückung, die durch den aufgeweichten Boden, überschwemmte Wasserläufe und im Gebirge durch meterhohen Schnee verzögert war, ist aber nicht aufgehalten worden. Eigene Nachrichtendetachements und große Patrouillen machten in den letzten zwei Tagen wieder 2440 Gefangene. Die Gesamtzahl der während der Kämpfe seit dem 6. November gemachten Gefangenen beträgt hiermit 13 000.
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 Der türkische Heeresbericht:

Die Türken am Suezkanal

Konstantinopel, 22. November. (W. B.)
Das Hauptquartier teilt amtlich mit:
Die türkischen Truppen sind am Suezkanal eingetroffen. In einem Treffen bei Kantara wurden die Engländer geschlagen und ergriffen unter starken Verlusten die Flucht.

Konstantinopel, 22. November. (W. B.)
Ausführlichere Meldung aus dem Hauptquartier:
Mit Gottes Hilfe sind unsere Treppen am Suezkanal angekommen. In dem Kampfe, der zwischen Katasa und Kertebe, beide 30 Kilometer östlich vom Kanal, und bei Kantara am Kanal selbst stattfand, sind der englische Hauptmann Wilson, ein Leutnant und viele Soldaten gefallen und sehr viele sind verwundet worden. Wir haben ziemlich viel Gefangene gemacht. Die englischen Truppen haben sich in regelloser Flucht zurückgezogen. Englische Kamelreiter, die sich bei den Vorposten befanden, und Gendarmen, die bisher in englischen Diensten gestanden haben, haben sich uns ergeben.
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Der Heilige Krieg

Konstantinopel, 22. November. (W. B.)
Aus den Provinzen treffen fortgesetzt tetegraphische Berichte ein über die Volkskundgebungen anläßlich der Proklamierung des Heiligen Krieges. In Damaskus fand am Grabe Saladins eine Kundgebung statt, an der über 30 000 Personen teilnahmen. Die Menge zog sodann vor das österreichisch-ungarische und das deutsche Konsulat, wo es ebenfalls zu Kundgebungen kam.

Konstantinopel, 22. November. (W. B.)
Die Blätter legen Wert darauf, neuerdings zu betonen, daß der Heilige Krieg nicht gegen alle christlichen Mächte gerichtet sei, sondern ausschließlich gegen die bekannten Staaten, die den Islam vernichten wollen. - Ein Leitartikel des "Tasvir-i-Eskiar" befaßt sich mit dem Marsch der Senussi gegen Ägypten und hebt hervor, daß Italien, der Bundesgenosse der verbündeten Mächte, auch der Freund der Türkei sei.
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Der "Tennessee"-Zwischenfall

Amsterdam, 22. November. (Priv.-Tel.)
Man meldet aus Washington: Der Kapitän der "Tennessee" erklärte, daß die Beschießung seiner Schaluppen im Hafen von Smyrna nicht als ein feindliches Vorgehen aufzufassen sei. Hiermit ist der Zwischenfall der "Tennessee" erledigt, den die englische Presse gar zu gern zu einer großen Angelegenheit aufgeblasen hätte. Bekanntlich waren Schaluppen der "Tennessee" von den türkischen Hafenkanonen höchstwahrscheinlich irrtümlich beschossen worden, als die "Tennessee" in den Hafen von Smyrna einlaufen wollte.
Die Türkei gab freiwillig Aufklärung über den Zwischenfall von Smyrna. In amtlichen Kreisen in Washington wurde die Erklärung als befriedigend bezeichnet.
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Der Kaukasus, Armenien und Aserbeidschan

Als Schauplatz der Landkämpfe zwischen der Türkei und Rußland kann, da die Haltung Bulgariens einen Durchmarsch russischer Truppen nach Thrazien verbietet, voraussichtlich nur der große Länderraum südlich des Kaukasus in Betracht kommen, von dem Rußland einen als Transkaukasien bekannten Teil besitzt, während sich die Türkei und Persien in den Rest teilen. Keine natürlichen Grenzen bestimmen die Linien, die diese staatlichen Gebiete voneinander trennen. Mächtige Gebirgszüge durchschneiden den ganzen Raum, aber nur die kurdistanischen Alpen bezeichnen wenigstens streckenweise die Grenze der Türkei und Persiens, die weit höheren Gebirge, die von der Tiefebene der Kura als Rand eines mächtigen Hochplateaus aufsteigen, das wieder von Gebirgszügen durchsetzt ist, die weit über Montblanchöhe hinaufgehen, gehören ganz den Russen. Die Hochfläche wird gewöhnlich als Armenien bezeichnet, wozu dann in geographischem Sinn auch die persische Provinz Aserbeidschan, die um den Urmiasee gelegen ist, zu rechnen wäre, obwohl die armenischen Siedelungen hier nur ganz vereinzelt liegen. Den am dichtesten von Armeniern bewohnten Teil hat Rußland inne, den umfangreicheren aber die Türkei. Zum Kaspischen und zum Schwarzen Meere fällt dieses Hochplateau steil ab. Ein ausgesprochen kontinentales Klima mit heißen und trockenen Sommern, aber außerordentlich kalten Wintern kennzeichnet es. Die Bevölkerungsdichte wechselt stark; sie ist in einigen kleineren Bezirken ziemlich dicht, wo die hydrographischen Verhältnisse die Bebauung des Bodens ermöglichen, sinkt aber sehr tief hinunter, wo der vorherrschende Wassermangel das Land zur Steppe werden läßt. Nach Südosten geht dieses armenische Hochland in die iranischen Hochtäler über, deren Charakter nicht sehr verschieden von jenem ist. Südwestlich aber liegt Mesopotamien davor. Nördlich liegen das ebenfalls ziemlich wasserarme Tal der Kura im Osten und das mit Niederschlägen reich gesegnete und daher überaus fruchtbare Tal des Rion im Westen, durch eine hohe, den Kaukasus mit dem armenischen Nordrandgebirge, dem sogenannten "Kleinen Kaukasus" verbindende Bergkette voneinander geschieden.
Die ersten Kämpfe, die den Türken die ersten Siege gebracht haben, entwickelten sich zwischen den beiden Festungen von Erzerum und Kars, den stärksten, die in dem ganzen Gebiete liegen. Erzerum schützt das türkische Kleinasien vor einem russischen Einfall; es mußte 1878 durch den Vertrag von San Stefano ausgeliefert werden, kam aber beim Berliner Kongreß wieder an die Türkei. Kars, das sehr starke natürliche Stellungen bietet und in den letzten Jahren noch durch moderne Anlagen verbessert worden sein soll, gehört seit dem letzten russisch-türkischen Kriege zu Rußland. Die Russen haben es an ihr Bahnnetz angeschlossen, das fast nur nach strategischen Rücksichten angelegt, aber noch nicht ausgebaut worden ist. Vorläufig verbindet eine einzige Linie, die von Nordwesten kommend über Wladikawkas den Kaukasus umgeht, bei Petrowsk das Ufer des Schwarzen Meeres erreicht und südlich von Baku ins Tal der Kura einbiegt, Russisch-Transkaukasien mit Europa. Eine Kaukasusbahn, die von Wladikawkas mit zwei großen Tunnels nach Tiflis führen soll, ist erst geplant. Für Truppentransporte über das Gebirge kommen daher nur zwei Heerstraßen in Betracht, von denen die grusinische (Wladikawkas - Tiflis) vorzüglich ausgebaut ist, während die ossetische (Wladikawkas - Kutais) für Artillerietransporte ungeeignet sein dürfte. Beide Straßen erreichen Paßhöhen von über 2400 Meter, so daß sie im Winter tief verschneit sind. Da nun die türkische Flotte im Schwarzen Meer einstweilen die russische im Schach hält und bald die volle Herrschaft zur See erringen dürfte, ist Rußland für alle Nachschübe auf die einzige Bahnlinie angewiesen. Von Baku durchquert sie ganz Transkaukasien bis Batum; zwei Anschlußlinien verbinden sie mit Kutais, der alten georgischen Hauptstadt, und mit Poti, das vor Batum der russische Stützpunkt an dieser Küste war. Von Tiflis aus zweigt Südwärts eine Linie ab, die in starker Steigung das Randgebirge überwindet und bei dem befestigten Alexandropol in die armenische Hochebene eintritt. Von hier aus führt die eine Linie über Eriwan nach Dschulfa an die persische Grenze; ihre Fortsetzung bis Täbris, der Hauptstadt Aserbeidschans, ist im Bau. Eine Zweite Linie geht nach Kars; sie ist im Herbst vorigen Jahres bis Sarikamysch weitergeführt worden, so daß die Transporte bis nahe an die türkische Grenze herangeführt werden können. Auf halbem Wege von dieser Endstation der russischen Bahnen und Erzerum ist Köpriköi zu suchen, wo die Russen zurückgeschlagen worden sind. Sie haben demnach sofort auf der nächsten Straße einen Vorstoß nach der türkischen Festung versucht, der freilich weit vor den Befestigungswerken schon zusammengebrochen ist. Die Besetzung von Alaschkerd und Bajasid, wo nur schwacher türkischer Grenzschutz stand, hatte dagegen offenbar den Zweck, einen Vorstoß der Türken gegen Eriwan mit Umgehung von Kars zu verhindern; für einen Angriff auf Erzerum wäre die erste Anmarschlinie (über Köpriköi) günstiger. Auch ein Angriff von Ardahan über Olty gegen Erzerum wäre der Geländebildung nach denkbar, aber wegen des Mangels an brauchbaren Straßen außerordentlich schwierig. Nicht viel günstiger ist die Lage freilich für einen türkischen Einfall, der bei Kars auf ein starkes Hindernis stößt. Wenn die russische Okkupation von Bajasid aufgehoben wird, was nötigenfalls ohne besondere Anstrengung zu erreichen sein dürfte, so steht freilich den türkischen Truppen aus Erzerum der Weg nach Eriwan frei, der aber über hohe und schwierige Pässe führt, aber auch nach Choi, einer bedeutenden Stadt Aserbeidschans. Die Russen haben sich in richtiger Erkenntnis der strategischen Bedeutung dieses Punktes in dem halb unabhängigen Khan von Maku einen "Freund" geschaffen, dessen Gefühle aber einer Belastungsprobe kaum gewachsen sein dürften. Einstweilen hat sich die Türkei damit begnügt, den (auf unserer Karte nicht verzeichneten) Grenzort Kotbur zu besetzen, der westlich von Choi liegt.
Auf einen türkischen Angriff auf Aserbeidschan rechnete die russische Presse schon vor Beginn des Krieges. Der Kurdenaufstand, der westlich und südlich vom Urmiasee ausbrach, und die Russen zur Räumung von Sautschbulak zwang, war das Vorspiel zum Einmarsch türkischer Truppen, der außer bei Kotbur nunmehr auch weiter südlich erfolgt ist, da in der Umgebung von Salmas, an der Nordwestecke des Urmiasees, ein Gefecht stattgefunden hat. Urmia selber, wo vermutlich noch russische Truppen stehen, dürfte daher bald von diesen geräumt werden. Die reiche und wegen ihres Gewerbefleißes berühmte Stadt wird dann wieder eine türkische Besatzung aufnehmen, wie einige Jahre lang nach dem Einmarsch der Russen in Täbris. Damals tat die Türkei einen kühnen, aber strategisch durchaus gerechtfertigten Schritt. Um ihre Ostgrenze gegen eine Flankierung durch russische Truppen, die einer der wichtigsten Beweggründe zur russischen Besetzung Aserbeidschans war, schützen zu können, besetzte sie selber persische Gebietsteile bis ans Westufer des Urmiasees. Der Balkankrieg, der die ganze Aufmerksamkeit der Pforte auf Europa lenkte, gab den Russen die Gelegenheit die Aufhebung dieser türkischen Schutzmaßnahme zu erzwingen, worauf dann sofort russische Regimenter den abziehenden Türken folgten. Die Besetzung dieses Gebietes wird den Türken nicht nur den damals entrissenen Vorteil wiedergeben, sondern auch eine Operationsbasis für Angriffe gegen die Südgrenze des russischen Gebietes liefern. Ob der Kriegsplan Enver Paschas solche Operationen vorsieht, wissen wir natürlich nicht. Mit ihrer Möglichkeit muß aber jedenfalls die russische Heeresleitung rechnen, die dadurch zum Schutz wichtiger Interessen gezwungen wird. Die für solche Unternehmungen einzusetzenden Streitkräfte können, außer von Erzerum über Bajasid und Choi, auch aus Wan, dem Mittelpunkt des türkischen Teils von Armenien, und aus Mosul herangezogen werden; über die Grenzgebiete führen zwar keine Heerstraßen, doch dürfte ihre Überschreitung selbst im Winter nicht unmöglich sein, wenn die eingesessene kurdische Bevölkerung sich freundlich verhält. Ein Einbruch über den Mittellauf des Araxs (Aras), der etwa westlich von Dschulfa erfolgen könnte, würde ein Vorgehen auf Kars wirksam unterstützen. Noch eindrucksvoller würde sich ein freilich wegen der großen Entfernungen schwieriger Vormarsch über die nordöstlichen Teile Aserbeidschans gestalten, die schon in die Mugansteppe auslaufen, deren nördlicher Teil auf russischem Gebiete liegt. Hier bietet die der Grenze nicht allzu ferne russische Eisenbahn, deren Unterbrechung die ganze Herrschaft der Russen in Transkaukasien in Frage stellen würde, ein lohnendes Ziel; eine Besetzung von Baku würde sodann Rußland seines einzigen größeren Naphthagebietes berauben, das während des Krieges wegen des Mangels an Brennstoffen doppelt wichtig geworden ist. Ein Vormarsch durch diese Gebiete könnte den türkischen Führern um so verlockender scheinen, als die Bevölkerung, die bis 1828 zu Persien gehörte, tatarischen Stammes und mohammedanischen Glaubens ist und den Türken sicherlich einen freudigen Empfang bereiten würde.
Vorwiegend von Mohammedanern besiedelt ist auch das Gebiet, das von Lasistan, dem türkischen Bergland östlich von Trapezunt aus schon jetzt osmanische Truppen betreten haben. Artwin und Batum sind erst 1878 an Rußland abgetreten worden; außer der künstlich geschaffenen Hafenstadt, die Rußland überwiegend mit Griechen besiedelt hat, ist fast alles noch mohammedanisch, wenn auch einzelne Dörfer von christlichen Mingreliern oder Armeniern bewohnt sind. Das türkische Vorgehen in diesem Raume richtet sich, wie aus den Berichten des großen türkischen Hauptquartiers hervorgeht, gegen Batum, dessen Besetzung der Flotte einen wertvollen Stützpunkt bieten und zugleich einen kaum hoch genug einzuschätzenden moralischen Erfolg bedeuten würde. Die Türken haben bisher, in drei Kolonnen vorgehend, Liman besetzt, das am Meeresufer, etwa zehn Kilometer von der Grenze entfernt liegt, sodann Kura, ein im Gebirge gelegenes Dorf, das etwa in der Mitte zwischen Liman und Artwin zu suchen ist, und endlich bei Artwin am Oberlauf des Tschuruk festen Fuß gefasst. Der Fluß strömt dort durch wilde Schluchten, an deren Steilwänden die wenigen Ortschaften, darunter auch Artwin selbst, sich terrassenförmig aufbauen. Den türkischen Grenztruppen, die mit solchem Gelände vorzüglich vertraut sind, dürften aber diese natürlichen Hindernisse keine unüberwindlichen Schwierigkeiten bieten.
Die Haltung der Bevölkerung kann in dem Kampfraum südlich des Kaukasus viel wichtiger werden als irgendwo in Europa, wo sie doch immer noch eine bedeutende Rolle spielt. In dem von Gebirgen wild durchfurchten Land ist jedes Heer auf das Wohlwollen der Ansässigen angewiesen. Die Türken sind in dieser Hinsicht zweifellos im Vorteil. Auf eigenem Gebiete haben sie höchstens mit einem passiven Widerstande eines Teils der Armenier zu rechnen; zu feindlichen Handlungen wird sich auch der verblendete Armenier nicht hinreißen lassen. Vielleicht werden die Armenier sogar den Türken entgegenkommen. Sobald sie die Überzeugung haben, in ihnen den stärkeren Teil zu sehen. Innerliche Zuneigung knüpft sie auf keinen Fall an Russland. Die Kurden sind schon jetzt auf die Seite der Türken getreten; die großen Opfer, die Rußland für die Bearbeitung einiger ihrer Stämme gebracht hat, sind verloren. Die persische und tatarische Bevölkerung Aserbeidschans ist jetzt unbedingt türkenfreundlich. In Russisch-Transkaukasien ist die mohammedanische Bevölkerung, die außer den schon erwähnten Gebieten an der Südostküste des Schwarzen Meeres und im Osten, wo sie von den Grenzen Armeniens bis an den kaspischen See sitzt, auch noch den Osten des Kaukasus selber bewohnt und in allen übrigen Landesteilen wenigstens mit ansehnlichen Minderheiten vertreten ist, der russischen Herrschaft ausnahmslos abgeneigt. Der Aufstand der Daghestaner, der in den 50er Jahren unter Schamyls Führung die Russen zu einer gewaltigen militärischen Kraftprobe nötigte, ist noch nicht vergessen.
Aber selbst in der christlichen Bevölkerung findet Russland kaum einen sicheren Halt. Die Armenier werden sich kaum anders verhalten als die in der Türkei; ein Teil ihrer Jugend würde vielleicht eine entscheidende Niederlage der Russen als Signal zu einem Aufstande benützen, dessen Ziele aber ganz unklar wären. Die Georgier, die westlich von Tiflis bis ans Meer und nördlich bis über die Pässe des Kaukasus wohnen, neben den mohammedanischen Bergvölkern gewiß die tapfersten aller Kaukasier, sind politisch und sozial viel zu sehr zersplitterter, als daß sie sich zu einer einheitlichen Aktion zusammenschließen könnten. Ihre große Mehrheil ist aber unbedingt russenfeindlich; separatistische Neigungen würden gewiß auftauchen, wenn die Lage der russischen Herrschaft kritisch würde.
Klima und Bodengestaltung bedingen in dem ganzen Raum, der für die türkisch russischen Kämpfe in Betracht kommt, eine vorsichtige und nichts überstürzende Kriegsführung, die zwar kaum den Charakter langer Positionskämpfe annehmen wird, aber dennoch in weit langsamerem Tempo zu Entscheidungen führt, als wir es auf den Schlachtfeldern Polens sehen. Das wird man bei der Bewertung der kommenden Kriegsereignisse sich vor allem vor Augen halten müssen.
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Der 1. Weltkrieg im November 1914

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 1
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

2) "Frankfurter Zeitung" (1914)

 

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