Eine
Ansprache des Königs von Bayern
König
Ludwig III. von Bayern
München,
13. Dezember. (W. B.)
Heute Vormittag brachten die von verschiedenen Turnvereinen
gebildeten Landsturm-Turnerriegen dem König vor dem Wittelsbacher
Palais eine Huldigung dar. Nachdem der König die Front der rund
1600 Mann umfassenden vier Kompanien abgeschritten hatte, richtete
der Führer der Landsturm-Turner Oberst z. D Spindler eine Ansprache
an den König, welche mit begeisterten Hochrufen auf den König
endete. Nach der von den Turnern unter Musikbegleitung gesungenen Königshymne
begrüßte der König die Landsturm-Turner in einer Ansprache, in
der er u. a. ausführte:
"Der
Gedanke, der zur Errichtung der Landsturm - Turnerriegen geführt
hat, gründet sich auf die feste Entschlossenheit des ganzen
deutschen Volkes, den schweren Kampf, den unsere Feinde uns
aufgezwungen, mit allen Mitteln durchzuführen bis zu einem glücklichen
Erfolge. Die Zeit ist schwer und ernst, es ist aber auch eine
ruhmreiche Zeit. Denn wo immer im Osten und Westen und auf dem
Ozean Deutsche kämpften, haben sie sich mit Ehre und Ruhm
bedeckt. Eine ganz besondere Freude ist es mir, zu hören, daß überall
speziell die Bayern den guten Ruf, den sie seit tausend Jahren
haben, auf das glänzendste bewährten. Es ist möglich, daß auch
Sie noch berufen werden, vor den Feind zu kommen. Es ist daher
eine schöne Tat, daß Sie, die Sie jetzt noch nicht zum Dienst
unter der Waffe berufen waren, sich zusammengefunden haben, um
sich freiwillig vorzubereiten auf die Stunde, in der noch an
weitere Kreise der Ruf zu den Fahnen ergehen kann. Es freut mich,
daß das alte Turnwesen, das in schwerer Zeit gegründet worden
ist und ich muß zu meinem Bedauern sagen, in den letzten Jahren
durch den übertriebenen Sport, der nicht aus Deutschland kommt,
immer mehr in den Hintergrund gedrängt zu werden scheint, wieder
auflebt, und daß die Turner, wie sie in der ersten Zeit der
Turnerei und in allen Zeiten ihren Mann gestellt haben, auch jetzt
sich bereit finden, mit Freuden in den Dienst des Vaterlandes zu
treten. Es ist ein schwerer Kampf, den wir führen. Wir führen
ihn nahezu gegen die ganze Welt. Aber alle deutschen Fürsten und
Seine Majestät der Kaiser an der Spitze und das ganze deutsche
Volk ohne Unterschied des Standes, der Religion, der Parteien, von
arm und reich, sind aufgestanden und kämpfen für das Vaterland.
Schwer sind die blutigen Opfer, die der gewaltige Kampf dem
deutschen Volke schon auferlegt hat. Aber sie sollen nicht umsonst
dargebracht sein. Sie festigen unseren Willen, durchzuhalten bis
zur Erreichung eines Zieles, das solcher Opfer wert ist. Dieses
Ziel kann nur ein Friede sein, der uns eine sichere dauernde Gewähr
dafür verschafft, daß das deutsche Volk wieder ungestört von
fremder Mißgunst weiter arbeiten kann an seiner wirtschaftlichen
Erhaltung und an der Pflege kultureller Güter. Damit Gott
befohlen!"
Nach
dem Vorbeimarsch der Landsturm-Turner ließ sich der König durch
Leutnant Grafen Moy vom Infanterie-Leibregiment die Führer der
verschiedenen Turnerriegen vorstellen und unterhielt sich mit
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