Der Weltkrieg am 14. Dezember 1914

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Erneute französische Angriffe abgewiesen

Großes Hauptquartier, 14. Dezember, vormittags.
Schwächere französische Angriffe gegen Teile unserer Stellungen zwischen der Maas und den Vogesen wurden leicht abgewiesen.
Im übrigen ist vom westlichen Kriegsschauplatz sowie aus Ostpreußen und aus Südpolen nichts Wesentliches zu melden.
In Nordpolen nehmen unsere Operationen ihren Fortgang.
Zu den russischen und französischen amtlichen Nachrichten ist folgendes zu bemerken. Aus Petersburg wurde am 11. Dezember amtlich gemeldet: "Südöstlich Krakau setzten wir unsere Offensive fort, eroberten mehrere deutsche Geschütze und Maschinengewehre und etwa 2000 Gefangene." Tatsächlich ist nicht ein Mann, nicht ein Geschütz oder Maschinengewehr unserer "südöstlich Krakau" kämpfenden Truppen in russische Hände gefallen.
Die amtliche Pariser Mitteilung vom 12. Dezember behauptet: "Nordöstlich Vailly wurde eine deutsche Batterie völlig vernichtet. In Deuxnouds westlich Vigneulles - Hattonchâtel wurden zwei deutsche Batterien zerstört, eine großkalibrige und eine für Flugzeuge bestimmte. In derselben Gegend wurde von Franzosen ein Blockhaus gesprengt und wurden mehrere Gräben zerstört." Alle diese Meldungen sind erfunden.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Die Schlacht bei den Falkland-Inseln


Dr. Kämpf

Wilhelm II.

Berlin, 14. Dezember. (W. B.)
Anläßlich des Unterganges unseres Geschwaders hat der Präsident des Reichstages Dr. Kämpf folgendes Telegramm an den Kaiser gerichtet:

"Mit Schmerz und Trauer, aber ungebeugten Mutes hört das deutsche Volk die Nachricht von dem ruhmvollen Untergang der Kreuzer "Scharnhorst", "Gneisenau", "Leipzig" und "Nürnberg". Von einer Übermacht von feindlichen Schiffen umringt, haben unsere heldenmütigen Seeleute, mit ihrem tapferen Führer an der Spitze, den sicheren Tod vor Augen, bis zum letzten Atemzug gekämpft und sind dann in den Tod gegangen für des Deutschen Reiches Ehre. Mit Seiner Kaiserlichen Majestät weiß sich das deutsche Volk eins in dem Schmerz und der Trauer um den Verlust so vieler hoffnungsreicher Menschenleben, aber auch in Bewunderung und Stolz auf die ruhmreiche Heldentat. Eine Nation, die solche Helden hervorbringt, darf ungebeugten Mutes auch den schwersten Opfern standhaft ins Auge schauen und des Sieges gewiß sein.
Im Namen des Reichstags: Kämpf, Präsident des Reichstags."

Darauf ist folgende Antwort eingegangen:

"Das harte Schicksal, das unser ostasiatisches Geschwader betroffen, hat Sie veranlaßt, im Namen des Reichstags dem tiefen Schmerz des deutschen Volkes über den schweren Verlust so zahlreicher braver Helden, zugleich aber auch den Gefühlen des Stolzes über ihre Taten und dem unerschütterlichen Vertrauen in die Zukunft Ausdruck zu geben. Ich danke Ihnen herzlich für die Kundgebung. Mögen die schweren Opfer, die der uns aufgezwungene Existenzkampf der Gesamtheit wie jedem einzelnen auferlegt, getragen werden von der zuversichtlichen Hoffnung, daß Gott der Herr, aus dessen gnädiger Hand wir Glück und Unglück, Freude und Schmerz in Demut empfangen, auch die schwersten Wunden in einen Segen für Volk und Vaterland verwandeln wird.

Wilhelm I. R. 2)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Die Verfolgung der Russen in Westgalizien

Wien, 14. Dezember.
Amtlich wird verlautbart:
Die Verfolgung der Russen in Westgalizien wurde fortgesetzt und gewann abermals unter kleineren und größeren Gefechten allenthalben nordwärts Raum. Nun ist auch Dukla wieder in unserem Besitz. Unsere über die Karpathen vorgerückten Kolonnen machten gestern und vorgestern 9000 Gefangene und erbeuteten zehn Maschinengewehre. Die Lage an unserer Front von Rajbrot bis östlich Krakau und in Südpolen ist unverändert. Nördlich Lowicz drangen unsere Verbündeten im Angriff weiter gegen die untere Bzura vor.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Generalmajor.
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Rückgängige Bewegung der österreichisch-ungarischen Truppen in Serbien

Wien, 14. Dezember.
Vom südlichen Kriegsschauplatz wird amtlich verlautbart:
Die von der Drina in südöstlicher Richtung vorgetriebene Offensive ist südöstlich Valjevo auf stark überlegenen Gegner gestoßen und mußte nicht allein aufgegeben werden, sondern veranlaßte auch eine weiterreichende rückgängige Bewegung unserer seit vielen Wochen hartnäckig, glänzend, aber verlustreich kämpfenden Kräfte. Diesem steht die Gewinnung von Belgrad gegenüber. Die hieraus resultierende Gesamtlage wird neue operative Entschlüsse und Maßnahmen zur Folge haben, welche der Verdrängung des Feindes dienen müssen.
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Die Waffenruhe an Weihnachten

Köln, 14. Dezember. (W. B.)
Die "Kölnische Zeitung" meldet aus Berlin, Die Anregung des Papstes, eine kurze Waffenruhe über Weihnachten herbeizuführen, fällt bei der Mehrheit der kriegführenden Mächte auf einen günstigen Boden. Besonders äußerten sich Deutschland und Österreich-Ungarn sofort zustimmend. Auch die Türkei war bereit, dem Wunsche der Kurie Rechnung zu tragen. Der Widerspruch gegen die päpstliche Anregung ging von Rußland und Frankreich aus, die bestimmt ablehnten, auf den Vorschlag einzugehen. 
Die "Frankfurter Zeitung" bemerkte dazu: 
"Wenn Rußland dem Vorschlag des Papstes nicht zustimmen will, so kann das weiter nicht verwundern, denn für die Russen gilt unser Kalender nicht. Sie feiern ihr Fest 13 Tage später. Aber es verdient doch vermerkt zu werden, daß die Gefolgschaft, die die französische Republik den Russen leistet, so zwingend ist, daß alle Wünsche, dem Vatikan gefällig zu sein, verstummen müssen."
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Englische Minen

Berlin, 14. Dezember. (Priv.-Tel.)
Wie wir dem "Rotterdamschen Courant" entnehmen, ist in Holland offiziell gemeldet worden, daß in der Zeit vom 1. August bis zum 5. Dezember 83 Minen an die holländische Küste angespült worden sind. Eine amtliche Untersuchung hat nun ergeben, daß von diesen 83 Minen 70 englischer Herkunft waren, vier französischen Ursprungs, acht holländischen, und bei einer konnte der Ursprung nicht festgestellt werden. In dieser Feststellung liegt die beste Widerlegung der englischen Behauptung, Deutschland habe durch sein Minenlegen in der Nordsee die neutrale Schiffahrt auf schwerste geschädigt. Dieser Vorwurf fällt danach auf England selbst zurück.
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Neue französische Rekruten

Bordeaux 14. Dezember. (W. B.)
Das Kriegsministerium veröffentlicht den Einberufungsbefehl der Jahresklasse 1915 sowie der Zurückgestellten von 1913 und 1914. Die Gesamtzahl der Einberufenen beträgt 220000, wovon 210340 der Infanterie einverleibt werden. Jedes Regiment erhält 1010, jedes Alpenjägerbataillon 600, jede Radfahrerkompanie 100 Mann. Die Artillerie erhält nur Schmiede, jedes Regiment je 30, insgesamt 2500 Mann. Die Genietruppen erhalten 4000, die Luftschiffertruppen 500 Mann. Die Rekruten haben zwischen dem 15. und 19. Dezember bei ihren Truppenteilen anzutreten.
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Das neue serbische Ministerium

Wien, 14. Dezember. (W. B )
Nach einer Meldung aus Nisch hat sich das neue serbische Kabinett der Skupschtina mit einer Erklärung vorgestellt, die besagt, daß die Neubildung des Ministeriums den Zweck verfolge, bis zum Erde des großen Krieges eine Vereinigung des Willens und der Kräfte aller Parteien des Landes herbeizuführen. Die neue Regierung betrachte es als erste Pflicht, sich vor den großen dem Vaterlande gebrachten Opfern zu verneigen; sie habe Vertrauen, Bewunderung und Dankbarkeit für die Armee. Die Regierung kenne die Leiden und Schwierigkeiten, die die Armee ertragen habe. Man werde schnell und energisch alle Maßnahmen ergreifen, um die Armee zu verproviantieren und den Sanitätsdienst zu verbessern. Die Erklärung schließt: Solange der Feind sich auf serbischem Boden befindet, ruft die Regierung: "Vorwärts auf den Feind. In den Kampf gegen den Feind".
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Der 1. Weltkrieg im Dezember 1914

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 1
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

2) "Frankfurter Zeitung" (1914)

 

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