Der Weltkrieg am 13. Dezember 1914

DEUTSCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

11000 Russen in Nordpolen gefangen

Großes Hauptquartier, 13. Dezember, vormittags.
Nachdem am 11. Dezember die französische Offensive auf Apremont (südöstlich von St. Mihiel) gescheitert war, griff der Feind gestern Nachmittag in breiterer Front über Flirey (halbwegs St. Mihiel - Pont-à-Mousson) an. Der Angriff endete für die Franzosen mit dem Verlust von 600 Gefangenen und einer großen Anzahl von Toten und Verwundeten. Unsere Verluste betrugen dabei etwa 70 Verwundete.
Im übrigen verlief der Tag auf dem westlichen Kriegsschauplatz im wesentlichen ruhig.
In Nordpolen nahmen wir eine Anzahl feindlicher Stellungen. Dabei machten wir 11000 Gefangene und erbeuteten 43 Maschinengewehre.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Eine Ansprache des Königs von Bayern

König Ludwig III. von Bayern

König Ludwig III. von Bayern

München, 13. Dezember. (W. B.)
Heute Vormittag brachten die von verschiedenen Turnvereinen gebildeten Landsturm-Turnerriegen dem König vor dem Wittelsbacher Palais eine Huldigung dar. Nachdem der König die Front der rund 1600 Mann umfassenden vier Kompanien abgeschritten hatte, richtete der Führer der Landsturm-Turner Oberst z. D Spindler eine Ansprache an den König, welche mit begeisterten Hochrufen auf den König endete. Nach der von den Turnern unter Musikbegleitung gesungenen Königshymne begrüßte der König die Landsturm-Turner in einer Ansprache, in der er u. a. ausführte:

"Der Gedanke, der zur Errichtung der Landsturm - Turnerriegen geführt hat, gründet sich auf die feste Entschlossenheit des ganzen deutschen Volkes, den schweren Kampf, den unsere Feinde uns aufgezwungen, mit allen Mitteln durchzuführen bis zu einem glücklichen Erfolge. Die Zeit ist schwer und ernst, es ist aber auch eine ruhmreiche Zeit. Denn wo immer im Osten und Westen und auf dem Ozean Deutsche kämpften, haben sie sich mit Ehre und Ruhm bedeckt. Eine ganz besondere Freude ist es mir, zu hören, daß überall speziell die Bayern den guten Ruf, den sie seit tausend Jahren haben, auf das glänzendste bewährten. Es ist möglich, daß auch Sie noch berufen werden, vor den Feind zu kommen. Es ist daher eine schöne Tat, daß Sie, die Sie jetzt noch nicht zum Dienst unter der Waffe berufen waren, sich zusammengefunden haben, um sich freiwillig vorzubereiten auf die Stunde, in der noch an weitere Kreise der Ruf zu den Fahnen ergehen kann. Es freut mich, daß das alte Turnwesen, das in schwerer Zeit gegründet worden ist und ich muß zu meinem Bedauern sagen, in den letzten Jahren durch den übertriebenen Sport, der nicht aus Deutschland kommt, immer mehr in den Hintergrund gedrängt zu werden scheint, wieder auflebt, und daß die Turner, wie sie in der ersten Zeit der Turnerei und in allen Zeiten ihren Mann gestellt haben, auch jetzt sich bereit finden, mit Freuden in den Dienst des Vaterlandes zu treten. Es ist ein schwerer Kampf, den wir führen. Wir führen ihn nahezu gegen die ganze Welt. Aber alle deutschen Fürsten und Seine Majestät der Kaiser an der Spitze und das ganze deutsche Volk ohne Unterschied des Standes, der Religion, der Parteien, von arm und reich, sind aufgestanden und kämpfen für das Vaterland. Schwer sind die blutigen Opfer, die der gewaltige Kampf dem deutschen Volke schon auferlegt hat. Aber sie sollen nicht umsonst dargebracht sein. Sie festigen unseren Willen, durchzuhalten bis zur Erreichung eines Zieles, das solcher Opfer wert ist. Dieses Ziel kann nur ein Friede sein, der uns eine sichere dauernde Gewähr dafür verschafft, daß das deutsche Volk wieder ungestört von fremder Mißgunst weiter arbeiten kann an seiner wirtschaftlichen Erhaltung und an der Pflege kultureller Güter. Damit Gott befohlen!"

Nach dem Vorbeimarsch der Landsturm-Turner ließ sich der König durch Leutnant Grafen Moy vom Infanterie-Leibregiment die Führer der verschiedenen Turnerriegen vorstellen und unterhielt sich mit jedem" 2)

 

Amerika liefert keine Unterseeboote an England

William J. Bryan
William J. Bryan

Washington, 13. Dezember. (W. B.)
Das Auswärtige Amt in Washington hat folgende Erklärung des Staatssekretärs veröffentlicht:

"Als das Auswärtige Amt Nachricht erhielt, daß die Fore River Company den Bau einer Anzahl von Unterseebooten für einen der Verbündeten plane, wurden Nachforschungen angestellt, um die Tatsache festzustellen. Auf Grund dieser Nachforschungen sprach Herr Schwab mit seinem Rechtsbeistande in der vorigen Woche im Auswärtigen Amt vor und setzte dem Amt auseinander, was seine Gesellschaft beabsichtige. Er legte dar, daß er vor Übernahme des Auftrags sich die Gutachten einer Reihe von Völkerrechtskundigen und Rechtsgelehrten gesichert habe und sich innerhalb der durch diese abgegrenzten Erfordernisse der Neutralität halte. Ich teilte ihm mit, daß der Präsident auf Grund bereits erhaltener Informationen die Ausführung des Auftrages als eine Verletzung der Neutralität ansehe, sagte ihm aber, daß ich seine Darlegungen dem Präsidenten mitteilen und ihm eine endgültige Antwort am Freitag geben würde. Ich hatte eine Konferenz mit dem Präsidenten und er beauftragte mich, Herrn Schwab mitzuteilen, daß seine Erklärungen ihn nur in seiner früheren Ansicht bestärkten, daß die Unterseeboote nicht gebaut werden dürften. Wenige Minuten nach meiner Rückkehr aus dem Weißen Hause rief mich Herr Schwab von auswärts an und sagte mir, daß er sich der Ansicht des Präsidenten in der Angelegenheit unterwerfe, und daß ich bekannt geben könne, daß seine Firma keine Unterseeboote für irgend einen kriegführenden Staat zur Ablieferung während des Krieges bauen werde.

Bryan, Staatssekretär."

Aus dieser Darstellung ist zu ersehen, daß in den Vereinigten Staaten keine Unterseeboote zur Ablieferung an einen kriegführenden Staat während der Dauer des Krieges gebaut werden. 2)

 

Der 1. Weltkrieg im Dezember 1914

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 1
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

2) "Frankfurter Zeitung" (1914)

 

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